Kategorie-Archiv: Technisches

Wenn Männer zu Frauen werden – Die Oberwerth Bayreuth

Männer und Taschen!? Eigentlich nicht unbedingt eine Kombination, mit der man im normalen Leben oft konfrontiert ist. Eine kleine Ausnahme stellt wohl die Fotoszene dar. Fotografen und ihre Taschen (oder Rucksäcke) bilden wohl eine der größten Hasslieben der Geschichte. Durchsucht man das Netz, so kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass viele Fotografen eine Kamera nur deshalb besitzen, um eine Rechtfertigung zu haben, sich eine schicke Fototasche kaufen zu müssen. Stoff, synthetische Materialien oder ganz puristisch aus Leder!? Was darf es denn sein? Groß, klein, lang, hoch, breit – natürlich muss möglichst viel möglichst flexibel in das gute Ding passen. Und so finden sich ganze Lebensgeschichten von Menschen auf der Suche nach der perfekten Fototasche.

In meinem Fotoleben hatte ich bis jetzt 4 Taschen bzw. Rucksäcke, wovon ich 2 aktuell noch verwende. Begonnen habe ich mit einer Tamrac Fototasche, gefolgt von einem Lowepro Fotorucksack. Aktuell besitze ich einen Lowepro Foto Sport und eine Billingham Hadley Small. Diese zwei führen mich nun bereits seit Jahren sehr zufrieden durch meinen fotografischen Alltag. Aber trotzdem habe ich seit einem Jahr zunehmend das Bedürfnis, nur Kamera und Objektiv schnell mal über die Schulter zu werfen und loszuziehen. Es fehlte mir also noch eine kleine Tasche, welche so klein ist, dass ich sie auch auf Geschäftsreisen mitnehmen kann – unauffällig und natürlich hübsch. Auf der Photokina 2014 hatte ich ein langes Gespräch am Stand von Oberwerth und irgendwie bekam ich diese Firma nicht mehr aus meinem Kopf. Bereits damals hatte ich den ersten Prototypen einer sehr kleinen Fototasche in meinen Händen halten dürfen – wertig, schön, aber sehr teuer! Die Jahre zogen ins Land, mein Wunsch nach einer kleinen Fototasche wurde größer, ich studierte und verglich. Näher angesehen habe ich mir die ONA Bond Street und die DoTheBag Mono 15. Beide waren aber nicht ideal: die ONA etwas zu groß und der Verschluss unpraktisch, die Mono nicht nach meinem Geschmack geschnitten. Blieb also die Oberwerth!? Bei Foto Löffler in Freiburg sah ich mir einige Oberwerth Taschen an, studierte auf der Webseite die Maße und die Fertigung und hatte zudem auch Kontakt mit Jörg (Taschenfreak). Ich war überzeugt: Das ist meine Tasche! – und entschied mich für die Version aus Vollleder in Dunkelbraun. Nur leider … die Tasche wird/wurde in dieser Version nicht mehr hergestellt. Ich versuchte also noch ein lagerndes Exemplar irgendwo in der hintersten Ecke eines Shops zu finden und kontaktierte dazu zahlreiche Händler – vergebens! Ausverkauft! Meine letzte Hoffnung war der direkte Kontakt zu Oberwerth. Und siehe da, schnell und sehr kompetent bekam ich die Auskunft, dass die Tasche in Kürze wieder hergestellt wird! Also nichts wie rauf auf die Warteliste! Das Warten war zudem auch sehr kurz, denn nach nur 3 Wochen traf die kleine Oberwerth am Donnerstag ein.

Bereits beim Auspacken wird klar, welche unglaubliche Qualität hier geliefert wird. Die Tasche fühlt sich extrem wertig an, das Leder ist weich und trotzdem stabil und die Verarbeitung ein Traum. Alle Nähte sind sehr schön und sauber ausgeführt – Handfertigung mit viel Liebe zum Detail. Auf den ersten Blick war ich von der Farbe des Leders etwas überrascht – das Braun geht fast ein wenig ins Rötliche, sieht aber hübsch und sehr elegant aus.

Unglaublich gelungen finde ich den Gurt. Ausgestattet mit einem eingenähten Stahlseil vermindert er das schnelle Durchtrennen des Gurtes – ein sehr guter Schutz gegen Diebstahl. Das Schulterpolster ist rutschfest ausgeführt und liegt perfekt auf dem Körper an. Die Länge des Gurtes ist für mich (180 cm bei 70 kg) ausreichend, auch um die Tasche quer über den Oberkörper tragen zu können.

Die Größe der Tasche ist für die Leica M ideal – Kamera und angesetztes 50er Lux passen locker in die Tasche. Der freie Raum kann sogar für ein weiteres Objektiv genutzt werden (vielleicht etwas knapp) oder für zusätzliche Dinge. An den inneren Rändern sind zwei Taschen vernäht. In die größere (im Bild an der oberen Kante zu erkennen) passt der Akku der M, in die kleinere passt eine Speicherkarte. Die Taschen sind zwar nett, werden von mir aber nicht wirklich benutzt werden – lieber nutze ich den freien Raum vor der Kamera.

