Schlagwort-Archiv: Leica M

Bunt, bunter, Graffiti…

Freiburg ist eine schöne Stadt. Freiburg ist eine saubere Stadt. Sauber und schön, wie viele andere Städte in Deutschland und der EU auch. Und irgendwie habe ich das Gefühl, unsere urbanen Zonen werden immer schicker und aufgeräumter. Aber es gibt sie noch, die Plätze an denen man merkt, dass es brodelt, dass es eine „sich-ausdrücken-wollende“-Gesellschaft gibt. Besonders in Freiburg.

Ich liebe diese Plätze, die uns ein wenig von dieser subversiven Stimmung der späten 80er zurückbringen. Ein Teil dieser Bewegung war und ist die Graffiti-Szene. Ich weiß, viele sehen dies einfach nur als das Beschmieren von Wänden, was es oft auch ist. Vielfach sind diese „urbanen Malereien“ aber weit mehr: ein Ausdruck des Zustandes unserer Gesellschaft, ein Fieberbarometer der Stadt oder einfach nur ein ganz hervorragendes Fotomotiv. Man muss sich nur trauen zu verweilen und sie zu betrachten – und nicht zuletzt JR zeigt uns heute, dass diese Kultur inzwischen den Einzug in Kunstgalerien vollzogen hat. Warum aber Geld zahlen, wenn wir diese Kunst auf den Straßen unserer Städte betrachten dürfen.

Ich bin also losgezogen und habe einen sehr speziellen Platz in Freiburg besucht, wo man Graffitis 360 x 360 Grad vorliegen hat – eine vollkommen „zugesprühte“ Unterführung.

Eingang zur "Kunstgalerie". Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/5.0.

Eingang zur „Kunstgalerie“. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/5.0.

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Auch eine Form von Statement. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.8.

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Tür zur Unterwelt? Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/4.0.

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Typische „Links-Rechts“ Entscheidung. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/4.0.

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Aufgang. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/4.0.

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Wegweiser #1. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

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Wegweiser #2. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/4.0.

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Hommage an H.R. Giger? Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

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Eindeutiges Statement der Obdachlosen! Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/4.0.

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„Nachweihnachtlicher“ Gruß. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Ich hoffe, dass der Eine oder Andere in Zukunft die bemalten Wände ein wenig länger betrachtet, nicht gleich schimpft, sondern sich eine Meinung bildet und versucht zu verstehen, ob es einfach nur „Geschmiere“ ist oder, ob tatsächlich eine Botschaft dahinter stecken könnte. Kunst muss nicht immer im Museum hängen!

LiK

Fotorucksack – Entscheidung und erster Erfahrungsbericht (Trockenübung)

Männer und Fototaschen bzw. Fotorucksäcke, das ist so wie Frauen und Schuhe. Und (leider) bilden weder ich noch meine Frau eine Ausnahme von dieser Regel. Eigentlich bin ich mit meiner Billingham Tasche sehr zufrieden. Speziell auf Wanderungen hatte ich in der Vergangenheit immer mal das Bedürfnis, neben meiner Kamera und einem Objektiv auch eine Jacke und ein wenig Knabberzeug mitzunehmen. Daher sollte nun, neben der Billigham Tasche, die auch weiterhin das Standardtransportmittel bleiben wird, ein kleinerer Fotorucksack angeschafft werden. Da auch solche kleineren Anschaffungen bei mir in einen monatelangen Rechercheprozess ausarten, will ich euch die Erkenntnisse und Ergebnisse nicht vorenthalten. Dieser Beitrag soll also davon berichten – wie immer aus meiner sehr persönlichen und subjektiven Sicht.

Was suchte ich? Der Fotorucksack sollte Platz für meine Leica M und ein weiteres Objektiv bieten. Wichtig dabei war mir, dass dieses „Fotofach“ ausreichend stabil und sicher ist und Schutz gegen schnellen Zugriff von außen bildet. Zudem wollte ich ein Rucksackfach in der Größe von ca. 12 bis 15 Liter haben (heute meist als „Daypack“ bezeichnet). Zudem wollte ich ein paar Nebenfächer, um Schlüssel, Trinken, etc. unterbringen zu können. Schlussendlich wollte ich kein Schwergewicht, sondern einen möglichst leichten Rucksack (meine Vorstellung war ein max. Gewicht von ca. 1,5 kg).

