Endlich Frankreich, endlich Croissant und Baguette! Vor über 25 Jahren war ich schon einmal in Antibes, kann mich aber praktisch an nichts mehr erinnern – dunkel abgelegt war in meiner Erinnerung aber, dass es dort schön war. Antibes ist Nizza sehr ähnlich, nur eben etwas kleiner und weniger geschäftig. Wir verbrachten 5 Tage dort, wohnten etwas westlich der Stadt, direkt am Strand – nach den 5 Tagen wusste ich: Antibes gehört jetzt zu meinen Lieblingsstädten.
Diese ersten Bilder entstanden auf dem Weg vom Westen in die Stadt. Man läuft auf der alten Stadtmauer direkt ins Herzen der Stadt. Im Laufe des Abends wurde das Licht immer weniger und das letzte Bild ist nicht perfekt scharf, aber es gibt das Leben dort gut wieder. Man spricht, diskutiert und lacht, auch wenn man sich noch nicht kennt – und ein klein wenig Italien gibt es sogar in Antibes 🙂 Der nächste Bilderblock zeigt einige Eindrücke bei Tageslicht – an Attraktivität büßt die Stadt nicht ein.
Die nächsten Bilder sind auf einer Wanderung westlich der Stadt entstanden – immer der Küste entlang sind wir ca. 12 Kilometer gelaufen. Heiß und trocken, aber schön. Dieser klimatische Zustand hat auch dazu geführt, dass wir den Wanderweg praktisch für uns alleine hatten.
Und zum Abschluss dieses Teils, gibt es noch ein neues „Selbstportrait“: Der Fotograf mit kleiner Dame! Entstanden an der alten Stadtmauer in Antibes.
Wenn man sich mit Objektiven beschäftigt, analysiert man immer die üblichen Parameter wie Schärfe, Auflösung etc. In der Fotografie kommt jedoch oft noch die Anmutung des Bokehs hinzu – also jenes Bereichs, der unscharf abgebildet wird. Für mich zählt bei der Auswahl eines Objektivs die Art und Weise, wie das Bokeh gezeichnet wird, mehr als Schärfe oder Auflösung. Dieser „Bokeh-Fetisch“ hat schließlich dazu geführt, dass ich mir das Summicron APO 35 mm zugelegt habe – sauteuer, aber mit einem Bokeh zum Niederknien.
Und natürlich stellt sich die Frage, ob man wirklich mehrere Tausend Euro ausgeben muss, um ein „Niederknie-Bokeh“ zu bekommen!? KI sollte das doch eigentlich auch hinkriegen. In Lightroom gibt es seit letztem Jahr eine Funktion namens „Objektivunschärfe“. Damit lässt sich ein sanftes Bokeh künstlich erzeugen. Vergleichbare Funktionen kennen wir bereits länger von unseren Smartphone-Apps.
Wie arbeitet diese Funktion nun? Lightroom errechnet aus dem Bild ein sogenanntes Tiefenbild – das heißt, für jedes Pixel wird der Abstand zwischen Kamera und Objekt berechnet bzw. geschätzt. In der Folge können dann jene Pixel, die einen bestimmten Abstand unter- oder überschreiten, geglättet bzw. unscharf gemacht werden. Ein bisschen Rechenaufwand steckt dahinter, aber mit modernen GPUs (z. B. einem Apple-M-Prozessor) dauert die Berechnung nicht länger als ein paar Sekunden.
Wo liegt nun das Problem? Es gibt in komplexen Szenen Bereiche die feine Details in der Übergangszone zwischen scharfer und unscharfer Abbildung beinhalten. In diesen Bereichen kann es zu Fehlinterpretationen des Tiefenbildes kommen, was dann eine dirkte Auswirkung auf die Glättung der Pixel hat. Entstehen können dabei seltsame Artefakte. Ein Beispiel habe ich euch unten mitgebracht.
Bild aufgenommen mit Summilux 50 mm bei f/1.4: wunderbares Bokeh und ein traumhafter Übergang von Schärfe zu Unschärfe. Besser und schöner geht es für mich nicht!Hintergrund ist mit Lightroom weiter unscharf gemacht worden und daraus entstanden ist die Problemzone „Hand auf Stuhllehne“.Vergrößerung des Schärfe-Unschärfeverlaufs gezeichnet alleine durch das Objektiv. Problemzone „Hand auf Stuhllehne“ mit Artefakten, gezeichnet durch Lighroom.Der Grund der Missinterpretation: Falsche Interpretation des Tiefenbildes im Bereich „Hand auf Stuhllehne“.
Mit Sicherheit können wir davon ausgehen, dass diese technischen Herausforderungen mit der Zeit immer kleiner werden – und irgendwann einfach verschwinden.