Ein schönes Detail ist, dass die Laschen an der Oberseite der Tasche durch entsprechende Klettverschlüsse nach innen fixiert werden können. Diese Details zeigen mir, dass dies eine Tasche ist, welche bis ins letzte überlegt ist.

Und wie trägt sich die Kleine? Hervorragend! Sowohl über der Schulter, als auch quer über den Oberkörper verteilt sie das Gewicht perfekt. Der Verschluss der Tasche ist genial, lässt sich schnell und nahezu lautlos öffnen und schließen. Die Kamera lässt sich schnell und sehr angenehm aus der Tasche nehmen und auch wieder verstauen.

Noch ist es sicher zu früh, um ein Gesamturteil zu fällen, ich kann aber bereits jetzt sagen, dass die kleine Oberwerth Bayreuth einfach nur Spaß macht. Wer eine kleine und sehr gut verarbeitete Tasche für seine Leica M sucht, sollte sich diese Tasche näher ansehen. Auch lohnt sich ein Blick auf die anderen Tasche der Firma Oberwerth.

Update [07.06.2017]:

Oberwerth hat den Artiekl gerade auch bei Facebook veröffentlicht. Danke!

Euer Alex

Interview auf Fotopresso

Im Dezember wurde ich von Marcel von Fotopresso kontaktiert, ob ich mich für ein kleines Interview zur Verfügung stellen würde. Da ich Fotopresso schon seit einiger Zeit verfolge und auch sehr schätze (bitte schaut selber mal vorbei), sagte ich natürlich zu. Das Ergebnis könnt ihr euch nun selber ansehen und durchlesen – ich hoffe euch gefällt es. Einfach das Bild anklicken, dann kommt ihr direkt zum Interview.

Jahresrückblick 2015

Wie in den letzten drei Jahren, möchte ich auch heuer einen kleinen Blick zurück wagen und ein Resümee zum abgelaufenen Jahr ziehen. Ich möchten den Rückblick wie immer in 3 Teile gliedern:

  • Technisches
  • Künstlerisches
  • Persönliches

Technisches: Irgendwie bin ich nicht so recht sicher, ob es ein spannendes oder einfach nur ein langweiliges Jahr aus Sicht der Kameratechnik war. Ohne jeden Zweifel hat Leica gut zugeschlagen und mit der Q und der SL zwei extrem spannende Produkte auf den Markt gebracht. Und auch die Bestätigung, dass die M eben immer eine „reduzierte“ Kamera bleiben soll, beruhigte mich. Und so steht Leica derzeit am Markt ganz gut da und hat sich weiter konsolidiert – um das Unternehmen muss man sich derzeit wohl keine Sorgen machen. Und sonst? Hmmmm….tote Hose, oder? Nikon und Canon haben immer noch kein vernünftiges Spiegelloses-System am Markt positionieren können (und darin liegt wohl ohne jeden Zweifel die Zukunft der Kameratechnik). Durch die Bank haben fast alle Hersteller Probleme ihre Produkte in den geplanten Stückzahlen zu verkaufen. Und so bleibt der Kameramarkt auch 2015 ein Segment, in dem sich derzeit recht wenig wirklich spannendes tut und jeder wartet, dass es jetzt endlich mal los geht – was auch immer!

Künstlerisches: Welche Fotos, Ausstellungen und Präsentationen haben mich dieses Jahr am meisten beeindruckt? Leider kam ich auch 2015 in nur zu sehr wenige Ausstellungen. Und trotzdem habe ich, vor allem über Zeitschriften, ein paar richtig spannende Arbeiten entdecken dürfen. An erster Stelle steht für mich Alisa Resnik. Diese junge russische Fotografin begeistert mich einfach nur unglaublich. Ihre Bilder haben eine ganz eigene Stimmung und erinnern mich fast ein wenig an David Lynch Filme. Unglaublich intensiv und für mich persönlich DIE Entdeckung des Jahres 2015. Und dann ist da noch Guillaume Martial. Dieser Kerl hat einfach nur einen verdammt guten Humor! Ich habe noch nie bei Fotos so gelacht und mich dermaßen amüsiert. Und dann ist da noch ein kommendes Schwergewicht: Viviane Sassen. In Europa ist die Niederländerin noch kaum bekannt; in den USA wird sie bereits gefeiert. Für mich schon jetzt eine der ganz großen Fotografinnen der kommenden Jahre. Ihre Bilder fesselten mich vom ersten Moment weg – intensiv und eindringlich und auch sehr geheimnisvoll. Und natürlich habe ich auch mein Lieblingsprojekt weiter verfolgt: “Stella Polaris Ulloriarsuaq – The Shining Memory Of Mother Earth“. Schön zu sehen, dass es inzwischen ein Buch (und bald wohl auch einen Film) zu diesem Projekt gibt. Definitiv zwei Produkte, die 2016 auf meinem Wunschzettel stehen werden.

