Kategorie-Archiv: Technisches

Schwach geworden – Zuwachs für die M!

Und da schreibe ich vor einigen Wochen noch davon, dass ich meinen Objektivpark 2015 nicht ändern werde. Alles sollte so bleiben wie es war! Und dann kam dieses Hammerangebot von Leica Meister Camera in Hamburg. Soll man trotzdem ein Jahr warten und dann deutlich mehr zahlen, für ein Objektiv, das früher oder später mit Sicherheit erworben werden soll? Ich nahm Kontakt mit dem Meister auf, beriet mich mit ihm und erbat mir einige Tage Bedenkzeit. Ich hatte noch nie ein gebrauchtes Objektiv gekauft – sollte ich es wagen? Dann aber sollte es doch passieren – ich sagte zu! Erwarb eines der eindrucksvollsten Objektive im Bereich von 21 mm, das Super-Elmar-M 1:3.4 / 21 mm. Das Objektiv wurde schnell geliefert und wie vom Meister versprochen, wies es weder Gebrauchsspuren noch Kratzer auf – sah alles wie neu aus. So etwas kann man wohl als Schnäppchen bezeichnen!

21 mm bedeuten für das Kleinbild einen horizontalen Bildwinkel von 80 Grad. Umgesetzt wurde das Objektiv mit Hilfe von 8 Linsenelementen, davon 2 asphärische Flächen. Bei einer Länge von 43 mm, bringt das gute Stück 280 Gramm auf die Wage. Von vielen wird dieses Objektiv als das weltbeste 21er bezeichnet – was zwar beeindruckt, aber auch wieder egal ist! Jetzt muss erst mal Freundschaft geschlossen werden und wir müssen uns kennen lernen. Die Leica M ist mit ihrem Messsucher nur bis zu einer Brennweite von 35 mm ausgelegt; 21 mm bedeuten nun, dass ein externer Sucher oder der Live View verwendet werden musste. Ich entschied mich für einen externen Spiegelsucher (der mit einer eigenen Aufbewahrungstasche in Leder ausgeliefert wird!).

In meiner Canon-Zeit hatte ich das 17-40er öfter vor meine Kamera geschnallt – es gehört eindeutig zu meinen Lieblingsobjektiven. Und nicht selten wurden davon die 17 mm verwendet. So rechnete ich also damit, dass mich 21 mm nicht sonderlich beeindrucken und mir das Arbeiten gewohnt von der Hand ging. Hatte ich schon vergessen, was 21 mm bedeuteten? 80 Grad Öffnungswinkel bringen einfach verdammt viel der Umgebung auf den Chip. Und so muss ich zugeben, dass ich bei den ersten Fotos nicht schlecht staunte und mir wurde schnell bewusst, dass ich das Arbeiten mit einem Weitwinkel schier verlernt hatte.

Anbei ein paar Bilder vom  Objektiv an der Kamera inkl. des aufgesteckten Spiegelsucher.

Leica M mit Super-Elmar-M 1:3.4/21mm.

Leica M mit Super-Elmar-M 1:3.4/21mm.

Leica M mit Super-Elmar-M 1:3.4/21mm und Spiegelsucher.

Leica M mit Super-Elmar-M 1:3.4/21mm und Spiegelsucher.

Spiegelsucher mit eigener Lederaufbewahrungstasche.

Spiegelsucher mit eigener Lederaufbewahrungstasche.

Noch kann ich wenig sagen über das neue Mitglied in der M-Familie. Einige wenige Runde haben ich bereits mit dem Objektiv durch Freiburg gedreht, versucht es zu verstehen und habe versucht die Grenzen auszuloten. Und ein erstes Bild kann ich euch auch bereits zeigen.

Hochhaus in Freiburg. Fotografiert mit der Leica M und Super-Elmar-M 21 mm @ 5.0.

Hochhaus in Freiburg. Fotografiert mit der Leica M und Super-Elmar-M 21 mm @ 5.0.

Mehr Erfahrung, mehr Bericht und mehr Bilder gibt es dann in den nächsten Wochen – Mitte März steht ein mehrtägiger Ausflug an den Bodensee an. Ein erster ernstzunehmender Test für das 21er.

LiK

Fotorucksack – Entscheidung und erster Erfahrungsbericht (Trockenübung)

Männer und Fototaschen bzw. Fotorucksäcke, das ist so wie Frauen und Schuhe. Und (leider) bilden weder ich noch meine Frau eine Ausnahme von dieser Regel. Eigentlich bin ich mit meiner Billingham Tasche sehr zufrieden. Speziell auf Wanderungen hatte ich in der Vergangenheit immer mal das Bedürfnis, neben meiner Kamera und einem Objektiv auch eine Jacke und ein wenig Knabberzeug mitzunehmen. Daher sollte nun, neben der Billigham Tasche, die auch weiterhin das Standardtransportmittel bleiben wird, ein kleinerer Fotorucksack angeschafft werden. Da auch solche kleineren Anschaffungen bei mir in einen monatelangen Rechercheprozess ausarten, will ich euch die Erkenntnisse und Ergebnisse nicht vorenthalten. Dieser Beitrag soll also davon berichten – wie immer aus meiner sehr persönlichen und subjektiven Sicht.

Was suchte ich? Der Fotorucksack sollte Platz für meine Leica M und ein weiteres Objektiv bieten. Wichtig dabei war mir, dass dieses „Fotofach“ ausreichend stabil und sicher ist und Schutz gegen schnellen Zugriff von außen bildet. Zudem wollte ich ein Rucksackfach in der Größe von ca. 12 bis 15 Liter haben (heute meist als „Daypack“ bezeichnet). Zudem wollte ich ein paar Nebenfächer, um Schlüssel, Trinken, etc. unterbringen zu können. Schlussendlich wollte ich kein Schwergewicht, sondern einen möglichst leichten Rucksack (meine Vorstellung war ein max. Gewicht von ca. 1,5 kg).

Wie immer begann ich meine Recherche im Internet (natürlich war mir mein alter Kumpel Rob mit Links, Tipps, Hinweisen behilflich – danke nochmals dafür! Neben den bekannten Seiten ist auch diese Seite hier ein echter Tipp). Ich konnte meine Suche dann relativ schnell auf drei Modelle von drei unterschiedlichen Herstellern eingrenzen:

Preislich befinden sich alle drei Rucksäcke im gleichen Segment – je nach Anbieter und Zwischenhändler muss man zwischen 130 und 190 € ausgeben, was für einen hochwertig verarbeiteten Rucksack völlig in Ordnung ist.