Wie immer begann ich meine Recherche im Internet (natürlich war mir mein alter Kumpel Rob mit Links, Tipps, Hinweisen behilflich – danke nochmals dafür! Neben den bekannten Seiten ist auch diese Seite hier ein echter Tipp). Ich konnte meine Suche dann relativ schnell auf drei Modelle von drei unterschiedlichen Herstellern eingrenzen:

Preislich befinden sich alle drei Rucksäcke im gleichen Segment – je nach Anbieter und Zwischenhändler muss man zwischen 130 und 190 € ausgeben, was für einen hochwertig verarbeiteten Rucksack völlig in Ordnung ist.

Kurz zu ein paar Eigenheiten der drei Rucksäcke:

  • F-Stop koppelt Rucksack und Fotofach völlig voneinander ab, sodass man die Rucksäcke mit unterschiedlichen Fotofächern (sog. Internal Camera Units, ICUs) ausstatten kann. Dies hat den Vorteil, dass man die ICU inkl. der kompletten Fotoausrüstung aus dem Rucksack nehmen und anderweitig verstauen kann. Die ICU ist über einen eigenen Zugang von außen erreichbar, im Falle des F-Stop Guru vom Rückenbereich des Rucksacks. Und genau da sind wir beim Hauptpunkt, der mir missfällt: Um die Fotoausrüstung zu erreichen, muss der Rucksack ganz abgenommen werden oder zumindest so gedreht werden, dass der Rückenbereich zugänglich wird. Da ich jemand bin, der sehr schnell an seine Ausrüstung kommen will, war dies die Disqualifikation. Zudem war der Rucksack mit insgesamt 28 Litern für mich und meine Ausrüstung doch etwas zu groß.
  • Evoc kommt aus der Radszene und hat unglaublich viel Erfahrung in der Konstruktion von stabilen und langlebigen Rucksäcken. Der Evoc Photo Scout stellt den kleinsten Rucksack von Evoc dar. Das Fotofach ist fest verbaut und von der Seite zugänglich, was mir sehr gut gefiel. Tragekomfort wurde allerseits gelobt und mit 18 Litern hatte der Rucksack genau die richtige Größe. Nachteil ist jedoch, dass das Fotoabteil einen Anteil von 40% am Gesamtvolumen hat – darin würde sich meine kleine Leica M mit Sicherheit verlieren. Zudem war der Rucksack mit 1,8 kg doch sehr schwer. In Summe also nicht ideal für meine Ansprüche.
  • Der Lowepro Photo Sport 200 AW stellt schließlich den besten Kompromiss dar. Er ist mit 1,3 kg der leichteste und mit 17 Liter auch gleichzeitig der kleinste der drei. Auffällig ist, dass der Rucksack wesentlich schmäler gebaut ist, was meiner schmalen Körperform sehr entgegen kommt. Das Fotofach ist fest verbaut und von der Seite zugänglich. Zusatzfächer gibt es für Trinken, Kleidung, etc. Er besteht zu 100% aus Polyamid, ein extrem leichtes, aber riss-beständiges Material, das ich bereits von anderen Wanderrucksäcken bestens kenne. Eine zusätzliche Regenschutzhülle ist fest am Unterboden verbaut und kann schnell und einfach über den gesamten Rucksack gezogen werden.
Fotorucksack Lowepro Photo Sport 200 AW.

Fotorucksack Lowepro Photo Sport 200 AW.

Nun aber zum eigentlichen Fotofach. Dieses ist extrem klein und für so manche DSLR-Besitzer mit Sicherheit zu klein. Für eine Leica M aber genau richtig, sodass die Kamera einigermaßen satt sitzt. Leider hat Lowepro nur eine einzige Unterteilung mitgeliefert, was für mich eindeutig zu wenig ist. Also habe ich mir die überschüssigen Billigham Unterteiler geschnappt und in den Rucksack „eingesetzt“. Dies dient mir vor allem auch dazu, die Kamera im Fach etwas zu stabilisieren. Insgesamt muss gesagt werden, dass das Fotofach etwas mehr an Stabilität vertragen würde, was mit Sicherheit dann aber auf Kosten des Gewichts gehen würde. Mit etwas Geschick und ein paar zusätzlichen Unterteilern kann man sich das Fach aber ausreichend stabil machen.

Nachfolgend ein paar Bilder zur Illustration (sind nicht als hochqualitative Produktfotos gedacht, sondern sollen einen realen Eindruck vom Rucksack wiedergeben).