Persönliches: Wie jedes Jahr frage ich mich auch heuer wieder, was man so übers Jahr getrieben hat, wohin man sich bewegt hat und, ob man nicht gar rückwärts gegangen ist. Die Leica M fühlt sich inzwischen so selbstverständlich an, als hätte ich nie anders fotografiert. Deutlich herausgestellt hat sich für mich, meine Liebe zu Projekten. Ein großer Schritt in dieser Richtung war ja die Umgestaltung meiner Webseite und der damit einhergehenden Konzentration auf Projektarbeiten. Für mich fühlt es sich derzeit extrem gut und richtig an, Einzelbilder nur noch im Blog zu zeigen und diese oft nur in einem größeren und umfangreichen Kontext zu betrachten. Und genau in diese Richtung ging dann auch mein größtes fotografisches Ereignis dieses Jahres: die Veröffentlichung meines ersten Buches: Restsingularität. Es fühlt sich gut an, dieses Projekt endlich zu Ende gebracht zu haben (nach ungefähr 10 Jahren Grübeln!) – man kann ein Kapitel schließen und an das nächste Projekt denken. Und wie geht es weiter? Mehr Projekte, nicht unbedingt mehr Bilder, aber definitiv mehr Konzentration auf die Art der Fotografie die mir soviel Spaß macht: Experimente, Experimente, Experimente, …

Mein wichtigstes Bild im Jahr 2015? Kein spezifisches, aber definitiv die Serie „A Dash of Sadness“. Etwas düster für meine derzeitig gute Stimmung, aber diese Polarität gehört zum Leben ja auch irgendwie dazu.

Zum Abschluss möchte ich hier aber ein paar Bilder zeigen, die während der Designphase meines Buches Restsingularität entstanden sind – die Bilder eines Fotobandes in die richtige Reihenfolge zu bringen ist nicht so leicht (zumindest für mich) – die Aufnahmen zeigen meinen Versuch einer Reihung. Wer das Buch vor sich liegen hat (allen die es gekauft haben noch mal ein herzliches Dankeschön!), können nun (ausschnittsweise) nachvollziehen, wie sich die Anordnung im Buch ergeben hat.

0504030201 Also dann… auf ein gutes Jahr 2016!

Jahresrückblicke der letzten Jahre:

Euer LiK/Alex

Zurück in die Zukunft – Leica und die M …

Wo soll die Reise hingehen? Diese Frage stellen sich derzeit wohl viele Kamerahersteller. Die spiegellosen Systeme mischen gerade den Markt auf und alles schielt auf die völlig überschätze A7(II, r,s). Und was macht Canon und Nikon? Verschlafen sie weiterhin die wichtigen Trends? Leica hat nur einen Anteil von ca. 1% am Weltkameramarkt und trotzdem setzten sie in der Vergangenheit so manchen Meilenstein … und verschliefen so manchen Trend. Doch wenn man die Kamerahistorie in einem größeren Zeitrahmen betrachtet (und Geschichte lebt davon!), so stellt man fest, dass Leica mit seiner Beharrlichkeit vielleicht nicht so schlecht lag und liegt. Die M ist plötzlich wieder modern. Das Design ist nicht Retro, sondern war schon immer so. Der Spiegel wurde nicht weggelassen, sondern war gar nie da! Die M als Trendsetter! Ich denke, nach ca. 50 Jahren ist es nun wieder so weit, und so mancher japanische Konzern orientiert sich am deutschen Unternehmen Leica – und wenn es nur das simple Design ist. Dieser Trend ist nicht neu und kann schon seit ca. 4-5 Jahren beobachtet werden (siehe Fuji) – trotzdem finde ich es bemerkenswert. Die Leica M ist pur, simpel und in ihrem Design und ihrer Funktion unverkennbar.

Die Leica M ist pur, simpel und in ihrem Design und ihrer Funktion unverkennbar.

Die Leica M ist ohne jeden Zweifel ein Luxusprodukt – erstklassig verarbeitet, teuer und sehr emotionsgebunden. Trotz dass die Leica M ein Nischenprodukt ist, bildet sie bei Leica das Zugpferd – die Cashcow! Die anderen Produkte von Leica können nicht mithalten: die Kompaktkameras bilden keine echte Einnahmequelle, da von Panasonic gebaut, die S (bis jetzt) zu teuer, die X hat zu geringe Stückzahlen und die T hat noch nicht so am Markt gegriffen wie erhofft … Aber halt, da war doch noch was: die Leica Q. Was für ein Start für ein neues Kamerasystem. Ich denke, damit hat nicht mal Leica gerechnet, denn die Q verkauft sich blendend.

Wo aber soll die Reise hingehen – wo sollen sich M, Q, T, X … hin entwickeln? Da ich kein Hellseher bin und keine Kristallkugel zu Hause habe, sind dies also alles nur Spekulationen. Beginnen wir mal bei der T. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses System bei Leica eine Zukunft hat (und hier muss ich meine Meinung gegenüber früher etwas revidieren). Die Entwickler haben einen guten (wenn auch nicht perfekten) Job abgeliefert. Die T macht Spaß – siehe mein Bericht. Trotzdem konnte sie die Fotowelt nicht so recht überzeugen. Zu viel Design und zu wenig Fotografie! Machen wir vorerst hinter der T also ein großes Fragezeichen.

