Kategorie-Archiv: Shooting

Mauerwerk #3

Vor einem Jahr habe ich hier eine Serie gestartet, in der ich alte und verwachsene Wände dokumentiere. Diese Wände sollten aber nicht irgendwo stehen, sondern in dem Dorf anzufinden sein, in dem ich aufgewachsen bin: in Lana. Die Bilder wurden damals unter dem Titel „Erschöpfte Wände“ veröffentlicht (Rob war mir, wie immer, bei der Suche nach einem Titel eine kongeniale Hilfe):

Nun geht die Reise also weiter: Teil 3! Nicht ganz so bunt, nicht ganz so schrill, aber wieder mit tollen Farben, wie ich finde.

L1006286_01 L1006299 L1006323_01 L1006332 L1006304_01Langsam scheint sich also ein schönes Langzeitprojekt zu entwickeln. Ich bleibe jedenfalls dran und halte euch am Laufenden.

LiK

Pokerface…

Die beste Gelegenheit Menschen zu fotografieren, sind Gelegenheiten, in denen sie hochkonzentriert oder abgelenkt sind. Besonders gut eignen sich dabei Situationen, in denen was gelesen, eingekauft oder gespielt wird. Und so nutzte ich die Situation eines „Kartenabend im Kreise der Familie“, um einfach in der Ecke zu hocken und mit meiner Leica auf Jagd zu gehen. Das leise Klicken den Kamera störte dabei nicht und so wurde fröhlich und unter vollem Einsatz des gesamten Körpers Karten gespielt. Entstanden sind eine ganze Reihe von Bildern, von denen ich nur ein paar zeigen möchte.

Alle Bilder entstanden im manuellen Belichtungsmodus bei 1/60 Sekunde. Die Blende wurde auf f/4.0 gestellt und der ISO Wert auf 2.500 gedreht. In der Nachbearbeitung habe ich den Kontrast minimal angehoben und eine Schwarz-Weiß-Konvertierung vorgenommen.

L1006398L1006381 L1006401 L1006406 L1006410Die Bilder geben meiner Meinung nach die Spontanität der Situation sehr gut wieder. Man spürt die Konzentration, aber auch die Wärme im Raum.

LiK

Objektiv betrachtet!

Viel zu oft geht es in Gesprächen zwischen Fotografen nur um die Kamera. Wie viele Megapixel, kürzeste Verschlusszeit, etc. Die Kamera trägt zum eigentlichen Bild aber nur sehr wenig bei. Sehr viel wichtiger (neben dem Fotografen und seinen Ideen!) ist das verwendete Objektiv. Das Objektiv bestimmt, wie das Sujet abgebildet wird – Brennweite, Blende, Rendering, … haben erheblichen Einfluss auf das Bild. Das Objektiv bzw. die verwendete Brennweite beeinflusst aber auch das „Sehen“ des Fotografen und seine Wahrnehmung und Empfindung. Zeit also, einen Blick auf meine persönliche Sicht der Dinge zu werfen.

Der Fotograf und die Brennweite – die Geschichte einer Hassliebe!

Tatsächlich hat die Brennweite einen ganz erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des jeweiligen Fotografen. Beginnen wir beim Grundlegenden: bei der Kombination von Objektiv und Kamera. Bei Verwendung einer Spiegelreflex blickt der Fotograf durch das Objektiv auf sein Sujet. Er sieht also genau den Ausschnitt, den auch seine Kamera sieht – dies birgt Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist ganz sicher, dass man die Bildkomposition sehr exakt vornehmen kann; man weiß bereits vor dem Auslösen, was einen erwartet. Der Nachteil ist aber, dass die Wahrnehmung auch dementsprechend beeinflusst wird. Die „neutrale“ Sicht auf das Sujet ist praktisch nicht vorhanden. Bei einer Messsucherkamera (wie der Leica M) blickt der Fotograf nicht durch das Objektiv, sondern durch ein kleines Fensterchen auf das Sujet – der Blick bleibt unverfälscht, die Komposition kann aber nicht ganz so exakt vorgenommen werden. Geht es bei einer Messsucherkamera also mehr darum, „seinen“ Bildausschnitt zu finden, finden Spiegelreflexbenutzer eine ganze Reihe an Parametern, die bereits durch den Blick durch das Objektiv beobachtbar werden (z. B. Schärfentiefe). Diesbezüglich gibt es aber kein „Besser“ oder „Schlechter“ – unterschiedliche Systeme für unterschiedliche Fotografen. Jeder muss für sich selbst entscheiden; für mich stellt (inzwischen) der unverfälschte Blick auf die Umgebung eine Eigenschaft dar, die ich nicht mehr missen möchte.