Links: Rucksack voll geöffnet (Daypack und Fotofach). Rechts: Fotofach.

Links: Rucksack voll geöffnet (Daypack und Fotofach). Rechts: Fotofach.

Das Fotofach des Lowepro Photo Sport 200 AW nimmt die Leica M mit angesetztem Summilux-M 50 mm und ein Summicron 35 mm inkl. Schutzköcher problemlos auf.

Das Fotofach des Lowepro Photo Sport 200 AW nimmt die Leica M mit angesetztem Summilux-M 50 mm und ein Summicron-M 35 mm inkl. Schutzköcher problemlos auf.

Insgesamt kann ich sagen, dass mich der Rucksack in der ersten „Trockenübung“ voll überzeugt. Letztendlich muss er sich aber vor allem gut tragen und im Einsatz praktisch sein. Einen diesbezüglichen Erfahrungsbericht liefere ich im Sommer nach.

LiK

Objektiv betrachtet!

Viel zu oft geht es in Gesprächen zwischen Fotografen nur um die Kamera. Wie viele Megapixel, kürzeste Verschlusszeit, etc. Die Kamera trägt zum eigentlichen Bild aber nur sehr wenig bei. Sehr viel wichtiger (neben dem Fotografen und seinen Ideen!) ist das verwendete Objektiv. Das Objektiv bestimmt, wie das Sujet abgebildet wird – Brennweite, Blende, Rendering, … haben erheblichen Einfluss auf das Bild. Das Objektiv bzw. die verwendete Brennweite beeinflusst aber auch das „Sehen“ des Fotografen und seine Wahrnehmung und Empfindung. Zeit also, einen Blick auf meine persönliche Sicht der Dinge zu werfen.

Der Fotograf und die Brennweite – die Geschichte einer Hassliebe!

Tatsächlich hat die Brennweite einen ganz erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des jeweiligen Fotografen. Beginnen wir beim Grundlegenden: bei der Kombination von Objektiv und Kamera. Bei Verwendung einer Spiegelreflex blickt der Fotograf durch das Objektiv auf sein Sujet. Er sieht also genau den Ausschnitt, den auch seine Kamera sieht – dies birgt Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist ganz sicher, dass man die Bildkomposition sehr exakt vornehmen kann; man weiß bereits vor dem Auslösen, was einen erwartet. Der Nachteil ist aber, dass die Wahrnehmung auch dementsprechend beeinflusst wird. Die „neutrale“ Sicht auf das Sujet ist praktisch nicht vorhanden. Bei einer Messsucherkamera (wie der Leica M) blickt der Fotograf nicht durch das Objektiv, sondern durch ein kleines Fensterchen auf das Sujet – der Blick bleibt unverfälscht, die Komposition kann aber nicht ganz so exakt vorgenommen werden. Geht es bei einer Messsucherkamera also mehr darum, „seinen“ Bildausschnitt zu finden, finden Spiegelreflexbenutzer eine ganze Reihe an Parametern, die bereits durch den Blick durch das Objektiv beobachtbar werden (z. B. Schärfentiefe). Diesbezüglich gibt es aber kein „Besser“ oder „Schlechter“ – unterschiedliche Systeme für unterschiedliche Fotografen. Jeder muss für sich selbst entscheiden; für mich stellt (inzwischen) der unverfälschte Blick auf die Umgebung eine Eigenschaft dar, die ich nicht mehr missen möchte.

Erwähnt muss an dieser Stelle auch werden, dass sich die Brennweitenangaben in diesem Beitrag immer auf das Kleinbildformat beziehen, also auf eine Film- bzw. Sensorfläche von 24 x 36 mm. Und bitte sprecht in diesem Zusammenhang nicht von Vollformat (Full Frame)! Was ist schon Vollformat? In der Mittelformatfotografie bedeutet Vollformat eine sehr viel größere Fläche als im Kleinbildformat. Zudem sollten wir uns von dieser leidlichen Diskussion über „Formate“ verabschieden.

Generell ist die Kombination aus Brennweite und Blende prägend für das Bild. Auf technische Details möchte ich hier nicht eingehen, diese können in Lehrbüchern nachgelesen werden. Beachtet sollte aber werden, dass eine größere Brennweite den Raum in Blickrichtung verdichtet, eine entsprechende kürzere Brennweite den Raum „weiter/größer“ erscheinen lässt. Eine Blende von f/4.0 sorgt bei 50 mm für eine sehr viel geringere Schärfentiefe als bei 35 mm. Ich denke dies ist allen Lesern hier klar.