Zu viel Design und zu wenig Fotografie! Das ist die Leica T.

Die X hat für mich ohne jeden Zweifel eine Daseinsberechtigung – sie stellt den Einstieg in die Leica-Welt dar und einen direkten Link zur M her. Funktion und Design sind an der M angelehnt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Verkaufszahlen nicht so recht überzeugen können. Da die X aber den Einstieg in die hochpreisige Produktlinie von Leica bildet, stellt sie ein wichtiges Produkt für Leica dar. Ich denke also, dass eine überarbeitete Version erscheinen und die X weiterhin gepflegt werden wird.

Kommen wir zur M und damit zur Königin. Die M war schon mal tot, als Leica 1975 die Produktion einstellte. Und es war nur Walter Kluck, dem Leiter der kanadischen Leitz-Niederlassung in Midland, zu verdanken, dass die M in Kanada weiter produziert wurde. Inzwischen wurde die M wieder zum Zugpferd, Leica hat sich erholt und spielt am Kameramarkt zwar nur eine kleine, aber doch beachtliche Rolle. 2012 wurde die derzeit aktuelle M (Typ 240) präsentiert mit dem Ziel, ein modernes und zukunftssicheres System zu haben. Man wollte die Hardwareplattform für ca. 10 Jahre beibehalten und darauf aufbauend unterschiedliche Produktlinien entwickeln. Und man hielt bis jetzt Wort. Die neue Monochrom (Typ 246) basiert auf der gleichen Hardware wie die M – natürlich mit anderem Chip und neuerem Prozessor.

Und die M wird so bleiben! Man wird meiner Meinung nach kleine Überarbeitungen präsentieren – Auflösung anpassen (oder auch nicht!), Dynamikumfang, Prozessierung, Lichtempfindlichkeit, etc. Der neue Leica CEO Oliver Kaltner hat es beim Besuch der „Leica Meet“ Gruppe in Wetzlar treffend ausgedrückt:  “The Leica M will remain pure – like the Porsche 911”. Alleine diesem Statement entnehme ich, dass viele der derzeit kursierenden Gerüchte nicht stimmen können – die M wird weder einen elektronischen, noch einen hybriden Sucher bekommen, noch wird sie eingestellt werden. Denkbar ist aber, dass die Überarbeitungszyklen bei der M (und Monochrome) größer werden – derzeit haben wir eine neue M alle 3 Jahren (es wäre also demnächst wieder soweit), in Zukunft könnte ich mir eine neue M alle 4 Jahre vorstellen.

“The Leica M will remain pure – like the Porsche 911” [Leica CEO Oliver Kaltner]

ABER … Die M wird mit Sicherheit durch ein zweites Produkt flankiert werden. Und damit sind wir bei der Q. Ich denke, Leica wird in Kürze ein neues System vorstellen, welches auf der Q basieren und Wechselobjektive besitzen wird. Das neue System wird M-Objektive aufnehmen können und auch AF-Objektive (vielleicht auch die T-Objektive). Ob sie am Ende Q oder ganz anders heißen wird, ist eigentlich egal! Sollte Leica diesen Schritt machen, steht für mich die T auf wackeligen Beinen.

Ich gehe also davon aus, dass demnächst eine neue Q mit Wechselobjektiven erscheint (vielleicht unter anderen Namen) und innerhalb der nächsten 12 Monate eine neue M (mit dem Chip der Q, „Typ 260“?). Vielleicht kennen wir eines oder mehrere dieser Produkte bereits am 20. Oktober 2015, denn dann gibt es eine große Präsentation in Wetzlar.

Und danach? Hängt wohl stark davon ab, wie sich das neue System verkauft und welche neuen Technologien in den nächsten Jahren verfügbar sein werden. Auch, ob die M dann vom Thron gestoßen werden kann, hängt davon ab – nächste Diskussion und Spekulation also 2018/19.

Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders…

Alex

Nachtrag: Am 18. Oktober fand sich auf der Leica-Webseite folgender Hinweis:

Bildschirmfoto vom 2015-10-18 11:36:52Interessant, oder? Hmmm….eine neue M? Wir werden sehen.

 

Radikalkur … neuer Internetauftritt!