Erwähnt muss an dieser Stelle auch werden, dass sich die Brennweitenangaben in diesem Beitrag immer auf das Kleinbildformat beziehen, also auf eine Film- bzw. Sensorfläche von 24 x 36 mm. Und bitte sprecht in diesem Zusammenhang nicht von Vollformat (Full Frame)! Was ist schon Vollformat? In der Mittelformatfotografie bedeutet Vollformat eine sehr viel größere Fläche als im Kleinbildformat. Zudem sollten wir uns von dieser leidlichen Diskussion über „Formate“ verabschieden.

Generell ist die Kombination aus Brennweite und Blende prägend für das Bild. Auf technische Details möchte ich hier nicht eingehen, diese können in Lehrbüchern nachgelesen werden. Beachtet sollte aber werden, dass eine größere Brennweite den Raum in Blickrichtung verdichtet, eine entsprechende kürzere Brennweite den Raum „weiter/größer“ erscheinen lässt. Eine Blende von f/4.0 sorgt bei 50 mm für eine sehr viel geringere Schärfentiefe als bei 35 mm. Ich denke dies ist allen Lesern hier klar.

Daraus ergibt sich also die Notwendigkeit der Objektivwahl nach Stil und Inhalt der umzusetzenden Szene. Es gibt einige Regeln, die man in Lehrbüchern findet, z. B. kein Portrait mit Brennweiten unter 50 mm zu fotografieren. Vergessen wir diese stumpfsinnigen Einschränkungen der Kreativität ganz schnell wieder! Jede Brennweite kann (und sollte!) für jede Szene eingesetzt werden. Gerade die ungewöhnlichen Lösungen führen manchmal zu den außergewöhnlichsten Bildern.

Portrait mit 35 mm und bei stark seitlich einfallenden Licht. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Portrait mit 35 mm und bei stark seitlich einfallendem Licht. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Was beschreibt nun aber ein Objektiv und seine „Qualität“?

Die wichtigsten Parameter für die Beschreibung eines Objektives sind natürlich:

  • Brennweite, und
  • Lichtstärke

Etwas Verwirrung gibt es heute durch neue Formate, wie oben angedeutet. Hilfreich ist es dabei, wenn die Brennweite immer auf das Kleinbildformat bezogen wird, sodass sie auch vergleichbar und greifbar wird.

Die optische Qualität der Objektive wird heute üblicherweise mit der Schärfe beschrieben, was eigentlich völliger Unfug ist. Die gemessene Schärfe eines Objektives sagt nur sehr selten etwas über die visuell wahrgenommene Schärfe aus. Das menschliche Auge reagiert sehr viel stärker auf Kontraste. Daher ist der abbildbare lokale Kontrast für ein Objektiv ein sehr viel repräsentativerer Wert. Beschrieben wird diese Abbildungsleistung bei vielen Herstellern heute mit den sog. MTF-Kurven. Die Modulationsübertragungsfunktion (auch Modulationstransferfunktion (MTF, engl. Modulation Transfer Function) ist die mathematische Beschreibung des Vergleiches zwischen dem Detailkontrast an Kanten eines Objektes und dem Detailkontrast dessen bildlicher Darstellung. Mehr über MTF-Kurven finden sich umfangreich im Internet.

Ein Merkmal, das leider bei der Beurteilung von Objektiven allzu oft außer Acht gelassen wird, ist das Bokeh, also die Art der Abbildung des Unschärfebereichs. Gerade wenn man gerne mit offener Blende arbeitet und dadurch große Bereiche des Bildes ins Unscharfe gleiten lässt, ist die Abbildung dieser Unschärfe von großer Wichtigkeit. Unterschiedliche Objektivbauarten bilden die Unschärfe völlig verschieden ab und letztlich ist es der eigene Geschmack, der darüber entscheidet, ob es gefällt oder nicht. Ich bin ein großer Fan möglichst sanfter Übergänge und eines möglichst weichen Bokehs. Andere lieben hingegen unruhige Bokehs bis hin zu ringförmigen Ausprägungen.