Daraus ergibt sich also die Notwendigkeit der Objektivwahl nach Stil und Inhalt der umzusetzenden Szene. Es gibt einige Regeln, die man in Lehrbüchern findet, z. B. kein Portrait mit Brennweiten unter 50 mm zu fotografieren. Vergessen wir diese stumpfsinnigen Einschränkungen der Kreativität ganz schnell wieder! Jede Brennweite kann (und sollte!) für jede Szene eingesetzt werden. Gerade die ungewöhnlichen Lösungen führen manchmal zu den außergewöhnlichsten Bildern.

Portrait mit 35 mm und bei stark seitlich einfallenden Licht. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Portrait mit 35 mm und bei stark seitlich einfallendem Licht. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Was beschreibt nun aber ein Objektiv und seine „Qualität“?

Die wichtigsten Parameter für die Beschreibung eines Objektives sind natürlich:

  • Brennweite, und
  • Lichtstärke

Etwas Verwirrung gibt es heute durch neue Formate, wie oben angedeutet. Hilfreich ist es dabei, wenn die Brennweite immer auf das Kleinbildformat bezogen wird, sodass sie auch vergleichbar und greifbar wird.

Die optische Qualität der Objektive wird heute üblicherweise mit der Schärfe beschrieben, was eigentlich völliger Unfug ist. Die gemessene Schärfe eines Objektives sagt nur sehr selten etwas über die visuell wahrgenommene Schärfe aus. Das menschliche Auge reagiert sehr viel stärker auf Kontraste. Daher ist der abbildbare lokale Kontrast für ein Objektiv ein sehr viel repräsentativerer Wert. Beschrieben wird diese Abbildungsleistung bei vielen Herstellern heute mit den sog. MTF-Kurven. Die Modulationsübertragungsfunktion (auch Modulationstransferfunktion (MTF, engl. Modulation Transfer Function) ist die mathematische Beschreibung des Vergleiches zwischen dem Detailkontrast an Kanten eines Objektes und dem Detailkontrast dessen bildlicher Darstellung. Mehr über MTF-Kurven finden sich umfangreich im Internet.

Ein Merkmal, das leider bei der Beurteilung von Objektiven allzu oft außer Acht gelassen wird, ist das Bokeh, also die Art der Abbildung des Unschärfebereichs. Gerade wenn man gerne mit offener Blende arbeitet und dadurch große Bereiche des Bildes ins Unscharfe gleiten lässt, ist die Abbildung dieser Unschärfe von großer Wichtigkeit. Unterschiedliche Objektivbauarten bilden die Unschärfe völlig verschieden ab und letztlich ist es der eigene Geschmack, der darüber entscheidet, ob es gefällt oder nicht. Ich bin ein großer Fan möglichst sanfter Übergänge und eines möglichst weichen Bokehs. Andere lieben hingegen unruhige Bokehs bis hin zu ringförmigen Ausprägungen.

Weit offene Blende für minimale Schärfentiefe. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Weit offene Blende für minimale Schärfentiefe. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Wenn man sich für ein Objektiv entscheidet, sollte man ein weiteres Kriterium zur Beurteilung heranziehen: die Bauform, Größe und Masse. Die wahre Kunst des Objektivbaus liegt nämlich in der Erreichung höchster Abbildungsstärke (nach den oben formulierten Kriterien) mit möglichst wenigen Linsenelementen bzw. Baugruppen und die damit einhergehende kompakte Bauform. Ich finde es nämlich mehr als fraglich, wenn Hersteller ihre Objektive mit der außergewöhnlichen Abbildungsleistung bewerben, auf der anderen Seite dafür aber oft über 12 Linsenelemente brauchen und eine Baugröße erreichen, die in Volumen und Masse so manche Kamera bei weitem übertrifft. Was hilft es, ein gut abbildendes Objektiv zu haben, wenn der Transport zu einer Herausforderung wird. Große Bauformen gehen auch mit großen Frontlinsendurchmessern einher, was große und teure Filter bzw. Filterlösungen nach sich zieht.

Daher sieht mein ganz persönliches Kochrezept für den Kauf eines Objektives folgendermaßen aus:

1. Schritt: Frage dich, ob du ein zusätzliches Objektiv wirklich brauchst und frage dich, was du mit dem Objektiv vornehmlich fotografieren möchtest bzw. anders machen würdest, als mit deinen bestehenden Objektiven.