Was macht man sich über die Jahre nicht Gedanken rund um die Präsentation seiner Bilder im Netz. Eigene Webseite, Blog, Flickr, … Mein Blog wird ja seit Jahren sehr aktuell gehalten und kann sich auch technisch sehen lassen. Meine Webseite hingegen war technisch noch auf dem Stand wie vor 2-3 Jahren, setzte auf Flash und war völlig ungeeignet für mobile Endgeräte (z .B. Tablet-PC, Smartphones, etc.). Bereits seit einem Jahr treibt mich nun die Frage um, wie ich meine Webseite umbauen könnte – nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich wollte ich einiges ändern. Seit Mai 2015 arbeitete ich nun sehr intensiv an einem neuen Konzept, probierte verschiedene technische Lösungen aus und beschäftigte mich schließlich auch mit einer Neugliederung meines Portfolios. Und ich kann schon vorweg nehmen, dass kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Aber erst mal der Reihe nach…

Technisches: Ich wollte die Webseite so umbauen, dass sie sich an die Auflösung des jeweiligen Endgerätes dynamisch anpasst – die Bildgröße sollte automatisch skaliert werden. Die ganze Präsentation sollte auf html5 aufsetzen und auf Flash verzichten. Zudem sollte der Download von Bildern verhindert werden können. Die Bilder sollten in einer wesentlich höheren Auflösung als früher dargestellt werden.

Inhalt: Wesentlich schwieriger als die technischen Herausforderungen war die inhaltliche Gliederung der Bilder. Ich versuchte viele Ansätze und stellte die Webseite in den letzten Wochen mehrmals völlig um, bis ich schließlich (nachdem ich 3 Wochen Pause gemacht habe) für mich herausgefunden habe, dass ich mich in den letzten beiden Jahren doch sehr stark in Richtung Projektarbeit entwickelt habe. Sollte ich also mein bisheriges Portfolio über Bord schmeißen und versuchen, einen ganzheitlichen Projektansatz zu finden? Je länger ich über diesen Ansatz nachdachte, desto besser gefiel er mir. Also begann ich meine Arbeit in Projekte zu gliedern (einige waren ja schon vorhanden) – und plötzlich funktionierte die Präsentation sehr viel besser als vorher. Jedes Projekt wurde zusätzlich durch eine kurze Beschreibung umrissen.

Layout: Eine Webseite soll vor allem praktisch, aber auch schön sein. Für mich stand im Mittelpunkt, eine möglichst einfache und ästhetische Darstellung zu erreichen. Wie bereits bei meiner alten Seite sollten die Bilder auf schwarzem Hintergrund präsentiert werden. Zudem sollte die Menüstruktur einfach gehalten werden und den Besucher nicht unnötig verwirren.

Webseite-01Webseite-02Zudem warf ich den Namen „lichtknoten“ über Bord und präsentiere meine Bilder nun unter meinem wahren Namen. Warum? Darauf gibt es gar keine einfache Antwort – vielleicht, dass ich nun das erste Mal das Gefühl habe, hinter den Bildern, die ich präsentiere, zu 100% zu stehen!

Aber wo sind all die anderen Bilder hin? Da ich die Landschaftsbilder von der Webseite entfernt habe, an ihnen aber doch auch ein klein wenig hänge, habe ich sie nach Flickr verschoben. Ich denke, dort sind sie gut aufgehoben und passen inhaltlich auch besser rein. In Zukunft wird die Webseite also nur noch die projektrelevanten Bilder aufnehmen, Landschaftsbilder werden auf Flickr präsentiert und alles andere, was so täglich anfällt, wird weiterhin auf dem Blog seinen Platz finden.

Und wo finde ich nun die neue Webseite? Ganz einfach … unter: www.alex-reiterer.com. Verwendet ihr noch die alte Adresse (www.lichtknoten.com), werdet ihr automatisch umgeleitet.

Wie geht es weiter? Sicher wird in den nächsten Wochen noch an der einen oder anderen Stelle nachgebessert werden. Der Blog soll dann auch irgendwann nicht mehr unter „www.lichtknoten/blog ….“ erreichbar sein, sondern auch auf „www.alex-reiterer/blog“ umsiedeln. Dies kann aber durchaus noch ein wenig dauern und wird weitgehend im Hintergrund ablaufen.

Ich hoffe ihr habt mit der neuen Webseite eure Freude und blättert ein wenig durch die Projekte. Für Kommentare und Anmerkungen bin ich immer sehr dankbar.

Euer

Alex

The Beauty and the Beast – Kleiner Erfahrungsbericht zur Leica T

Bevor die Leser jetzt vom Hocker fallen und denken, ich hätte meine geliebte Leica M gegen eine Leica T getauscht: weit gefehlt! Ich nutzte vor ein paar Tagen aber die Gelegenheit, die Leica derzeit bietet, und testete eine Leica T.

Die Leica T wurde 2014 eingeführt, ist also fast genau ein Jahr am Markt. Das T-System bedeutete für Leica ein erhebliches Risiko, da es praktisch einen Neuanfang bzw. eine Neuentwicklung darstellt. Und so entschied man sich bei Leica, die Sache mal ganz anders anzugehen. Das Herz des Systems ist ein Uni-Body, also ein Gehäuse, das aus einem vollen Alublock gefräst wird. Dies ist im Maschinenbau und Gerätebau heute nichts besonderes, man muss sich aber doch die Frage stellen, ob dies für eine Kamera der richtige Ansatz ist.