Weit offene Blende für minimale Schärfentiefe. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Weit offene Blende für minimale Schärfentiefe. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Wenn man sich für ein Objektiv entscheidet, sollte man ein weiteres Kriterium zur Beurteilung heranziehen: die Bauform, Größe und Masse. Die wahre Kunst des Objektivbaus liegt nämlich in der Erreichung höchster Abbildungsstärke (nach den oben formulierten Kriterien) mit möglichst wenigen Linsenelementen bzw. Baugruppen und die damit einhergehende kompakte Bauform. Ich finde es nämlich mehr als fraglich, wenn Hersteller ihre Objektive mit der außergewöhnlichen Abbildungsleistung bewerben, auf der anderen Seite dafür aber oft über 12 Linsenelemente brauchen und eine Baugröße erreichen, die in Volumen und Masse so manche Kamera bei weitem übertrifft. Was hilft es, ein gut abbildendes Objektiv zu haben, wenn der Transport zu einer Herausforderung wird. Große Bauformen gehen auch mit großen Frontlinsendurchmessern einher, was große und teure Filter bzw. Filterlösungen nach sich zieht.

Daher sieht mein ganz persönliches Kochrezept für den Kauf eines Objektives folgendermaßen aus:

1. Schritt: Frage dich, ob du ein zusätzliches Objektiv wirklich brauchst und frage dich, was du mit dem Objektiv vornehmlich fotografieren möchtest bzw. anders machen würdest, als mit deinen bestehenden Objektiven.

2. Schritt: Frage dich, welche Brennweite deine bestehende(n) Brennweite(n) am besten nach unten oder oben ergänzt. Lasse mindestens die Hälfte der Brennweite, von der du ausgehst, als Lücke. Von einem 50 mm startend also mindestens 25 mm (=50 / 2) nach unten und oben (daher als Ergänzung ein 35 mm oder ein 75 mm).

3. Schritt: Mache eine Aufstellung an Objektiven (mit der Wunschbrennweite), die es für dein Kamerasystem gibt. Lass dabei auch Fremdhersteller wie Voigtländer, Zeiss, etc. nicht außen vor.

4. Schritt: Suche nach Aufnahmen, welche mit deiner Kamera und den Wunschobjektiven gemacht wurden. Analysiere die Abbildungscharakteristika wie Kontrast, Bokeh, etc.

5. Schritt: Entscheide auf Basis von Abbildungsleistung (bitte keine Testberichte studieren, sondern die realen Bilder aus Schritt 4 beurteilen!), Gewicht, und letztlich Preis. Und beachte: Nicht immer muss es das hochpreisige lichtstarke Objektiv sein!

Allgemein kann ich nur empfehlen, den Weg Richtung Festbrennweiten zu gehen. Das erhöht zwar den Aufwand beim Fotografieren, schränkt einen mitunter ein, lässt einen aber auch ganz neue Dinge entdecken (man ist einfach gezwungen, seine Blickrichtung und den Abstand zum Sujet zu variieren, was mitunter sehr inspirierend sein kann).

Bokeh, Bokeh, Bokeh, …

Für die Brennweite 35 mm will ich ein Beispiel anführen, um das oben Geschriebene etwas besser zu verdeutlichen. Sehen wir uns mal zwei aktuelle Objektive von Leica etwas genauer an. Bild 1 zeigt eine Testaufnahme mit dem Leica Summilux-M 1:1.4/35 mm ASPH. FLE – das derzeitige top-of-the-line Objektiv für diese Brennweite. Bild 2 zeigt das Leica Summicron-M 1:2/35 mm ASPH. Preislich liegen zwischen den beiden Objektiven ca. 2.000.-€. Beide Aufnahmen entstanden bei Blende f/2 mit der Leica M9. Auf den ersten Blick ist relativ deutlich zu sehen, dass nicht nur lokaler Kontrast und Schärfe verschieden sind, sondern auch die Farbwiedergabe. Das Summilux „popt“ die Farben sehr viel stärker als das Summicron. Die Schärfe ist beim Summilux minimal höher, der lokale Kontrast kann als ungefähr gleich angesehen werden.

Testaufnahme mit Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE. bei Blende f/2

Testaufnahme mit Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE. bei Blende f/2.