Kurz zu ein paar Eigenheiten der drei Rucksäcke:

  • F-Stop koppelt Rucksack und Fotofach völlig voneinander ab, sodass man die Rucksäcke mit unterschiedlichen Fotofächern (sog. Internal Camera Units, ICUs) ausstatten kann. Dies hat den Vorteil, dass man die ICU inkl. der kompletten Fotoausrüstung aus dem Rucksack nehmen und anderweitig verstauen kann. Die ICU ist über einen eigenen Zugang von außen erreichbar, im Falle des F-Stop Guru vom Rückenbereich des Rucksacks. Und genau da sind wir beim Hauptpunkt, der mir missfällt: Um die Fotoausrüstung zu erreichen, muss der Rucksack ganz abgenommen werden oder zumindest so gedreht werden, dass der Rückenbereich zugänglich wird. Da ich jemand bin, der sehr schnell an seine Ausrüstung kommen will, war dies die Disqualifikation. Zudem war der Rucksack mit insgesamt 28 Litern für mich und meine Ausrüstung doch etwas zu groß.
  • Evoc kommt aus der Radszene und hat unglaublich viel Erfahrung in der Konstruktion von stabilen und langlebigen Rucksäcken. Der Evoc Photo Scout stellt den kleinsten Rucksack von Evoc dar. Das Fotofach ist fest verbaut und von der Seite zugänglich, was mir sehr gut gefiel. Tragekomfort wurde allerseits gelobt und mit 18 Litern hatte der Rucksack genau die richtige Größe. Nachteil ist jedoch, dass das Fotoabteil einen Anteil von 40% am Gesamtvolumen hat – darin würde sich meine kleine Leica M mit Sicherheit verlieren. Zudem war der Rucksack mit 1,8 kg doch sehr schwer. In Summe also nicht ideal für meine Ansprüche.
  • Der Lowepro Photo Sport 200 AW stellt schließlich den besten Kompromiss dar. Er ist mit 1,3 kg der leichteste und mit 17 Liter auch gleichzeitig der kleinste der drei. Auffällig ist, dass der Rucksack wesentlich schmäler gebaut ist, was meiner schmalen Körperform sehr entgegen kommt. Das Fotofach ist fest verbaut und von der Seite zugänglich. Zusatzfächer gibt es für Trinken, Kleidung, etc. Er besteht zu 100% aus Polyamid, ein extrem leichtes, aber riss-beständiges Material, das ich bereits von anderen Wanderrucksäcken bestens kenne. Eine zusätzliche Regenschutzhülle ist fest am Unterboden verbaut und kann schnell und einfach über den gesamten Rucksack gezogen werden.
Fotorucksack Lowepro Photo Sport 200 AW.

Fotorucksack Lowepro Photo Sport 200 AW.

Nun aber zum eigentlichen Fotofach. Dieses ist extrem klein und für so manche DSLR-Besitzer mit Sicherheit zu klein. Für eine Leica M aber genau richtig, sodass die Kamera einigermaßen satt sitzt. Leider hat Lowepro nur eine einzige Unterteilung mitgeliefert, was für mich eindeutig zu wenig ist. Also habe ich mir die überschüssigen Billigham Unterteiler geschnappt und in den Rucksack „eingesetzt“. Dies dient mir vor allem auch dazu, die Kamera im Fach etwas zu stabilisieren. Insgesamt muss gesagt werden, dass das Fotofach etwas mehr an Stabilität vertragen würde, was mit Sicherheit dann aber auf Kosten des Gewichts gehen würde. Mit etwas Geschick und ein paar zusätzlichen Unterteilern kann man sich das Fach aber ausreichend stabil machen.

Nachfolgend ein paar Bilder zur Illustration (sind nicht als hochqualitative Produktfotos gedacht, sondern sollen einen realen Eindruck vom Rucksack wiedergeben).

Links: Rucksack voll geöffnet (Daypack und Fotofach). Rechts: Fotofach.

Links: Rucksack voll geöffnet (Daypack und Fotofach). Rechts: Fotofach.

Das Fotofach des Lowepro Photo Sport 200 AW nimmt die Leica M mit angesetztem Summilux-M 50 mm und ein Summicron 35 mm inkl. Schutzköcher problemlos auf.

Das Fotofach des Lowepro Photo Sport 200 AW nimmt die Leica M mit angesetztem Summilux-M 50 mm und ein Summicron-M 35 mm inkl. Schutzköcher problemlos auf.

Insgesamt kann ich sagen, dass mich der Rucksack in der ersten „Trockenübung“ voll überzeugt. Letztendlich muss er sich aber vor allem gut tragen und im Einsatz praktisch sein. Einen diesbezüglichen Erfahrungsbericht liefere ich im Sommer nach.

LiK

Objektiv betrachtet!

Viel zu oft geht es in Gesprächen zwischen Fotografen nur um die Kamera. Wie viele Megapixel, kürzeste Verschlusszeit, etc. Die Kamera trägt zum eigentlichen Bild aber nur sehr wenig bei. Sehr viel wichtiger (neben dem Fotografen und seinen Ideen!) ist das verwendete Objektiv. Das Objektiv bestimmt, wie das Sujet abgebildet wird – Brennweite, Blende, Rendering, … haben erheblichen Einfluss auf das Bild. Das Objektiv bzw. die verwendete Brennweite beeinflusst aber auch das „Sehen“ des Fotografen und seine Wahrnehmung und Empfindung. Zeit also, einen Blick auf meine persönliche Sicht der Dinge zu werfen.

Der Fotograf und die Brennweite – die Geschichte einer Hassliebe!

Tatsächlich hat die Brennweite einen ganz erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des jeweiligen Fotografen. Beginnen wir beim Grundlegenden: bei der Kombination von Objektiv und Kamera. Bei Verwendung einer Spiegelreflex blickt der Fotograf durch das Objektiv auf sein Sujet. Er sieht also genau den Ausschnitt, den auch seine Kamera sieht – dies birgt Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist ganz sicher, dass man die Bildkomposition sehr exakt vornehmen kann; man weiß bereits vor dem Auslösen, was einen erwartet. Der Nachteil ist aber, dass die Wahrnehmung auch dementsprechend beeinflusst wird. Die „neutrale“ Sicht auf das Sujet ist praktisch nicht vorhanden. Bei einer Messsucherkamera (wie der Leica M) blickt der Fotograf nicht durch das Objektiv, sondern durch ein kleines Fensterchen auf das Sujet – der Blick bleibt unverfälscht, die Komposition kann aber nicht ganz so exakt vorgenommen werden. Geht es bei einer Messsucherkamera also mehr darum, „seinen“ Bildausschnitt zu finden, finden Spiegelreflexbenutzer eine ganze Reihe an Parametern, die bereits durch den Blick durch das Objektiv beobachtbar werden (z. B. Schärfentiefe). Diesbezüglich gibt es aber kein „Besser“ oder „Schlechter“ – unterschiedliche Systeme für unterschiedliche Fotografen. Jeder muss für sich selbst entscheiden; für mich stellt (inzwischen) der unverfälschte Blick auf die Umgebung eine Eigenschaft dar, die ich nicht mehr missen möchte.