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Das Kameragehäuse der Leica T wird aus einem vollen Alu-Blick gefräst. Quelle: Photoscala.

Apple hat das Uni-Body-Design im Consumer-Bereich bekannt gemacht und schwört bei vielen Geräten auf diese Technik. Natürlich, sie ist hübsch! Und wie! Das schlanke Gehäuse wirkt fast filigran, aber liegt trotzdem relativ stabil und fest in der Hand. Die Verarbeitung ist Leica-typisch hochwertig und so macht es einfach Spaß, die Kamera in den Händen zu halten und mit ihr zu arbeiten.

Kurz ein paar technische Details. In der Kamera steckt ein APS-C-Chip mit 16,5 Mio. Pixel. Die Bedienung erfolgt fast ausschließlich über das rückseitige Display, welches 3,7 Zoll misst. Zusätzlich hat die Kamera noch zwei Einstellräder, einen Auslöseknopf und einen Knopf, um Videoaufnahmen zu starten. Das war’s! Mehr Bedienelemente sind nicht vorhanden. Als Schutz gibt es noch den sog. Leica Snap T, welcher eine Art Schützhülle für die T darstellt. Ich hatte ein solches Teil in Orange dabei (sieh Bilder unten). Alle technischen Details zur Kamera finden sich hier.

Anbei nun einfach mal ein paar Bilder vom System, inkl. eines Größenvergleichs zur Leica M.

IMG_20150403_155526IMG_20150403_155636IMG_20150403_154807 IMG_20150403_155042Natürlich gehört zu einer Kamera auch ein Objektiv. Die Leica T verfügt über ein Wechselobjektivsystem, welches derzeit aus 4 Objektiven besteht: 55-135mm, 11-23 mm, 23 mm und einem 18-56 mm. Das letztgenannte stand mir für den Test zur Verfügung. Leider sind alle Objektive (bis auf das 23 mm) relativ lichtschwach – Anfangsöffnung meist 3,5 bis 4,5 (5,6), abhängig von der Brennweite. Alle Objektive verfügen über ein Autofokussystem, was sie auch deutlich schwerer und größer als die typischen M-Objektive macht. Die Bilder oben zeigen auch deutlich, dass die T eigentlich nicht wirklich kompakter als die M geraten ist – mit angesetztem Objektiv ist sie sogar deutlich größer (für mich eine kleine Enttäuschung).

Kurz zum Handling: Die Kamera liegt (wie bereits angedeutet) extrem gut in der Hand. Ich hatte die Befürchtung, dass die Kanten zu scharf sind und die Kamera daher „ungemütlich“ ist – dies trifft nicht zu! Mit dem T-Snap wird die Kamera noch ein bisschen griffiger, büst aber deutlich an „Schönheit“ ein. Bedient wird die Kamera fast vollständig über das Display. Und auch hier muss ich mein Vorurteil revidieren: die Bedienung ist flüssig, logisch und sehr durchdacht. Über zwei frei programmierbare kleine Wahlräder kann man Parameter schnell und leicht ändern. Kurzum: Handling und Bedienung sind 1A. Einziger negativer Punkt bei der Bedienung der Kamera war der Zugang bzw. der Start der Bildwiedergabe. Diese erfolgt durch eine „Wischgeste“ am Display (von oben nach unten, oder von unten nach oben). Dies habe ich als sehr mühsam und unpraktisch empfunden.

L1000056Negativ ist leider der Schultergurt aufgefallen, der aus Kautschuk besteht. Er ist zwar angenehm geformt und auch leicht dehnbar, zieht Dreck und Staub aber magisch an. Bereits nach wenigen Stunden klebten Haare und Staubteilchen daran: nobel sieht anders aus!

Kurz zu meiner Fototour: Ich zog mit der Kamera durch Freiburg und die Randbezirke, versuchte sie kennen zu lernen und ihre Stärken und Schwächen auszuloten. Ich arbeitete dabei mit dem oben erwähnten Objektiv und ohne externen Sucher. Bevor ich darauf im Detail eingehe, einfach ein paar Bilder.

L1000060 L1000066 L1000104Es lässt sich bereits an den wenigen Bildern erkennen, dass sich die Qualität sehen lassen kann. Farben sind ausgewogen, keine überzeichnete Schärfe. Kurzum: alles so wie man es von Leica erwartet. Fotografiert habe ich parallel im RAW- und JPG-Format. Auch die JPGs zeigten bereits eine sehr ansprechende Bearbeitung auf – Bilder also, die sich durchaus direkt aus der Kamera verwenden lassen.

Nun aber kurz zu den Punkten, die mir besonders aufgefallen sind – einfach mal stichpunktartig zusammengefasst.