Testaufnahme mit Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2

Testaufnahme mit Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Jetzt aber zum spannendsten Teil, dem Bokeh. Im Folgenden untereinander abgebildet das Bokeh der beiden Objektive (Bilder stellen Ausschnitte der oben abgebildeten Aufnahmen dar; beide Aufnahmen daher bei Blende f/2 fotografiert). Erstes Bild wieder mit Summilux, zweites Bild mit Summicron fotografiert.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Es ist alleine Geschmackssache, welches der beiden Bokehs ihr besser findet. Ohne jeden Zweifel ist das Bokeh des Summilux etwas weicher und sanfter. Das Summicron wirkt etwas unruhiger, im Bereich der Dachziegel schon fast etwas hektisch.

Die Testbilder stammen übrigens von Thomas Kaspar – danke nochmals dafür. Schaut bitte auch mal auf seiner Flickr-Seite vorbei!

Nun aber zu meiner Wahl. Ich fotografiere mit zwei Objektiven:

Warum nun genau diese Kombination? Als ich vor gut einem Jahr auf Leica umgestiegen bin, wusste ich, dass ich mir nicht mehr als 2 Objektive leisten konnte. Ich wusste, dass mir an meiner alten Kamera das 50 mm so viel Spaß gemacht hat, dass ich auf diese Brennweite unmöglich verzichten konnte. Die 35 mm gelten in der Leica-Szene als Standard, und reizten mich daher extrem (ohne zu wissen, auf was ich mich einlassen würde). Somit war die Entscheidung für die Brennweite(n) gefallen, musste nur noch die Lichtstärke gewählt werden. Ich recherchierte unglaublich viel, las Erfahrungsberichte und versuchte, mich in meine zukünftige Art der Fotografie hineinzuversetzen. Ich entschied mich dann für das Summilux-M 1:1.4/50 mm ASPH. und das Summicron-M 1:2/35 mm ASPH und verzichtete auf das Summilux-M 1:1.4/35 mm ASPH. FLE. Für das Summicron entschied am Ende der Preis und die etwas geringere Abhängigkeit von Streulicht.

Da ich damals relativ wenig Ahnung von der Leica-Qualität und den damit einhergehenden Ansprüchen hatte, akzeptierte ich mein Urteil. Heute bin ich sehr glücklich mit dem Summicron, aber hin und wieder ertappe ich mich natürlich schon beim „Nachdenken über das Summilux“. Und wenn ich mir den Bokeh-Vergleich von oben ansehe, muss ich sagen, wünschte ich mir (manchmal) das 35er Summilux an meiner Kamera; ich würde aber trotzdem das kleine, feine und kompakte 35er Summicron vermissen. Die Alternativen beim 50 mm kamen hingegen für mich nie in Frage; das Noctilux-M ist einfach zu teuer, optisch nicht ganz so gut wie das Summilux und in seiner Abbildung sehr speziell. Beim Summicon und Summarit hingegen gefielen mir das Bokeh nicht (da zu unruhig).

Wohin die Reise geht…

Als Ergänzung bzw. als Weiterentwicklung des Objektivparks gibt es für mich zwei Möglichkeiten: (1) Ergänzung im Weitwinkelbereich (21 mm), oder (2) Ersatz des 35er Summicron durch das Summilux. Ich quäle mich nun schon seit Monaten mit einer Entscheidung. Die Preiserhöhung bei Leica zum 1.1.2015 und die Möglichkeit, für kurze Zeit mit einem derzeit verfügbaren Leica-Gutschein das Objektiv noch etwas billiger zu bekommen (ein gefinkelter Marketing-Gag von Leica), haben das Kribbeln natürlich deutlich erhöht. Umso überraschender ist es wohl, dass ich mich für keine der beiden Alternativen entschieden habe. Ich werde zunächst weiter mit meinen beiden Objektiven fotografieren und alles so belassen wie es derzeit ist. Warum? Weil ich die zwei Objektive noch nicht an ihre Grenzen getrieben habe und weil ich sie noch nicht zur Genüge kenne. Ich bin der Meinung, dass man aus seinem Equipment das Maximum raus holen muss und sich nicht durch neue Teile ablenken lassen sollte. Also weiter mit 35 mm und 50 mm (Summicron und Summilux) – in der Einschränkung liegt die Kreativität! In einem Jahr werde ich wieder evaluieren und nachdenken… wir werden sehen!