Erwähnt muss an dieser Stelle auch werden, dass sich die Brennweitenangaben in diesem Beitrag immer auf das Kleinbildformat beziehen, also auf eine Film- bzw. Sensorfläche von 24 x 36 mm. Und bitte sprecht in diesem Zusammenhang nicht von Vollformat (Full Frame)! Was ist schon Vollformat? In der Mittelformatfotografie bedeutet Vollformat eine sehr viel größere Fläche als im Kleinbildformat. Zudem sollten wir uns von dieser leidlichen Diskussion über „Formate“ verabschieden.

Generell ist die Kombination aus Brennweite und Blende prägend für das Bild. Auf technische Details möchte ich hier nicht eingehen, diese können in Lehrbüchern nachgelesen werden. Beachtet sollte aber werden, dass eine größere Brennweite den Raum in Blickrichtung verdichtet, eine entsprechende kürzere Brennweite den Raum „weiter/größer“ erscheinen lässt. Eine Blende von f/4.0 sorgt bei 50 mm für eine sehr viel geringere Schärfentiefe als bei 35 mm. Ich denke dies ist allen Lesern hier klar.

Daraus ergibt sich also die Notwendigkeit der Objektivwahl nach Stil und Inhalt der umzusetzenden Szene. Es gibt einige Regeln, die man in Lehrbüchern findet, z. B. kein Portrait mit Brennweiten unter 50 mm zu fotografieren. Vergessen wir diese stumpfsinnigen Einschränkungen der Kreativität ganz schnell wieder! Jede Brennweite kann (und sollte!) für jede Szene eingesetzt werden. Gerade die ungewöhnlichen Lösungen führen manchmal zu den außergewöhnlichsten Bildern.

Portrait mit 35 mm und bei stark seitlich einfallenden Licht. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Portrait mit 35 mm und bei stark seitlich einfallendem Licht. Fotografiert mit Leica M und Summicron-M 35 mm @ f/2.0.

Was beschreibt nun aber ein Objektiv und seine „Qualität“?

Die wichtigsten Parameter für die Beschreibung eines Objektives sind natürlich:

  • Brennweite, und
  • Lichtstärke

Etwas Verwirrung gibt es heute durch neue Formate, wie oben angedeutet. Hilfreich ist es dabei, wenn die Brennweite immer auf das Kleinbildformat bezogen wird, sodass sie auch vergleichbar und greifbar wird.

Die optische Qualität der Objektive wird heute üblicherweise mit der Schärfe beschrieben, was eigentlich völliger Unfug ist. Die gemessene Schärfe eines Objektives sagt nur sehr selten etwas über die visuell wahrgenommene Schärfe aus. Das menschliche Auge reagiert sehr viel stärker auf Kontraste. Daher ist der abbildbare lokale Kontrast für ein Objektiv ein sehr viel repräsentativerer Wert. Beschrieben wird diese Abbildungsleistung bei vielen Herstellern heute mit den sog. MTF-Kurven. Die Modulationsübertragungsfunktion (auch Modulationstransferfunktion (MTF, engl. Modulation Transfer Function) ist die mathematische Beschreibung des Vergleiches zwischen dem Detailkontrast an Kanten eines Objektes und dem Detailkontrast dessen bildlicher Darstellung. Mehr über MTF-Kurven finden sich umfangreich im Internet.

Ein Merkmal, das leider bei der Beurteilung von Objektiven allzu oft außer Acht gelassen wird, ist das Bokeh, also die Art der Abbildung des Unschärfebereichs. Gerade wenn man gerne mit offener Blende arbeitet und dadurch große Bereiche des Bildes ins Unscharfe gleiten lässt, ist die Abbildung dieser Unschärfe von großer Wichtigkeit. Unterschiedliche Objektivbauarten bilden die Unschärfe völlig verschieden ab und letztlich ist es der eigene Geschmack, der darüber entscheidet, ob es gefällt oder nicht. Ich bin ein großer Fan möglichst sanfter Übergänge und eines möglichst weichen Bokehs. Andere lieben hingegen unruhige Bokehs bis hin zu ringförmigen Ausprägungen.

Weit offene Blende für minimale Schärfentiefe. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Weit offene Blende für minimale Schärfentiefe. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Wenn man sich für ein Objektiv entscheidet, sollte man ein weiteres Kriterium zur Beurteilung heranziehen: die Bauform, Größe und Masse. Die wahre Kunst des Objektivbaus liegt nämlich in der Erreichung höchster Abbildungsstärke (nach den oben formulierten Kriterien) mit möglichst wenigen Linsenelementen bzw. Baugruppen und die damit einhergehende kompakte Bauform. Ich finde es nämlich mehr als fraglich, wenn Hersteller ihre Objektive mit der außergewöhnlichen Abbildungsleistung bewerben, auf der anderen Seite dafür aber oft über 12 Linsenelemente brauchen und eine Baugröße erreichen, die in Volumen und Masse so manche Kamera bei weitem übertrifft. Was hilft es, ein gut abbildendes Objektiv zu haben, wenn der Transport zu einer Herausforderung wird. Große Bauformen gehen auch mit großen Frontlinsendurchmessern einher, was große und teure Filter bzw. Filterlösungen nach sich zieht.

Daher sieht mein ganz persönliches Kochrezept für den Kauf eines Objektives folgendermaßen aus:

1. Schritt: Frage dich, ob du ein zusätzliches Objektiv wirklich brauchst und frage dich, was du mit dem Objektiv vornehmlich fotografieren möchtest bzw. anders machen würdest, als mit deinen bestehenden Objektiven.

2. Schritt: Frage dich, welche Brennweite deine bestehende(n) Brennweite(n) am besten nach unten oder oben ergänzt. Lasse mindestens die Hälfte der Brennweite, von der du ausgehst, als Lücke. Von einem 50 mm startend also mindestens 25 mm (=50 / 2) nach unten und oben (daher als Ergänzung ein 35 mm oder ein 75 mm).

3. Schritt: Mache eine Aufstellung an Objektiven (mit der Wunschbrennweite), die es für dein Kamerasystem gibt. Lass dabei auch Fremdhersteller wie Voigtländer, Zeiss, etc. nicht außen vor.

4. Schritt: Suche nach Aufnahmen, welche mit deiner Kamera und den Wunschobjektiven gemacht wurden. Analysiere die Abbildungscharakteristika wie Kontrast, Bokeh, etc.