Was gefiel mir gut:

  • Das Teil sieht einfach nur extrem genial aus. Es macht Spaß, die Kamera in den Händen zu halten, sie zu bedienen, mit ihr durch die Gegend zu ziehen.
  • Die Bedienung ist völlig anders als bei anderen Kameras, aber extrem gelungen. Das Touchscreen und die entsprechende Bedieneroberfläche machen Spaß.
  • Das Auslösegeräusch ist extrem leise und klingt sehr wertig. Sie klingt nicht ganz so sexy wie meine M, aber kommt ihr schon sehr nahe.
  • Die Bildqualität ist extrem gut. Die Farben sind ausgewogen, die Detailwiedergabe beeindruckend und der Kontrastumfang gut. Dies spricht auch eindeutig für das verwendete Objektiv.
  • Das Fotografieren über das Display funktioniert erstaunlich gut. In keiner Situation hatte ich das Bedürfnis, einen externen Sucher verwenden zu müssen, wenngleich das echte M-Feeling natürlich nicht aufkommen wollte.

Was gefiel mir nicht:

  • Hätte mir eine deutlich kompaktere Kamera gewünscht – der Größenvergleich mit der M zeigt es: kompakt sieht anders aus!
  • Nach schnellen Bildfolgen „blockiert“ die Kamera für mehrere Sekunden (Schreibmodus) völlig. Man sollte zumindest neue Objekte über das Display anvisieren können – das Schreiben/Speichern der Bilder müsste im Hintergrund laufen.
  • Die Wiedergabe der Bilder ist durch die „Wischgeste“ etwas mühsam zugänglich – ein echter „Play-Knopf“ würde der Kamera gut tun.
  • So schön Alu auch ist, so schnell zerkratzt es. Ich möchte Kameras sehen, die mehrere Jahre im Einsatz waren – Kratzer sind leider alles andere als schön (die typische „M-Patina“ ist hier nicht zu erwarten).
  • Die Schutzhülle T-Snap muss für das Wechseln der Batterie und der Speicherkarte jedes Mal abgenommen werden. Zudem lässt sich dieses Biest nur sehr schwer von der Kamera lösen. Leider eine völlig unzureichende Lösung!
  • Der Kameragurt ist aus Kautschuk und zieht Staub und Dreck magisch an. Ist nicht nur unhübsch, sondern auch noch ziemlich unpraktisch.
  • Die derzeit erhältlichen Objektive sind zu lichtschwach – bitte mehr Festbrennweiten mit großer Blendenöffnung.

L1000070 L1000113Abschließend lässt sich sagen, dass sich Leica einiges vorgenommen hat und ein völlig neues Kamerasystem anbietet. Derzeit ist das Angebot an Objektiven noch klein – bei einem Verkaufserfolg werden aber sicher einige neue Objektive folgen. Die Entscheidung, auf ein Uni-Body-Design aus Alu zu gehen, ist umstritten, stellt derzeit im Kamerasektor aber sicher ein Alleinstellungsmerkmal dar. Ob es für den Fotografen auf Dauer die beste Lösung ist, wird sich zeigen. Fakt ist, dass die Kamera mit 1.500.-€ sicher nicht billig, der Preis für eine in Europa gefertigte Kamera aber sicher gerechtfertigt ist. Etwas Sorgen bereiten mir aber eher die in Japan gefertigten Objektive (Hersteller ist mir unbekannt!), welche auch mit Preisen um die 1.500.-€ zu Buche schlagen. Die Qualität der Verarbeitung ist sehr gut und auch optisch lässt sich nichts aussetzen, aber die Lichtstärke ist für mich derzeit nicht akzeptabel.

Stellt sich die Frage, ob die Leica T eine Berechtigung am Markt und eine Chance zum Überleben hat. Ich denke, in der derzeitigen Situation und Systemausbaustufe wird es schwer werden – Leica muss dringend nachlegen. Einige lichtstarke Festbrennweiten würden dem System gut tun, wenngleich natürlich schon jetzt die Möglichkeit der Nutzung der M-Objektive besteht. Die Kamera muss sich in diesem Preissegment unter anderem mit der Olympus OM-D und der Sony A7 (II) messen. Ein direkter Vergleich zeigt deutlich, dass jede Kamera ihre Vor- und Nachteile hat, die Leica T die anderen beiden aber wohl nur im Bereich „Bedienkonzept“ und „Design“ übertrumpfen kann. Reicht dies aus, um einen Markterfolg einzufahren? Nein! Ich denke auch nicht, dass die Sensorgröße der entscheidende Faktor sein wird (der Erfolgt der OM-D zeigt dies deutlich). Die Antwort ist wohl ziemlich einfach: Das Gesamtpaket muss besser und attraktiver werden – auch wenn der Ansatz schon sehr gut ist. Mehr Objektive, bessere Serienbildfunktion, leichte Anpassung beim Bedienkonzept (Play-Funktion!), und besseres Zubehör! That’s it!

Ich bin mir aber sicher, dass Leica das System zu Erfolg führen will/kann.

LiK

Meckern auf hohem Niveau – Das Leica Super-Elmar-M 1:3,4/21 mm ASPH.