Eisrose. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Eisrose. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Damit bin ich am Ende eines, zugegebenermaßen, etwas längeren Beitrags angekommen. Ich hoffe, ihr habt trotzdem bis zum Ende gelesen…

Meine wichtigsten Tipps zu Schluss:

  • Legt euch vor allem Festbrennweiten zu und verzichtet auf die „Ultimativen-Ultra-Reise-Zoom-Objektive“.
  • Studiert MTF-Kurven und technische Details nur am Rande und beschäftigt euch mit Beispielbildern, wenn ihr ein Objektiv wählt.
  • Geht raus und fotografiert und verbringt nicht Tage und Wochen, um euch durch Forenbeiträge und Testberichte zu wühlen!

Euer LiK

Und plötzlich war er da…

So lange haben wir gewartet… und plötzlich war er da: der Winter inkl. Schnee. Noch etwas zögerlich über den Schwarzwald hereingezogen, im Gepäck unglaubliches Licht und gewitterartige Wolken. Nichts wie raus und fotografieren!

Gewitterstimmung bevor der Schnee kommt. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/5.0.

Gewitterstimmung bevor der Schnee kommt. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/5.0.

Ruhe! Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Ruhe! Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Spuren im Schnee/Eis. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Spuren im Schnee/Eis. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Ich finde Schnee immer wieder eines der faszinierendsten „Objekte“ für die Fotografie. Es verwandelt jede „Farblandschaft“ in eine riesige monochrome Umgebung. Farbe spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Das erste Bild wurde am Stadtrand von Freiburg aufgenommen, direkt am Seepark. Die Lichtstimmung war für wenige Minuten extrem faszinierend – absolut „unwinterlich“ und sie erinnerte mich eher an ein hereinbrechendes Sommergewitter, als an den kommenden Winter. Die beiden anderen Bilder entstanden auf der „blauen Brücke“ in Freiburg. Alle Bilder wie immer weitgehend unbearbeitet.

LiK

Farbtreue…

Die Geschichte der Monitorkalibrierung ist wohl genau so alt wie die digitale Fotografie. In vielen Zeitschriften und Blogbeiträgen liest man, dass es geradezu eine eigene Wissenschaft sei, seinen Monitor vernünftig und richtig zu kalibrieren. Und dabei ist doch alles ganz einfach und verständlich. Also los geht’s…

Um seinen Bearbeitunsgprozess vernünftig gestalten zu können, sollte man zumindest eine Bildbearbeitungssoftware, welche Farbprofile unterstützt, installiert haben. Dazu zählen z. B. Lightroom oder Darktable. Ich arbeite mit Darktable – daher werden meine Ausführungen auf diese Software eingehen, können aber durchwegs auch als „softwareunabhängig“ interpretiert werden.

Wichtig zu erwähnen ist natürlich auch, dass wir den Monitor zwar kalibrieren können, dies aber relativ bedeutungslos bleibt, solange wir nicht auch den Ausgabeprozess kalibrieren. Und genau an diesem Punkt habe ich meist abgewunken, da ich meine Bilder nicht selber ausdrucke, sondern von einem Fotolabor ausarbeiten lasse. Viele Fotolabore bieten aber eigene Farbprofile an, welche gratis heruntergeladen werden können und in der eigenen Bildbearbeitungssoftware Verwendung finden. Im Übrigen sollte man besser von einer „Profilierung“ und nicht von einer „Kalibrierung“ sprechen, da der Prozess keinen Bezug zu einer absoluten Referenzgröße darstellt. Aber egal…

Ich gehe im Folgenden also davon aus, dass kein eigener Drucker für den Print verwendet wird, sondern ein entsprechendes Profil eines Printservices installiert ist. Diese Profile werden als sog. ICC-Profile bezeichnet – eine gute Beschreibung von ICC-Profilen findet sich hier. Zu finden sind diese z. B. bei SaalDigital unter: http://www.saal-digital.de/fotoabzuege/profi-informationen/icc-profil-testprint/, oder Cyberlab unter: http://www.cyberlab.at/infopool/icc_profile/index.php

Ebenfalls zur Verfügung stehen sollte ein entsprechendes Kalibriergerät, ein sog. Colorimeter. Mit diesem kann die aktuelle Farbeinstellung des Monitors erfasst werden und die notwendigen Korrekturwerte in einer Tabelle abgelegt werden. Diese Tabelle kann dann vom Betriebssystem, der entsprechenden Bildbearbeitungssoftware oder vom Monitor selber verwendet werden. Ich verwende als Colorimeter den X-Rite i1Display Pro.