Mein eigentliches Problem fängt aber genau hier an! Der Einsatz von KI bei der Bildbearbeitung bringt zweifellos eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich: komplexe Maskierungen per Klick, schnelle Belichtungskorrekturen, gezielte Kontraststeigerung – all das möchte ich nicht mehr missen. Nie wieder stundenlang händisch Masken ziehen? Ja bitte!
Aber: Die Charakteristik von Objektiven und die Art, wie sie ein Bild zeichnen, sollte nicht verfälscht werden. Ich liebe es, Bilder bestimmter Objektive zu vergleichen und herauszufinden, was ihre Abbildung so einzigartig macht. Ein Summilux liefert eben eine völlig andere Bildwirkung als ein Summicron – und das ist auch gut so!
Lasst uns also die wahre Unschärfe genießen…und manchmal ist genau das, was nicht perfekt ist, einfach perfekt.
Wir sind hier von Pferden umgeben – gefühlt besitzt jeder zweite Nachbar ein Pferd, und fast täglich reiten Menschen an uns vorbei. Ich schätze diese Atmosphäre sehr, denn Pferde strahlen für mich etwas ganz Besonderes aus. Einen unserer „Nachbarn“ habe ich auf dem Bild festgehalten. Das Seitenverhältnis musste ich etwas anpassen, da sonst störende Elemente im rechten Bildbereich sichtbar gewesen wären. In Schwarz-Weiß, mit dem unglaublichen Mikro-Kontrast des 35er APO, wirkt das Bild besonders plastisch (habe f/2.0 gewählt). Lediglich die harte Kante der Pflastersteine im linken unteren Bereich stört mich ein wenig – aber das perfekte Bokeh entschärft diesen Eindruck ein wenig 🙂 Übrigens: An den Lightroom-Reglern habe ich so gut wie nichts geändert – nur eine einfache Umwandlung in Schwarz-Weiß vorgenommen und den erwähnten Bildbeschnitt durchgeführt.
In den Weinbergen, nicht weit von uns entfernt, steht eine kleine Hütte, die ich in den letzten Jahren nicht wirklich beachtet habe. Kürzlich auf einer kleinen Wanderung ist sie mir aber wieder in die Augen gesprungen – etwas gruselig, aber schön!
Und wie immer: alle Bilder wurden mit der Leica M11-P und dem APO 35er gemacht.
Weiter geht es mit dem zweiten Teil. Vom Stand hinein in die Stadt… Die Bilder entstanden beim Schlendern durch die Straßen von Nizza, bewaffnet nur mit der Leica M und dem 35er. Bearbeitet wurden die Bilder praktisch gar nicht; es ist schon ziemlich beindruckend was aus dieser Kamera-Objektivkombination „ready-to-use“ rauskullert.
Neulich bin ich durch den Wald gelaufen und wollte mal high-key ausprobieren. Mit dem 50er Lux klappt das recht gut, weil man viel Licht zur Verfügung hat und bei der Aufnahme und auch im Nachgang die Belichtung fast nach belieben „hoch drehen“ kann – ein Hoch auf die Dynamik der M11!
Solche Ansammlungen von Bäumen sind ja nicht so leicht richtig ins Bild zu rücken – irgendetwas ist immer abgeschnitten. Diese zwei Bilder funktionieren für mich aber trotzdem! Auch wenn sie nicht perfekt sind, mag ich sie…
Euer Alex
Update: Auf Basis des Kommentars von Rob, habe ich eine neue Version erstellt. Hmmm…..geht das in die Richtung die du meintest?
Der Winter macht es uns (mir!) derzeit nicht leicht typische Winterlandschaften zu fotografieren – zumindest hier in Südbaden ist vom Schnee keine Spur. Nun gut! Trotzdem raus in die Natur und Dinge ablichten, die in der Gegend rumliegen / -stehen. Die ersten Bilder sind an einem abgebrochenen Baumast entstanden, der vor sich „hin fault“. Die Schärfenebene liegt vielleicht nicht ideal und ist auch etwas zu knapp gewählt (Blende f/2.0). Trotzdem gefallen mir die Bilder gut. Das dritte Bild zeigt DEN Baum – ihr kennt ihn, wenn ihr den Blog hier regelmäßig verfolgt. Der Baum steht nicht weit von uns entfernt und wurde von mir schon oft abgebildet. Dieses mal ging die Sonne gerade dahinter unter und es ergab sich eine herrliche Lichtstimmung. Das vierte Bild…naja, ohne Worte 🙂
Ach ja, alle Bilder sind mit der Leica M11-P und dem Summicron APO 35 mm gemacht. Bildbearbeitung in Lightroom.