2. Schritt: Frage dich, welche Brennweite deine bestehende(n) Brennweite(n) am besten nach unten oder oben ergänzt. Lasse mindestens die Hälfte der Brennweite, von der du ausgehst, als Lücke. Von einem 50 mm startend also mindestens 25 mm (=50 / 2) nach unten und oben (daher als Ergänzung ein 35 mm oder ein 75 mm).

3. Schritt: Mache eine Aufstellung an Objektiven (mit der Wunschbrennweite), die es für dein Kamerasystem gibt. Lass dabei auch Fremdhersteller wie Voigtländer, Zeiss, etc. nicht außen vor.

4. Schritt: Suche nach Aufnahmen, welche mit deiner Kamera und den Wunschobjektiven gemacht wurden. Analysiere die Abbildungscharakteristika wie Kontrast, Bokeh, etc.

5. Schritt: Entscheide auf Basis von Abbildungsleistung (bitte keine Testberichte studieren, sondern die realen Bilder aus Schritt 4 beurteilen!), Gewicht, und letztlich Preis. Und beachte: Nicht immer muss es das hochpreisige lichtstarke Objektiv sein!

Allgemein kann ich nur empfehlen, den Weg Richtung Festbrennweiten zu gehen. Das erhöht zwar den Aufwand beim Fotografieren, schränkt einen mitunter ein, lässt einen aber auch ganz neue Dinge entdecken (man ist einfach gezwungen, seine Blickrichtung und den Abstand zum Sujet zu variieren, was mitunter sehr inspirierend sein kann).

Bokeh, Bokeh, Bokeh, …

Für die Brennweite 35 mm will ich ein Beispiel anführen, um das oben Geschriebene etwas besser zu verdeutlichen. Sehen wir uns mal zwei aktuelle Objektive von Leica etwas genauer an. Bild 1 zeigt eine Testaufnahme mit dem Leica Summilux-M 1:1.4/35 mm ASPH. FLE – das derzeitige top-of-the-line Objektiv für diese Brennweite. Bild 2 zeigt das Leica Summicron-M 1:2/35 mm ASPH. Preislich liegen zwischen den beiden Objektiven ca. 2.000.-€. Beide Aufnahmen entstanden bei Blende f/2 mit der Leica M9. Auf den ersten Blick ist relativ deutlich zu sehen, dass nicht nur lokaler Kontrast und Schärfe verschieden sind, sondern auch die Farbwiedergabe. Das Summilux „popt“ die Farben sehr viel stärker als das Summicron. Die Schärfe ist beim Summilux minimal höher, der lokale Kontrast kann als ungefähr gleich angesehen werden.

Testaufnahme mit Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE. bei Blende f/2

Testaufnahme mit Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE. bei Blende f/2.

Testaufnahme mit Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2

Testaufnahme mit Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Jetzt aber zum spannendsten Teil, dem Bokeh. Im Folgenden untereinander abgebildet das Bokeh der beiden Objektive (Bilder stellen Ausschnitte der oben abgebildeten Aufnahmen dar; beide Aufnahmen daher bei Blende f/2 fotografiert). Erstes Bild wieder mit Summilux, zweites Bild mit Summicron fotografiert.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Es ist alleine Geschmackssache, welches der beiden Bokehs ihr besser findet. Ohne jeden Zweifel ist das Bokeh des Summilux etwas weicher und sanfter. Das Summicron wirkt etwas unruhiger, im Bereich der Dachziegel schon fast etwas hektisch.

Die Testbilder stammen übrigens von Thomas Kaspar – danke nochmals dafür. Schaut bitte auch mal auf seiner Flickr-Seite vorbei!

Nun aber zu meiner Wahl. Ich fotografiere mit zwei Objektiven:

Warum nun genau diese Kombination? Als ich vor gut einem Jahr auf Leica umgestiegen bin, wusste ich, dass ich mir nicht mehr als 2 Objektive leisten konnte. Ich wusste, dass mir an meiner alten Kamera das 50 mm so viel Spaß gemacht hat, dass ich auf diese Brennweite unmöglich verzichten konnte. Die 35 mm gelten in der Leica-Szene als Standard, und reizten mich daher extrem (ohne zu wissen, auf was ich mich einlassen würde). Somit war die Entscheidung für die Brennweite(n) gefallen, musste nur noch die Lichtstärke gewählt werden. Ich recherchierte unglaublich viel, las Erfahrungsberichte und versuchte, mich in meine zukünftige Art der Fotografie hineinzuversetzen. Ich entschied mich dann für das Summilux-M 1:1.4/50 mm ASPH. und das Summicron-M 1:2/35 mm ASPH und verzichtete auf das Summilux-M 1:1.4/35 mm ASPH. FLE. Für das Summicron entschied am Ende der Preis und die etwas geringere Abhängigkeit von Streulicht.