Colorimeter im Einsatz.

Colorimeter im Einsatz.

Die Kalibration mit Hilfe eines Colorimeters ist denkbar einfach. Das Colorimeter wird auf den Monitor aufgesetzt und misst Farbwerte, die von einer entsprechenden Software eingeblendet werden. Am Ende wird für diese ausgewählten Werte eine Differenz zwischen einem fiktiven Soll-Wert und dem tatsächlichen Ist-Wert berechnet. Die berechnete Kalibrierfunktion oder Kalibriertabelle beinhaltet dann die entsprechenden Korrekturwerte.

Wie oben angedeutet bestehen nun mehrere Möglichkeiten, die durchgeführte Kalibrierung bzw. Profilierung anzuwenden. Die einfachste und für jeden verfügbare Methode ist sicher die Integration in das jeweilige Betriebssystem. Da ich unter Linux arbeite, kann ich nur darüber berichten. Sowohl Gnome als auch KDE bieten inzwischen die Möglichkeit, generierte Farbprofile zu nutzen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass unabhängig vom verwendeten Programm das Farbprofil zur Anwendung kommt – dies stellt gleichzeitig aber auch den Nachteil dar. Nicht immer will man in jedem Programm das Farbprofil tatsächlich zur Anwendung bringen. Besser ist natürlich die Nutzung des Profils im jeweiligen Bearbeitungsprogramm. Sowohl Lightroom als auch Darktable bieten diese Möglichkeit an. Die letzte Methode ist die Nutzung des Profils direkt durch den Monitor – diesen Ansatz habe ich realisiert. Mein Eizo-Monitor bietet die Möglichkeit, das generierte Farbprofil nach Erstellung zu übernehmen und zu integrieren. Dies hat nun den Charme, dass man betriebssystemunabhängig ist und sich der Monitor direkt um das Profil kümmert. Nachteil ist wieder, dass man dieses Profil für alle Programme inkl. Betriebssystem verwenden muss. Viele hochwertige Monitore können selbständig eine regelmäßige Re-Kalibrierung machen (durch ein eingebautes kleines Colorimeter) und so über lange Zeit eine Farbstabilität halten. Für mich war dies der entscheidende Grund, auf diese Methode zu setzen – regelmäßige händische Kalibrationsvorgänge entfallen damit. Eine erstmalige Profilierung durch ein externes Colorimeter ist aber anzuraten (man erzeugt damit eine hochwertige Nullmessung, an der sich das  eingebaute Colorimeter orientiert).

Das Exportmodul von Darktable, in dem man auch das entsprechende Profil wählen kann.

Das Exportmodul von Darktable, in dem man auch das entsprechende Profil wählen kann.

Nun kann man also die Bearbeitung seiner Bilder durchführen und hat am Bildschirm bzw. am jeweiligen Programm eine möglichst „neutrale/echte“ Darstellung vorliegen. Trotzdem muss nun bei der Entwicklung der Bilder (also bei der Generierung von jpg’s aus raw’s) das Farbprofil des jeweiligen Printservice verwendet werden. Unter Darktable kann dieses Profil im Exportmodul angegeben werden (siehe Screenshot oben) und mit der sogenannten Gamut-Überprüfung (die zugehörige Tastenkombination findet sich in den Einstellungen; in Darktable ist es die Taste „g“) vorab getestet werden. So bekommt man einen Eindruck, was im Printverfahren noch möglich ist und was außerhalb des darstellbaren RGB-Farbraums bzw. der Hell-Dunkel-Bereiche liegt.

Gamut-Überprüfung durch drücken der Taste "g". Bereich die im Druckvorgang kritisch sein werden, sind farblich gekennzeichnet.

Gamut-Überprüfung durch Drücken der Taste „g“. Bereiche, die im Druckvorgang kritisch sein werden, sind farblich gekennzeichnet.