5. Schritt: Entscheide auf Basis von Abbildungsleistung (bitte keine Testberichte studieren, sondern die realen Bilder aus Schritt 4 beurteilen!), Gewicht, und letztlich Preis. Und beachte: Nicht immer muss es das hochpreisige lichtstarke Objektiv sein!

Allgemein kann ich nur empfehlen, den Weg Richtung Festbrennweiten zu gehen. Das erhöht zwar den Aufwand beim Fotografieren, schränkt einen mitunter ein, lässt einen aber auch ganz neue Dinge entdecken (man ist einfach gezwungen, seine Blickrichtung und den Abstand zum Sujet zu variieren, was mitunter sehr inspirierend sein kann).

Bokeh, Bokeh, Bokeh, …

Für die Brennweite 35 mm will ich ein Beispiel anführen, um das oben Geschriebene etwas besser zu verdeutlichen. Sehen wir uns mal zwei aktuelle Objektive von Leica etwas genauer an. Bild 1 zeigt eine Testaufnahme mit dem Leica Summilux-M 1:1.4/35 mm ASPH. FLE – das derzeitige top-of-the-line Objektiv für diese Brennweite. Bild 2 zeigt das Leica Summicron-M 1:2/35 mm ASPH. Preislich liegen zwischen den beiden Objektiven ca. 2.000.-€. Beide Aufnahmen entstanden bei Blende f/2 mit der Leica M9. Auf den ersten Blick ist relativ deutlich zu sehen, dass nicht nur lokaler Kontrast und Schärfe verschieden sind, sondern auch die Farbwiedergabe. Das Summilux „popt“ die Farben sehr viel stärker als das Summicron. Die Schärfe ist beim Summilux minimal höher, der lokale Kontrast kann als ungefähr gleich angesehen werden.

Testaufnahme mit Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE. bei Blende f/2

Testaufnahme mit Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE. bei Blende f/2.

Testaufnahme mit Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2

Testaufnahme mit Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Jetzt aber zum spannendsten Teil, dem Bokeh. Im Folgenden untereinander abgebildet das Bokeh der beiden Objektive (Bilder stellen Ausschnitte der oben abgebildeten Aufnahmen dar; beide Aufnahmen daher bei Blende f/2 fotografiert). Erstes Bild wieder mit Summilux, zweites Bild mit Summicron fotografiert.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summilux-M 35 mm ASPH. FLE bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Bildausschnitt zur Beurteilung des Bokeh. Leica M9 und Summicron-M 35 mm ASPH. bei Blende f/2.

Es ist alleine Geschmackssache, welches der beiden Bokehs ihr besser findet. Ohne jeden Zweifel ist das Bokeh des Summilux etwas weicher und sanfter. Das Summicron wirkt etwas unruhiger, im Bereich der Dachziegel schon fast etwas hektisch.

Die Testbilder stammen übrigens von Thomas Kaspar – danke nochmals dafür. Schaut bitte auch mal auf seiner Flickr-Seite vorbei!

Nun aber zu meiner Wahl. Ich fotografiere mit zwei Objektiven:

Warum nun genau diese Kombination? Als ich vor gut einem Jahr auf Leica umgestiegen bin, wusste ich, dass ich mir nicht mehr als 2 Objektive leisten konnte. Ich wusste, dass mir an meiner alten Kamera das 50 mm so viel Spaß gemacht hat, dass ich auf diese Brennweite unmöglich verzichten konnte. Die 35 mm gelten in der Leica-Szene als Standard, und reizten mich daher extrem (ohne zu wissen, auf was ich mich einlassen würde). Somit war die Entscheidung für die Brennweite(n) gefallen, musste nur noch die Lichtstärke gewählt werden. Ich recherchierte unglaublich viel, las Erfahrungsberichte und versuchte, mich in meine zukünftige Art der Fotografie hineinzuversetzen. Ich entschied mich dann für das Summilux-M 1:1.4/50 mm ASPH. und das Summicron-M 1:2/35 mm ASPH und verzichtete auf das Summilux-M 1:1.4/35 mm ASPH. FLE. Für das Summicron entschied am Ende der Preis und die etwas geringere Abhängigkeit von Streulicht.

Da ich damals relativ wenig Ahnung von der Leica-Qualität und den damit einhergehenden Ansprüchen hatte, akzeptierte ich mein Urteil. Heute bin ich sehr glücklich mit dem Summicron, aber hin und wieder ertappe ich mich natürlich schon beim „Nachdenken über das Summilux“. Und wenn ich mir den Bokeh-Vergleich von oben ansehe, muss ich sagen, wünschte ich mir (manchmal) das 35er Summilux an meiner Kamera; ich würde aber trotzdem das kleine, feine und kompakte 35er Summicron vermissen. Die Alternativen beim 50 mm kamen hingegen für mich nie in Frage; das Noctilux-M ist einfach zu teuer, optisch nicht ganz so gut wie das Summilux und in seiner Abbildung sehr speziell. Beim Summicon und Summarit hingegen gefielen mir das Bokeh nicht (da zu unruhig).

Wohin die Reise geht…

Als Ergänzung bzw. als Weiterentwicklung des Objektivparks gibt es für mich zwei Möglichkeiten: (1) Ergänzung im Weitwinkelbereich (21 mm), oder (2) Ersatz des 35er Summicron durch das Summilux. Ich quäle mich nun schon seit Monaten mit einer Entscheidung. Die Preiserhöhung bei Leica zum 1.1.2015 und die Möglichkeit, für kurze Zeit mit einem derzeit verfügbaren Leica-Gutschein das Objektiv noch etwas billiger zu bekommen (ein gefinkelter Marketing-Gag von Leica), haben das Kribbeln natürlich deutlich erhöht. Umso überraschender ist es wohl, dass ich mich für keine der beiden Alternativen entschieden habe. Ich werde zunächst weiter mit meinen beiden Objektiven fotografieren und alles so belassen wie es derzeit ist. Warum? Weil ich die zwei Objektive noch nicht an ihre Grenzen getrieben habe und weil ich sie noch nicht zur Genüge kenne. Ich bin der Meinung, dass man aus seinem Equipment das Maximum raus holen muss und sich nicht durch neue Teile ablenken lassen sollte. Also weiter mit 35 mm und 50 mm (Summicron und Summilux) – in der Einschränkung liegt die Kreativität! In einem Jahr werde ich wieder evaluieren und nachdenken… wir werden sehen!

Eisrose. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Eisrose. Fotografiert mit Leica M und Summilux-M 50 mm @ f/1.4.