Da ich damals relativ wenig Ahnung von der Leica-Qualität und den damit einhergehenden Ansprüchen hatte, akzeptierte ich mein Urteil. Heute bin ich sehr glücklich mit dem Summicron, aber hin und wieder ertappe ich mich natürlich schon beim „Nachdenken über das Summilux“. Und wenn ich mir den Bokeh-Vergleich von oben ansehe, muss ich sagen, wünschte ich mir (manchmal) das 35er Summilux an meiner Kamera; ich würde aber trotzdem das kleine, feine und kompakte 35er Summicron vermissen. Die Alternativen beim 50 mm kamen hingegen für mich nie in Frage; das Noctilux-M ist einfach zu teuer, optisch nicht ganz so gut wie das Summilux und in seiner Abbildung sehr speziell. Beim Summicon und Summarit hingegen gefielen mir das Bokeh nicht (da zu unruhig).

Wohin die Reise geht…

Als Ergänzung bzw. als Weiterentwicklung des Objektivparks gibt es für mich zwei Möglichkeiten: (1) Ergänzung im Weitwinkelbereich (21 mm), oder (2) Ersatz des 35er Summicron durch das Summilux. Ich quäle mich nun schon seit Monaten mit einer Entscheidung. Die Preiserhöhung bei Leica zum 1.1.2015 und die Möglichkeit, für kurze Zeit mit einem derzeit verfügbaren Leica-Gutschein das Objektiv noch etwas billiger zu bekommen (ein gefinkelter Marketing-Gag von Leica), haben das Kribbeln natürlich deutlich erhöht. Umso überraschender ist es wohl, dass ich mich für keine der beiden Alternativen entschieden habe. Ich werde zunächst weiter mit meinen beiden Objektiven fotografieren und alles so belassen wie es derzeit ist. Warum? Weil ich die zwei Objektive noch nicht an ihre Grenzen getrieben habe und weil ich sie noch nicht zur Genüge kenne. Ich bin der Meinung, dass man aus seinem Equipment das Maximum raus holen muss und sich nicht durch neue Teile ablenken lassen sollte. Also weiter mit 35 mm und 50 mm (Summicron und Summilux) – in der Einschränkung liegt die Kreativität! In einem Jahr werde ich wieder evaluieren und nachdenken… wir werden sehen!

Eisrose. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Eisrose. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Damit bin ich am Ende eines, zugegebenermaßen, etwas längeren Beitrags angekommen. Ich hoffe, ihr habt trotzdem bis zum Ende gelesen…

Meine wichtigsten Tipps zu Schluss:

  • Legt euch vor allem Festbrennweiten zu und verzichtet auf die „Ultimativen-Ultra-Reise-Zoom-Objektive“.
  • Studiert MTF-Kurven und technische Details nur am Rande und beschäftigt euch mit Beispielbildern, wenn ihr ein Objektiv wählt.
  • Geht raus und fotografiert und verbringt nicht Tage und Wochen, um euch durch Forenbeiträge und Testberichte zu wühlen!

Euer LiK

The Leica Meet

„The Leica Meet“ ist eine internationale Gruppe von Leica-Fotografen die ihre Bilder gemeinschaftlich über die Internetplattform Flickr veröffentlicht. Ich bin schon seit einiger Zeit Mitglied dieser Gruppe, habe ihr meine Bilder aber noch nie zugeordnet. Dies wollte ich nun ändern…somit, erste Veröffentlichung in „The Leica Meet“ Gruppe! Nichts besonderes, sollte aber hier festgehalten werden.

Erstmals Veröffentlichung in "The Leica Meet".

Erstmals Veröffentlichung in „The Leica Meet“.

LiK

Und plötzlich war er da…

So lange haben wir gewartet… und plötzlich war er da: der Winter inkl. Schnee. Noch etwas zögerlich über den Schwarzwald hereingezogen, im Gepäck unglaubliches Licht und gewitterartige Wolken. Nichts wie raus und fotografieren!