Die Kombination aus Monitorkalibrierung bzw. -profilierung, der Verwendung des Druckprofils des Printservices und die Nutzung des Gamut-Tests liefern zuverlässige Ergebnisse ohne böse Überraschungen.

Ich hoffe, damit einen kurzen und verständlichen Einblick in die Thematik „Monitorkalibrierung“ gegeben zu haben… viel wichtiger ist es aber, tatsächlich zu fotografieren. Also geht raus und macht Fotos!

LiK

Das Licht…

Also mit dem Winter scheint es heuer ja nicht so recht zu klappen. Und so herrscht in Freiburg derzeit eher eine herbstliche Stimmung: Temperaturen weit über dem Nullpunkt und dicht hängender Nebel. Also rein in den Wald und fotografieren!

Ein gutes Objektiv zeigt seine Stärken vor allem bei seitlich einfallendem Licht und bei extremen Gegenlicht. Zwei Lichtsituationen die billige und schlecht verarbeitete Linsen schon mal an die Grenzen treiben. Die Leica M ist bei Einsatz von weitwinkligen Objektiven (ab dem 35 mm abwärts) recht anfällig für Streulicht, welches sich durch das extrem kurze Auflagenmaß störend abbilden kann. Mit ein wenig Sorgfalt lassen sich aber hervorragende Ergebnisse erreichen; auch unter extrem schwierigen Situationen. Den Beweis erbringe ich mit dem nachfolgenden Bild.

Gegenlicht. Fotografiert mit der Leica M und Summicron-M 35 mm @ 2.0.

Gegenlicht pur! Fotografiert mit der Leica M und Summicron-M 35 mm @ 2.0.

Aufgenommen wurde das Bild auf dem Schlossberg bei Freiburg. Die tief-stehende Nachmittagssonne blickte gerade so über den Hügel und traf meine Kamera und das Summicron frontal. Ich machte die Blende ganz auf, korrigierte die Belichtung leicht und lichtete die Situation ab. Besonders schön finde ich, wie sich die Sonnenstrahlen durch den Nebel abbilden. Trotz Gegenlicht sind keine Lichtschleier oder Reflexionen sichtbar. Die extrem kontrastreiche und gestochen scharfe Abbildung sprechen für die Kombination aus Kamera und Objektiv.

So lässt sich der Winter weiter genießen…

LiK

Move it Baby!

Bereits vor einiger Zeit habe ich mit Experimenten begonnen, die im Wesentlichen darauf beruhen die Kamera während der Belichtung zu bewegen. Eine Idee die schon viele Fotografen vor mir hatten.Ich experimentierte mit diversen Einstellungen und Objekten und verstand schnell, dass die Ergebnisse sehr wohl steuerbar sind und nicht (nur) der Zufall regiert. Bäume, Häuser, oder große Holzflächen bildeten sich plötzlich „gemäldeartig“ ab. Im Burgund fand ich dann die Zeit sehr viel mit meiner neuen Erkenntnis und den damit verbundenen Möglichkeiten zu experimentieren. Heraus kamen Bilder die einen großen Schritt in Richtung Malerei machen – anbei 3 Beispiele.

Leica M mit Summicron-M 35 mm @ 5.6.

Leica M mit Summicron-M 35 mm @ 5.6.

Leica M mit Summilux-M 50 mm @ 5.6.

Leica M mit Summilux-M 50 mm @ 5.6.

Leica M mit Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Leica M mit Summilux-M 50 mm @ 4.0.

Warum zeige ich die Bilder aber erst nach fast 3 Monaten? Nun, es musste sich entwickeln, wachsen und ich musste den Zugang zu den Bildern finden, um sie auswählen und tatsächlich zeigen zu können.

Die Bilder sind völlig unbearbeitet, auch der Bildausschnitt wurde so belassen wie aufgenommen. Vielleicht mag der Eine oder Andere nun sagen, dass dies nichts mehr mit Fotografie zu tun hat und nur noch Produkte des Zufalls sind; für mich drücken die Bilder aber sehr viel von dem aus, was ich heute unter Fotografie verstehe. Nicht mehr nur abbilden, sondern auslösen! Auslösen von Emotionen und Gefühlen. Die Serie wird also definitiv fortgesetzt – derzeit arbeite ich aber an einem anderen Mammutprojekt, sodass kaum Zeit bleibt…mehr dazu 2015.

LiK