Damit bin ich am Ende eines, zugegebenermaßen, etwas längeren Beitrags angekommen. Ich hoffe, ihr habt trotzdem bis zum Ende gelesen…

Meine wichtigsten Tipps zu Schluss:

  • Legt euch vor allem Festbrennweiten zu und verzichtet auf die „Ultimativen-Ultra-Reise-Zoom-Objektive“.
  • Studiert MTF-Kurven und technische Details nur am Rande und beschäftigt euch mit Beispielbildern, wenn ihr ein Objektiv wählt.
  • Geht raus und fotografiert und verbringt nicht Tage und Wochen, um euch durch Forenbeiträge und Testberichte zu wühlen!

Euer LiK

Jahresrückblick 2014

Wie in den letzten beiden Jahren möchte ich auch heuer einen kleinen Blick zurück wagen und ein Resümee zum abgelaufenen Jahr ziehen. Ich möchten den Rückblick wieder in 3 Teile gliedern:

  • Technisches
  • Künstlerisches
  • Persönliches

Technisches: Beginnen wir wieder mit den technischen Errungenschaften des Jahres 2014. So spannend 2013 war, so langweilig war leider das abgelaufene Jahr. Technisch hat sich wenig bis gar nichts getan – abgesehen von ein paar minimalen Überarbeitungen am Kamerasektor. Die großen Zwei (Canon und Nikon) suchen immer noch vergebens nach einer klaren Linie und nach einer Antwort auf den Erfolg der spiegellosen Systeme. Sony schießt noch immer aus vollen Rohren (und ja, ich hatte es letztes Jahr in meinem Beitrag richtig prophezeit… es gab bereist dieses Jahr einen Nachfolger zur A7!) und keiner versteht so richtig, was die eigentlich machen und wollen. Ein paar interessante Entwicklungen gab es am Kompaktkamerasektor – große Sensoren und deutliche Abgrenzung zu den Smartphones scheint das Motto der Stunde zu sein. Damit einher geht auch, dass Kompaktkameras plötzlich im Preisbereich von 700 bis 1.000 € angesiedelt sind. Damit deutet sich schon an, dass es in Zukunft wohl kaum noch kleine Kameras unter 400 € geben wird. Was macht Leica? Einige Sondermodelle, eine Leica M ohne Leica-Logo, und noch ein paar kleine Dinge zum Spielen. Der eigentliche Knüller, um nicht von einem Super-Knüller zu sprechen, war aber die M60, eine M ohne Display! Finde diese extrem interessant, auch wenn es (zunächst?) nur ein Sondermodell ist. Ich lehne mich schon mal aus dem Fenster und prophezeie eine normale M ohne Display. Oder vielleicht gar die Möglichkeit, sich seine M selber konfigurieren zu können (SW- oder Farb-Chip, Schwarz oder Silber, mit oder ohne Display, …). Vielleicht, vielleicht aber auch nicht… sicher aber noch nicht 2015! Des weiteren hat Leica 2014 vor allem sein 100-jähriges Jubiläum und 60 Jahre M-System zelebriert. Beides führte zu ganz wunderbaren Ausstellungen, Ereignissen und zu einem Buchband, der wirklich alles sprengt, was es bis jetzt gegeben hat: „Augen auf! 100 Jahre Leica“. Mehr dazu dann später mal. Und sonst? Hmmm… nichts Aufregendes würde ich sagen.

Künstlerisches: Welche Fotos, Ausstellungen und Präsentationen haben mich dieses Jahr am meisten beeindruckt? Leider kam ich 2014 nur zu sehr wenigen Ausstellungen, trotzdem haben mich ein paar Fotografen vom Hocker gehauen. Ich entdeckte Trent Parke, einen australischen Magnum-Fotografen, der so wunderbar mit dem Licht spielt und mich dadurch beeindruckt hat. Seht euch dieses Bild an und staunt (Link)! Und dann ist da noch Julia Baier – wow, was für Fotos. Habe diese wunderbare Fotografin durch das Leica Projekt „10×10“ für mich entdeckt und je öfter ich in ihre Bilderwelt eintauche, desto mehr haut sie mich um! Und dann sind da noch die ganz großen Namen, die mich 2014 beschäftigt haben; allen voran Vivian Maier. Habe mich durch die Doku und das dazugehörige Buch recht intensiv mit ihrem Leben und ihren Bilder auseinandergesetzt und bin immer noch begeistert – unglaubliche Fotos und eine unglaubliche Lebensgeschichte. Schön war auch, dass es Neues von “Stella Polaris Ulloriarsuaq – The Shining Memory Of Mother Earth“, ein Projekt, das ich bereits letzte Jahr hier vorgestellt habe, gibt. Es lohnt sich also, dieses Juwel weiter zu verfolgen (siehe: Link.)

Persönliches: Am Ende des Jahres fragt man sich, was man so getrieben hat und, ob man auf der Stelle getreten hat oder sich auch einen Schritt nach vorne oder gar nach hinten bewegen konnte. Stand letztes Jahr noch eindeutig der Wechsel zu Leica im Mittelpunkt, so kann ich für 2014 klar sagen, dass ich angekommen bin. Der Wechsel fühlt sich immer noch richtig an, auch wenn mich einige für verrückt erklärt haben und meinen Wunsch nach einer Leica als „Phase“ abgetan haben. Fotografisch habe ich verstanden, wie ich mit Festbrennweiten abwechslungsreich fotografieren kann – was nicht heißt, dass es mir immer gelingen mag. Ich habe es schätzen gelernt, mit wenig Ausrüstung viel zu erreichen. In Punkto Effizienz konnte ich deutlich zulegen und es gelingt mir immer besser, Bilder zu produzieren, die ich vorab im Kopf habe. Als deutlicher Schritt nach vorne würde ich die Bilderserie „Abziehbilder“ (an einem besseren Titel arbeite ich noch!), die im Burgund entstanden ist, bezeichnen. Diese Richtung möchte ich weiter vertiefen und verfolgen. Naja, und dann ist da noch dieses Mammutprojekt, welches ich schon mal angedeutet habe und über welches ich 2015 sicher im Detail hier berichten werde. Ich hoffe, es 2015 zu Ende zu bringen. Generell scheint sich bei mir ein Trend Richtung „Projektarbeit“ abzuzeichnen – in den letzten Monaten habe ich 2-3 größere Projekte im Kopf ausgearbeitet und hoffe, sie auch irgendwann umsetzen zu können. Auch 2015 werde ich definitiv nicht ins Studio zurück gehen, und auch 2015 werde ich auf aufwendige Modelshootings verzichten (auch wenn ich es für dieses Jahr in Aussicht gestellt habe).