Gewitterstimmung bevor der Schnee kommt. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/5.0.

Gewitterstimmung bevor der Schnee kommt. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/5.0.

Ruhe! Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Ruhe! Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Spuren im Schnee/Eis. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Spuren im Schnee/Eis. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Ich finde Schnee immer wieder eines der faszinierendsten „Objekte“ für die Fotografie. Es verwandelt jede „Farblandschaft“ in eine riesige monochrome Umgebung. Farbe spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Das erste Bild wurde am Stadtrand von Freiburg aufgenommen, direkt am Seepark. Die Lichtstimmung war für wenige Minuten extrem faszinierend – absolut „unwinterlich“ und sie erinnerte mich eher an ein hereinbrechendes Sommergewitter, als an den kommenden Winter. Die beiden anderen Bilder entstanden auf der „blauen Brücke“ in Freiburg. Alle Bilder wie immer weitgehend unbearbeitet.

LiK

Jahresrückblick 2014

Wie in den letzten beiden Jahren möchte ich auch heuer einen kleinen Blick zurück wagen und ein Resümee zum abgelaufenen Jahr ziehen. Ich möchten den Rückblick wieder in 3 Teile gliedern:

  • Technisches
  • Künstlerisches
  • Persönliches

Technisches: Beginnen wir wieder mit den technischen Errungenschaften des Jahres 2014. So spannend 2013 war, so langweilig war leider das abgelaufene Jahr. Technisch hat sich wenig bis gar nichts getan – abgesehen von ein paar minimalen Überarbeitungen am Kamerasektor. Die großen Zwei (Canon und Nikon) suchen immer noch vergebens nach einer klaren Linie und nach einer Antwort auf den Erfolg der spiegellosen Systeme. Sony schießt noch immer aus vollen Rohren (und ja, ich hatte es letztes Jahr in meinem Beitrag richtig prophezeit… es gab bereist dieses Jahr einen Nachfolger zur A7!) und keiner versteht so richtig, was die eigentlich machen und wollen. Ein paar interessante Entwicklungen gab es am Kompaktkamerasektor – große Sensoren und deutliche Abgrenzung zu den Smartphones scheint das Motto der Stunde zu sein. Damit einher geht auch, dass Kompaktkameras plötzlich im Preisbereich von 700 bis 1.000 € angesiedelt sind. Damit deutet sich schon an, dass es in Zukunft wohl kaum noch kleine Kameras unter 400 € geben wird. Was macht Leica? Einige Sondermodelle, eine Leica M ohne Leica-Logo, und noch ein paar kleine Dinge zum Spielen. Der eigentliche Knüller, um nicht von einem Super-Knüller zu sprechen, war aber die M60, eine M ohne Display! Finde diese extrem interessant, auch wenn es (zunächst?) nur ein Sondermodell ist. Ich lehne mich schon mal aus dem Fenster und prophezeie eine normale M ohne Display. Oder vielleicht gar die Möglichkeit, sich seine M selber konfigurieren zu können (SW- oder Farb-Chip, Schwarz oder Silber, mit oder ohne Display, …). Vielleicht, vielleicht aber auch nicht… sicher aber noch nicht 2015! Des weiteren hat Leica 2014 vor allem sein 100-jähriges Jubiläum und 60 Jahre M-System zelebriert. Beides führte zu ganz wunderbaren Ausstellungen, Ereignissen und zu einem Buchband, der wirklich alles sprengt, was es bis jetzt gegeben hat: „Augen auf! 100 Jahre Leica“. Mehr dazu dann später mal. Und sonst? Hmmm… nichts Aufregendes würde ich sagen.

Künstlerisches: Welche Fotos, Ausstellungen und Präsentationen haben mich dieses Jahr am meisten beeindruckt? Leider kam ich 2014 nur zu sehr wenigen Ausstellungen, trotzdem haben mich ein paar Fotografen vom Hocker gehauen. Ich entdeckte Trent Parke, einen australischen Magnum-Fotografen, der so wunderbar mit dem Licht spielt und mich dadurch beeindruckt hat. Seht euch dieses Bild an und staunt (Link)! Und dann ist da noch Julia Baier – wow, was für Fotos. Habe diese wunderbare Fotografin durch das Leica Projekt „10×10“ für mich entdeckt und je öfter ich in ihre Bilderwelt eintauche, desto mehr haut sie mich um! Und dann sind da noch die ganz großen Namen, die mich 2014 beschäftigt haben; allen voran Vivian Maier. Habe mich durch die Doku und das dazugehörige Buch recht intensiv mit ihrem Leben und ihren Bilder auseinandergesetzt und bin immer noch begeistert – unglaubliche Fotos und eine unglaubliche Lebensgeschichte. Schön war auch, dass es Neues von “Stella Polaris Ulloriarsuaq – The Shining Memory Of Mother Earth“, ein Projekt, das ich bereits letzte Jahr hier vorgestellt habe, gibt. Es lohnt sich also, dieses Juwel weiter zu verfolgen (siehe: Link.)

