Kategorie-Archiv: Summilux

Wahre Unschärfe genießen – Objektivkunst versus KI

Wenn man sich mit Objektiven beschäftigt, analysiert man immer die üblichen Parameter wie Schärfe, Auflösung etc. In der Fotografie kommt jedoch oft noch die Anmutung des Bokehs hinzu – also jenes Bereichs, der unscharf abgebildet wird. Für mich zählt bei der Auswahl eines Objektivs die Art und Weise, wie das Bokeh gezeichnet wird, mehr als Schärfe oder Auflösung. Dieser „Bokeh-Fetisch“ hat schließlich dazu geführt, dass ich mir das Summicron APO 35 mm zugelegt habe – sauteuer, aber mit einem Bokeh zum Niederknien.

Und natürlich stellt sich die Frage, ob man wirklich mehrere Tausend Euro ausgeben muss, um ein „Niederknie-Bokeh“ zu bekommen!? KI sollte das doch eigentlich auch hinkriegen. In Lightroom gibt es seit letztem Jahr eine Funktion namens „Objektivunschärfe“. Damit lässt sich ein sanftes Bokeh künstlich erzeugen. Vergleichbare Funktionen kennen wir bereits länger von unseren Smartphone-Apps.

Wie arbeitet diese Funktion nun? Lightroom errechnet aus dem Bild ein sogenanntes Tiefenbild – das heißt, für jedes Pixel wird der Abstand zwischen Kamera und Objekt berechnet bzw. geschätzt. In der Folge können dann jene Pixel, die einen bestimmten Abstand unter- oder überschreiten, geglättet bzw. unscharf gemacht werden. Ein bisschen Rechenaufwand steckt dahinter, aber mit modernen GPUs (z. B. einem Apple-M-Prozessor) dauert die Berechnung nicht länger als ein paar Sekunden.

Wo liegt nun das Problem? Es gibt in komplexen Szenen Bereiche die feine Details in der Übergangszone zwischen scharfer und unscharfer Abbildung beinhalten. In diesen Bereichen kann es zu Fehlinterpretationen des Tiefenbildes kommen, was dann eine dirkte Auswirkung auf die Glättung der Pixel hat. Entstehen können dabei seltsame Artefakte. Ein Beispiel habe ich euch unten mitgebracht.

Bild aufgenommen mit Summilux 50 mm bei f/1.4: wunderbares Bokeh und ein traumhafter Übergang von Schärfe zu Unschärfe. Besser und schöner geht es für mich nicht!
Hintergrund ist mit Lightroom weiter unscharf gemacht worden und daraus entstanden ist die Problemzone „Hand auf Stuhllehne“.
Vergrößerung des Schärfe-Unschärfeverlaufs gezeichnet alleine durch das Objektiv.
Problemzone „Hand auf Stuhllehne“ mit Artefakten, gezeichnet durch Lighroom.
Der Grund der Missinterpretation: Falsche Interpretation des Tiefenbildes im Bereich „Hand auf Stuhllehne“.

Mit Sicherheit können wir davon ausgehen, dass diese technischen Herausforderungen mit der Zeit immer kleiner werden – und irgendwann einfach verschwinden.

Mein eigentliches Problem fängt aber genau hier an! Der Einsatz von KI bei der Bildbearbeitung bringt zweifellos eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich: komplexe Maskierungen per Klick, schnelle Belichtungskorrekturen, gezielte Kontraststeigerung – all das möchte ich nicht mehr missen. Nie wieder stundenlang händisch Masken ziehen? Ja bitte!

Aber: Die Charakteristik von Objektiven und die Art, wie sie ein Bild zeichnen, sollte nicht verfälscht werden. Ich liebe es, Bilder bestimmter Objektive zu vergleichen und herauszufinden, was ihre Abbildung so einzigartig macht. Ein Summilux liefert eben eine völlig andere Bildwirkung als ein Summicron – und das ist auch gut so!

Lasst uns also die wahre Unschärfe genießen…und manchmal ist genau das, was nicht perfekt ist, einfach perfekt.

Euer Alex

Spannung und Langeweile

Neulich beim Backen – allerdings nicht für uns, sondern für unseren Nachbaresel (ja, wirklich ein Esel und kein Kosename!) – konnte ich eine wunderbare kleine Alltagsszene beobachten: Meine Tochter, voll konzentriert und mit leuchtenden Augen beim Teigausrollen – Spannung pur! Doch kaum waren die Kekse im Ofen, wich die Begeisterung der blanken Langeweile. Beide Fotos habe ich mit der M und dem Summilux 50 mm bei f/1.4 aufgenommen. Beim zweiten Bild hat der Fokus perfekt auf den Augen gesessen. Beim ersten… sagen wir, es erzählt trotzdem seine Geschichte (etwas mehr Schärfe im Gesicht wäre aber gut gewesen). In der Nachbearbeitung habe ich die Belichtung leicht angehoben und den Kontrast reduziert. Die dadurch entstandene weiche Bildwirkung passt einfach wunderbar zur ruhigen, fast schon zeitlosen Atmosphäre dieser besonderen „Backstunde“.

Euer Alex

(Sumi)Lux a Like

Ich gebe es zu…die Überschrift ist seltsam, aber der Hammer 🙂 Neulich bin ich mit dem Summilux losgezogen und habe es bewusst nur bei f/1.4 verwendet. Drei Bäume in unmittelbarer Umgebung mussten als Objekte herhalten. Bei der Bearbeitung in Lightroom habe ich etwas entsättigt und einen leichten Farbshift eingeführt.

Bei den Aufnahmen hat sich das erste mal der hybride Verschluss bewährt – ich habe der Kamera vorgegeben automatisch zu entscheiden diesen zu nutzen. Im Messsucher lässt sich dies gut erkennen: alle Verschlusszeiten kürzer als 1/4.000 Sek. können nur mit dem elektronischen Verschluss umgesetzt werden (bis zu 1/16.000 Sek). Dies eröffnet ganz neue Möglichkeiten und macht ND-Filter für diese Art der Fotografie komplett überflüssig.

Die Schärfenebene habe ich bei allen drei Aufnahme nicht perfekt platziert/getroffen – da brauche ich wohl noch etwas Übung. Trotzdem wirken die Aufnahme schon sehr eigen – f/1.4 bei solchen Aufnahmen stellt nicht den Standard dar und widerspricht etwas unserer natürliche Sehgewohnheit. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Experimente.

Euer Alex

Welcome back: 50 mm

Einige Zeit hat es gedauert, bis ich das APO 35 mm abschnallte und das Summilux 50 mm montierte. Zu sehr bin ich in das APO verliebt. Nun gut! Zeit für eine neue Liebe 🙂 Das 50er habe ich ja seit über 10 Jahren und daher ist es mit Sicherheit keine neue Liebe mehr – „die Wiederentdeckung einer alten Leidenschaft“ trifft es wohl besser. Das „Lux“ ist phantastisch, auch wenn es nicht ganz an die Abbildungsleistung des APO rankommt. Spannend wäre mal ein Vergleich zwischen 50 mm Lux und 50 mm APO. Aber wer weiß was die Zukunft alles so bringen mag.

Die Bilder sind bei einem kleinen Streifzug durch Müllheim entstanden. Der 70er Look der Bilder gefällt mir und passt zu den Motiven.

Euer Alex