Mein wichtigstes Bild im Jahr 2014? Ohne jeden Zweifel das unten dargestellte Bild. Die Stimmung, in der ich dieses Bild gemacht habe, die Zeit und die Eindrücke haben sich bei mir festgesetzt – all das gibt dieses Bild perfekt wieder.

Also dann… auf ein gutes Jahr 2015!

Jahresrückblicke der letzten Jahre:

Euer LiK

Mein persönliches Bild des Jahres 2014. Aufgenommen mit der Leica M und Summicron-M 35 mm.

Mein persönliches Bild des Jahres 2014. Aufgenommen mit der Leica M und Summicron-M 35 mm.

Farbtreue…

Die Geschichte der Monitorkalibrierung ist wohl genau so alt wie die digitale Fotografie. In vielen Zeitschriften und Blogbeiträgen liest man, dass es geradezu eine eigene Wissenschaft sei, seinen Monitor vernünftig und richtig zu kalibrieren. Und dabei ist doch alles ganz einfach und verständlich. Also los geht’s…

Um seinen Bearbeitunsgprozess vernünftig gestalten zu können, sollte man zumindest eine Bildbearbeitungssoftware, welche Farbprofile unterstützt, installiert haben. Dazu zählen z. B. Lightroom oder Darktable. Ich arbeite mit Darktable – daher werden meine Ausführungen auf diese Software eingehen, können aber durchwegs auch als „softwareunabhängig“ interpretiert werden.

Wichtig zu erwähnen ist natürlich auch, dass wir den Monitor zwar kalibrieren können, dies aber relativ bedeutungslos bleibt, solange wir nicht auch den Ausgabeprozess kalibrieren. Und genau an diesem Punkt habe ich meist abgewunken, da ich meine Bilder nicht selber ausdrucke, sondern von einem Fotolabor ausarbeiten lasse. Viele Fotolabore bieten aber eigene Farbprofile an, welche gratis heruntergeladen werden können und in der eigenen Bildbearbeitungssoftware Verwendung finden. Im Übrigen sollte man besser von einer „Profilierung“ und nicht von einer „Kalibrierung“ sprechen, da der Prozess keinen Bezug zu einer absoluten Referenzgröße darstellt. Aber egal…

Ich gehe im Folgenden also davon aus, dass kein eigener Drucker für den Print verwendet wird, sondern ein entsprechendes Profil eines Printservices installiert ist. Diese Profile werden als sog. ICC-Profile bezeichnet – eine gute Beschreibung von ICC-Profilen findet sich hier. Zu finden sind diese z. B. bei SaalDigital unter: http://www.saal-digital.de/fotoabzuege/profi-informationen/icc-profil-testprint/, oder Cyberlab unter: http://www.cyberlab.at/infopool/icc_profile/index.php

Ebenfalls zur Verfügung stehen sollte ein entsprechendes Kalibriergerät, ein sog. Colorimeter. Mit diesem kann die aktuelle Farbeinstellung des Monitors erfasst werden und die notwendigen Korrekturwerte in einer Tabelle abgelegt werden. Diese Tabelle kann dann vom Betriebssystem, der entsprechenden Bildbearbeitungssoftware oder vom Monitor selber verwendet werden. Ich verwende als Colorimeter den X-Rite i1Display Pro.

Colorimeter im Einsatz.

Colorimeter im Einsatz.

Die Kalibration mit Hilfe eines Colorimeters ist denkbar einfach. Das Colorimeter wird auf den Monitor aufgesetzt und misst Farbwerte, die von einer entsprechenden Software eingeblendet werden. Am Ende wird für diese ausgewählten Werte eine Differenz zwischen einem fiktiven Soll-Wert und dem tatsächlichen Ist-Wert berechnet. Die berechnete Kalibrierfunktion oder Kalibriertabelle beinhaltet dann die entsprechenden Korrekturwerte.

Wie oben angedeutet bestehen nun mehrere Möglichkeiten, die durchgeführte Kalibrierung bzw. Profilierung anzuwenden. Die einfachste und für jeden verfügbare Methode ist sicher die Integration in das jeweilige Betriebssystem. Da ich unter Linux arbeite, kann ich nur darüber berichten. Sowohl Gnome als auch KDE bieten inzwischen die Möglichkeit, generierte Farbprofile zu nutzen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass unabhängig vom verwendeten Programm das Farbprofil zur Anwendung kommt – dies stellt gleichzeitig aber auch den Nachteil dar. Nicht immer will man in jedem Programm das Farbprofil tatsächlich zur Anwendung bringen. Besser ist natürlich die Nutzung des Profils im jeweiligen Bearbeitungsprogramm. Sowohl Lightroom als auch Darktable bieten diese Möglichkeit an. Die letzte Methode ist die Nutzung des Profils direkt durch den Monitor – diesen Ansatz habe ich realisiert. Mein Eizo-Monitor bietet die Möglichkeit, das generierte Farbprofil nach Erstellung zu übernehmen und zu integrieren. Dies hat nun den Charme, dass man betriebssystemunabhängig ist und sich der Monitor direkt um das Profil kümmert. Nachteil ist wieder, dass man dieses Profil für alle Programme inkl. Betriebssystem verwenden muss. Viele hochwertige Monitore können selbständig eine regelmäßige Re-Kalibrierung machen (durch ein eingebautes kleines Colorimeter) und so über lange Zeit eine Farbstabilität halten. Für mich war dies der entscheidende Grund, auf diese Methode zu setzen – regelmäßige händische Kalibrationsvorgänge entfallen damit. Eine erstmalige Profilierung durch ein externes Colorimeter ist aber anzuraten (man erzeugt damit eine hochwertige Nullmessung, an der sich das  eingebaute Colorimeter orientiert).

Das Exportmodul von Darktable, in dem man auch das entsprechende Profil wählen kann.

Das Exportmodul von Darktable, in dem man auch das entsprechende Profil wählen kann.

Nun kann man also die Bearbeitung seiner Bilder durchführen und hat am Bildschirm bzw. am jeweiligen Programm eine möglichst „neutrale/echte“ Darstellung vorliegen. Trotzdem muss nun bei der Entwicklung der Bilder (also bei der Generierung von jpg’s aus raw’s) das Farbprofil des jeweiligen Printservice verwendet werden. Unter Darktable kann dieses Profil im Exportmodul angegeben werden (siehe Screenshot oben) und mit der sogenannten Gamut-Überprüfung (die zugehörige Tastenkombination findet sich in den Einstellungen; in Darktable ist es die Taste „g“) vorab getestet werden. So bekommt man einen Eindruck, was im Printverfahren noch möglich ist und was außerhalb des darstellbaren RGB-Farbraums bzw. der Hell-Dunkel-Bereiche liegt.