Persönliches: Am Ende des Jahres fragt man sich, was man so getrieben hat und, ob man auf der Stelle getreten hat oder sich auch einen Schritt nach vorne oder gar nach hinten bewegen konnte. Stand letztes Jahr noch eindeutig der Wechsel zu Leica im Mittelpunkt, so kann ich für 2014 klar sagen, dass ich angekommen bin. Der Wechsel fühlt sich immer noch richtig an, auch wenn mich einige für verrückt erklärt haben und meinen Wunsch nach einer Leica als „Phase“ abgetan haben. Fotografisch habe ich verstanden, wie ich mit Festbrennweiten abwechslungsreich fotografieren kann – was nicht heißt, dass es mir immer gelingen mag. Ich habe es schätzen gelernt, mit wenig Ausrüstung viel zu erreichen. In Punkto Effizienz konnte ich deutlich zulegen und es gelingt mir immer besser, Bilder zu produzieren, die ich vorab im Kopf habe. Als deutlicher Schritt nach vorne würde ich die Bilderserie „Abziehbilder“ (an einem besseren Titel arbeite ich noch!), die im Burgund entstanden ist, bezeichnen. Diese Richtung möchte ich weiter vertiefen und verfolgen. Naja, und dann ist da noch dieses Mammutprojekt, welches ich schon mal angedeutet habe und über welches ich 2015 sicher im Detail hier berichten werde. Ich hoffe, es 2015 zu Ende zu bringen. Generell scheint sich bei mir ein Trend Richtung „Projektarbeit“ abzuzeichnen – in den letzten Monaten habe ich 2-3 größere Projekte im Kopf ausgearbeitet und hoffe, sie auch irgendwann umsetzen zu können. Auch 2015 werde ich definitiv nicht ins Studio zurück gehen, und auch 2015 werde ich auf aufwendige Modelshootings verzichten (auch wenn ich es für dieses Jahr in Aussicht gestellt habe).

Mein wichtigstes Bild im Jahr 2014? Ohne jeden Zweifel das unten dargestellte Bild. Die Stimmung, in der ich dieses Bild gemacht habe, die Zeit und die Eindrücke haben sich bei mir festgesetzt – all das gibt dieses Bild perfekt wieder.

Also dann… auf ein gutes Jahr 2015!

Jahresrückblicke der letzten Jahre:

Euer LiK

Mein persönliches Bild des Jahres 2014. Aufgenommen mit der Leica M und Summicron-M 35 mm.

Mein persönliches Bild des Jahres 2014. Aufgenommen mit der Leica M und Summicron-M 35 mm.

Bunte Wände…

Schon mehrmals habe ich mich an den bunten, verrosteten Wänden des Uni Klinikum versucht. Leider waren die Bilder immer relativ unbefriedigend. Die Bilder gaben nie das wieder, was ich mir wünschte. Also habe ich neue Versuche gestartet, immer und immer wieder. Und jetzt habe ich drei Bilder gemacht, mit denen ich durchaus leben kann. Die Sonne stand genügend tief, sodass sich Struktur und Schatten abbildeten.

Strukturierte Wand #1 - Fotografiert mit der Leica M und dem Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Strukturierte Wand #1 – Fotografiert mit der Leica M und dem Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Strukturierte Wand #2 - Fotografiert mit der Leica M und dem Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Strukturierte Wand #2 – Fotografiert mit der Leica M und dem Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Strukturierte Wand #3 - Fotografiert mit der Leica M und dem Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Strukturierte Wand #3 – Fotografiert mit der Leica M und dem Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Irgendwie erzählen die Wände ihre eigene Geschichte… abgewaschen, verrostet und einfach nur verbraucht – aber viel schöner als eine kahle weiße Wand!

LiK