Gamut-Überprüfung durch drücken der Taste "g". Bereich die im Druckvorgang kritisch sein werden, sind farblich gekennzeichnet.

Gamut-Überprüfung durch Drücken der Taste „g“. Bereiche, die im Druckvorgang kritisch sein werden, sind farblich gekennzeichnet.

Die Kombination aus Monitorkalibrierung bzw. -profilierung, der Verwendung des Druckprofils des Printservices und die Nutzung des Gamut-Tests liefern zuverlässige Ergebnisse ohne böse Überraschungen.

Ich hoffe, damit einen kurzen und verständlichen Einblick in die Thematik „Monitorkalibrierung“ gegeben zu haben… viel wichtiger ist es aber, tatsächlich zu fotografieren. Also geht raus und macht Fotos!

LiK

Kameratasche, Kameragurt und Really Right Stuff Bodenplatte

Nach einem Systemwechsel, wie ich ihn vor Kurzem vollführt habe, fragt man sich, ob das Transportmittel für die Kamera noch passend und ausreichend ist. Bei mir war es weniger die Notwendigkeit nach mehr Platz, sondern eher die Reduktion auf ein kleines Packmaß. Früher trug ich meine Kamera und die Objektive mit einem Lowepro-Rucksack durch die Gegend, was auch wunderbar funktioniert hat. Eine Leica M ist nun aber sehr klein und passt wunderbar in eine Umhängetasche. Ich machte mich also auf die Suche nach einer geeigneten Lösung. Konkret angesehen habe ich mir Lösungen von Billingham, Crumpler, Dörr, Domke, Kata, König, Kultbag/Mono, Lowepro, und Thinktank. Eine jede Menge also. In die konkrete Auswahl kamen dann folgende drei Produkte:

  • Billingham Hadley Small,
  • Domke F-5XB,
  • Thinktank Retrospective 5.

Jede dieser Taschen ist wunderbar und bietet für sich eine gute Lösung. Ich habe mich am Ende für die Billingham Hadley Small entschieden. Die Gründe dafür sind die perfekte Verarbeitung, die sehr steifen und festen Einsätze im Inneren der Tasche, der ausgezeichnete Schultergurt, die Schlichtheit des Aussehens und die Stabilität des Materials. Die Domke F-5XB machte auch einen sehr guten Eindruck, der etwas plumpe Schriftzug störte mich aber extrem. Die Thinktank Retrospective 5 war mir am Ende zu kompliziert konzipiert (zu viele Taschen, Fächer, etc.). Zudem birgt der Reißverschluss im Inneren der Tasche das Risiko, sich die Kamera zu zerkratzen.

Kurz ein paar Worte/Erfahrungen zur Billingham Hadley Small. Die Verarbeitung der Tasche ist ein Traum! Alle Nähte, Verschlüsse, etc. sind perfekt verarbeitet – sie wirkt extrem „wertig“. Das Material (ich habe mich für das klassische Canvas entschieden) wirkt robust und bei Weitem nicht so steif, wie ich es mir von Bildern erwartet habe – die Tasche schmiegt sich gut an den Körper an. Im Gegensatz zum neuen Material FibreNyte habe ich mich für Canvas entschieden, da es etwas weniger anfällig für elektrostatische Aufladung ist und daher den Dreck (speziell Staubfusel) nicht so stark anzieht. Zudem soll Canvas etwas robuster sein, was den Abrieb angeht. Farblich habe ich mich für das Schwarz mit braunen Lederrändern entschieden – einfach und schlicht wie eine Leica M. Das Innere der Tasche ist mit einem grünen Einsatz ausgelegt, welcher sich einfach entfernen bzw. herausnehmen lässt. Wie bereits angedeutet, ist der Einsatz fest und ausreichend steif, um die Kamera sicher zu halten und die Abtrennungen mit der notwendigen Festigkeit auszustatten. Sehr witzig ist der Verschluss der Tasche – die Laschen lassen sich durch Ösen leicht und schnell öffnen. Inzwischen hatte ich die Tasche bei unterschiedlichen Wetterbedingungen im Einsatz. Sowohl Regen, als auch Staub machen der Tasche nichts aus – der Inhalt bleibt trocken, sauber und geschützt. Auf Basis dieses Taschenmodells lässt sich Leica eine eigene, minimal kleinere Version fertigen (siehe Link), welche die Fronttasche durch einen Reißverschluss ergänzt. Zudem bietet die Leica-Version eine zusätzliche Bodenplatte, um den Inhalt besser zu schützen. Beide Features waren für mich nicht ausschlaggebend – daher habe ich mich für das Original entschieden. Für eine Billingham muss man aber bereit sein, etwas Geld auszugeben – mit 170.-€ ist die Tasche sicher kein Schnäppchen.

IMG_2490IMG_2480Neben der Tasche habe ich mich auch für den Kauf eines Kameragurts entschieden – der Originalgurt von Leica war mir etwas zu lieblos. Nach langer Recherche bin ich auf Luigi Crescenzi gestoßen, einen Römer, der seit Jahren Accessoires für die Leica M fertigt. Seine Webseite ist ein Erlebnis (nicht unbedingt im positiven Sinn), die Produkte genießen aber Kultstatus in der Leica-Gemeinde und gelten als perfekt verarbeitet. Nach einem kurzen Kontakt mit Luigi und seiner Tochter habe ich mich für einen Gurt entschieden und bestellt – innerhalb einer Woche wurde das Teil für mich gefertigt und verschickt. Ein Gurt aus der Hand von Luigi schlägt mit 60 bis 80.-€ zu buche, was für ein handgefertigtes Einzelstück durchaus in Ordnung ist.

IMG_2484Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zur M-Bodenplatte von Really Right Stuff (RRS) sagen, welche ich seit ein paar Tagen besitze. Die Bodenplatte ersetzt die originale Leica-Bodenplatte und bietet den notwendigen Anschluss für das Arca-Swiss-System. Das Bild zeigt die originale Bodenplatte und die RRS-Bodenplatte. Man sieht, dass die RRS-Bodenplatte über das Stativgewinde befestigt wird, und nicht über den Verschluss bzw. das Gewinde der Leica Bodenplatte.

IMG_2491Die RRS-Bodenplatte ist gut verarbeitet (auch wenn das Leica-Niveau nicht ganz erreicht wird). Etwas schade finde ich, dass auf der Seite nur eine Aussparung für die Befestigung an der Leica M vorgenommen wurde und keine echte Öse (siehe Bild unten) – dies kann und wird bei langfristigem Gebrauch sicher dazu führen, dass die Belederung der M an dieser Kante abgeschrubbt bzw. beschädigt wird.

IMG_2495Ich werde die Bodenplatte daher nur ansetzen, wenn ich wirklich eine komplette Session mit dem Stativ mache oder den ganzen Tag unterwegs bin. Für mich stellt die Bodenplatte trotzdem eine Kaufempfehlung dar, da es derzeit nichts Vergleichbares mit der gleichen Stabilität und Verarbeitungsqualität gibt.

IMG_2497Soweit also der kleine Exkurs in die nützlichen Accessoires für die Leica M. Demnächst dann wieder mehr Bilder und weniger Technisches.

LiK

Jahresrückblick 2013

Am Ende des Jahres sollte man schon mal zurückblicken und ein Resümee zum abgelaufenen Jahr ziehen. Das letzte Jahr habe ich dies in Form eines Beitrages über die 3 Topthemen 2012 gemacht, heuer möchte ich etwas ausführlicher berichten und resümieren. Ich möchten den Rückblick in 3 Teile gliedern:

  • Technisches
  • Künstlerisches
  • Persönliches

Technisches: Beginnen wir also mit den technischen Errungenschaften des Jahres 2013 (und damit meine ich nicht die Landung der Chinesen auf dem Mond!). Aus fototechnischer Sicht fand ich das Jahr 2013 seit langem wieder spannend – „tümpelten“ die großen Firmen in den letzten Jahren eher vor sich hin, gab es heuer ein wahres Feuerwerk. Herausstreichen muss man sicher Sony, die derzeit die Strategie verfolgen, einfach alles, was den Ingenieuren einfällt, auf den Markt zu bringen – egal, ob es am Markt funktioniert oder nicht. Was hat man sich in den japanischen Labors dabei gedacht, eine Kamera in Form eines Objektives zu entwickeln, die für die Bedienung ein Smartphone benötigt? Für mich eine Fehlentwicklung ohne Chance, am Markt zu bestehen. Schon etwas besser hat man es bei der A7(r) gemacht – ein kompaktes spiegelloses System mit Vollformat-Sensor. Die A7(r) ist derzeit eine sehr reg diskutierte Kamera im Netz. Ich finde sie spannend, aber noch nicht restlos gelungen. Ich prophezeie daher schon mal einen Nachfolger für 2014. Und dann natürlich Nikon mit der DF. Persönlich finde ich die Kamera vom Konzept ziemlich misslungen. Trotzdem scheint sie bereits eine große Fangemeinde zu haben. Für mich ist das Konzept bei der DF nicht zu Ende gedacht worden – man ermöglicht das Anschließen alter Objektive an ein modernes Spiegelreflexsystem, baut aber keinen Schnittbildsucher ein; man ordnet sehr viele Steuerelemente in Form von Knöpfen und Reglern am Gehäuse an, führt diese Funktionen aber auch im Displaymenü an (doppelte Bedienelemente?!). Für mich alles sehr inkonsequent und inkonsistent. Nicht vergessen dürfen wir Canon: die haben nämlich überhaupt nichts Spannendes auf den Markt gebracht – Schockstarre so zu sagen. Erwähnenswert auch noch, dass Leica den Schweizer Mittelformatspezialisten Sinar übernommen hat und wenig später verkündet hat, dass es nun möglich ist, das S-System an das Mittelformatsystem von Sinar anzudocken. Sicher ein Nischenprodukt, aber durchaus spannend. Abgesehen von diesen Dingen gab es natürlich noch 1.000 andere Entwicklungen und Produkte, die uns beschäftigt haben.

Künstlerisches: Welche Fotos, Ausstellungen und Präsentationen haben mich dieses Jahr am meisten beeindruckt? Die Michel Comte Ausstellung im Kunsthaus Wien hat mich sehr beeindruckt, da sie mir einen Comte abseits von der Glitzerwelt zeigte – Fotos von Flüchtlingen, wunderbare Portraits und beeindruckende Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Für mich eines der Highlight des Jahres. Wie immer bewegen mich auch heuer wieder die Bilder des World Press Award – teilweise schockierend. Extrem gelungen finde ich die Zusammenstellung der „Zeit“ der Bilder 2013 – ein Video, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Auch spannend war und ist der Oskar Barnack Award – klassische Reportagefotografie auf höchstem Niveau. Bei all den Ausstellungen und Bildern, die man über ein Jahr betrachtet, sucht man am Ende ein Projekt, das einem besonders in Erinnerung geblieben ist. Für mich ist dies definitiv „Stella Polaris Ulloriarsuaq – The Shining Memory Of Mother Earth“. Ein unglaubliches Projekt mit unglaublichen Bildern. Ansehen ist Pflicht! Beschäftigen musste man sich dieses Jahr auch mit dem Buchprojekt von Sebastiao Salgado: Genesis. Ein Projekt, das die schönen und unberührten Plätze dieser Welt aufsucht und dokumentiert. Wunderbare Schwarz-Weiß-Bilder, manchmal ein wenig zu sehr an der Grenze zum Kitsch – trotzdem mehr als sehenswert.

Persönliches: Nun fragt man sich natürlich, was man persönlich im abgelaufenen Jahr fotografisch umsetzen konnte. Für mich stand das Jahr ganz klar unter dem Motto: Wechsel. Ich musste und muss mich noch an meine neue Umgebung in Freiburg gewöhnen und habe im Herbst nach vielen Jahren auf Leica gewechselt. Ich befinde mich also noch sehr stark im „Kennenlernprozess“. Der Umgang mit der Kamera, die Umstellung auf Festbrennweiten und das Messsucherprinzip muss erprobt und aufgesaugt werden. Neue Fotomotive und Locations müssen gesucht und gefunden werden. Gleichzeitig stellte ich fest, wie viel Spaß mir das Fotografieren in der Natur macht (Landschaft, Street, etc.). Noch vor zwei Jahren konnte ich mich nur im Studio richtig austoben. Bedeutet dies der Abschied vom Studio? Ich denke, dass ich 2014 nicht ins Studio zurückkehren werde, aber ich möchte wieder das eine oder andere Portrait und Projekt mit Models machen – Freiburg bietet dazu ausgezeichnete Möglichkeiten.

Mein wichtigstes Bild im Jahr 2013? Sicher das unten dargestellte Foto. Aufgenommen wurde das Foto in Paris im Centre Pompidou. Das Bild erinnert mich immer an die wunderbaren Tage in Paris, die Stimmung im Museum und ein klein wenig an die Hektik, die mich damals umgab.

IMG_2293.geaendertSoweit also meine persönliche Sicht auf das Jahr 2013. Ich denke es war ein gutes Jahr – Veränderung zwingt einen, seine Komfortzone zu verlassen, und dies induziert wieder neue Inspiration und erzeugt neue Ideen. Somit können wir auf ein spannendes Jahr 2014 hoffen.

Euer LiK