Wie bereits letzte Woche geschrieben, hatte ich am Bodensee ausgiebig Zeit mein neues Objektiv Leica Super-Elmar-M 1:3,4/21 mm ASPH zu testen und es kennen zu lernen. Das Objektiv wird an meiner Leica M (Typ 240) betrieben (für jene Leser, welche diesen Blog nicht regelmäßig verfolgen). Ich möchte nachfolgend keinen Testbericht wiedergeben, sondern einfach meine sehr persönlichen Beobachtungen schildern.

Vorneweg sei erwähnt, dass die optische Qualität des Objektives hervorragend ist – in vielen Tests, Blogbeiträgen und Artikeln wird dies belegt und beschrieben. Es gibt also nichts zu meckern, außer man meckert auf extrem hohem Niveau. Was ich gerne tun möchte! Ich kenne den Weitwinkelbereich zwischen 17 und 24 mm relativ gut aus meiner Canon-Zeit und weiß daher gut wie man diesen Brennweitenbereich einsetzen kann und darf und auf was man besonders achten sollte.

Verzeichnung

Ich muss zugeben, dass durch meine bevorzugte Nutzung der Brennweitenbereiche von 35 mm und 50 mm, Bilder mit dem neuen 21er auf mich durchaus einen etwas seltsamen Eindruck machten. Ich fragte mich relativ schnell, warum denn plötzlich alles so flach wirkt, und wo denn die Leica-typische „3D-Darstellung“ bleibt. Ein Tele-Objektiv verdichtet den Raum und sorgt dafür, dass alles sehr plastisch wirkt; ein Weitwinkel hingegen lässt auch kurze Distanzen plötzlich unendlich wirken. Dadurch kommt es plötzlich zu einer Verzerrung des Bildes, welche sich primär auf die Tiefen-Wahrnehmung auswirkt. Durch die kurze Brennweite entstehen aber auch baulich bedingte Abbildungsfehler des optischen Systems, welche zu einer lokalen Veränderung des Abbildungsmaßstabes führen. Die Maßstabsänderung beruht auf einer Änderung der Vergrößerung mit zunehmendem Abstand des Bildpunktes von der optischen Achse. Diese Verzeichnung ist rotationssymetrisch um das sog. Verzeichnungszentrum. Soweit zur Theorie. Was bewirkt dies aber? Diese Abbildungsfehler erzeugen wahrnehmbare Verzerrungen im Bild. Parallele Linien laufen dadurch nicht mehr parallel, senkrechte Linien laufen nicht mehr senkrecht oder horizontale nicht mehr horizontal. Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht den Effekt eindrucksvoll.

Bei Objektiven mit Verzeichnung wird ein Rechteck nicht maßstabsgetreu abgebildet. Quelle: Wikipedia.

Bei Objektiven mit Verzeichnung wird ein Rechteck nicht maßstabsgetreu abgebildet. Quelle: Wikipedia.

Warum sind nun nicht alle Objektive von dieser Verzeichnung betroffen? Sind sie leider doch! Je kleiner die Brennweite, desto deutlicher der Verzeichnungseffekt. Beim Fischaugenobjektiv ist dieser Effekt sogar gewünscht.

Die gute Nachricht ist nun, dass man die Verzeichnung relativ gut rechnerisch beseitigen kann. Kennt man das geometrische Modell des Objektives, so kann man die Verzeichnung leicht beseitigen. Das unten stehende Bild zeigt die Verzeichnung eines 20-mm-Objektivs bei einer Fokussierung auf eine Entfernung von einem Meter. Die Zahlen an den Isolinien geben den Betrag der Korrektur in Mikrometern an. Die Länge der Pfeile entspricht der fünfzehnfachen Länge der Korrektur. Die Koordinaten u und v sind die Bildkoordinaten bezogen auf die Bildmitte (Quelle: Wikipedia). Es zeigt sich also deutlich, dass die Verzerrung zum Rand hin deutlich ansteigt und Extremwerte in den Ecken erreicht.

Verzeichnung eines 20-mm-Objektivs. Quelle: Wikipedia.

Verzeichnung eines 20-mm-Objektivs. Quelle: Wikipedia.

Heute arbeiten Hersteller meist mit einer kamera-internen Reduktion der Verzeichnung. Dazu wird das Objektiv entsprechend codiert (gekennzeichnet) und damit von der Kamera automatisch identifiziert. Die hinterlegten Korrekturwerte können dann bereits beim Schreiben des Bildes angebracht werden. Bei vielen Herstellern erfolgt diese Korrektur übrigens auch bei RAW-Bilder (man sollte also den Begriff „Raw“ nicht unbedingt als Indiz dafür nehmen, dass es tatsächlich völlig unbearbeitete Bilder sind). Leica scheint hier übrigens eine andere Linie als die großen Hersteller aus Asien zu fahren. Speziell Canon, Nikon und besonders Sony korrigieren in der Kamera unglaublich viele Dinge – der Fotograf bekommt also ein deutlich verändertes/bearbeitetes RAW-File geliefert. Man sollte sich bei einer Leica-M also bewusst sein, dass man mit der baulich bedingten Verzeichnung leben muss, oder in der Nachbearbeitung selber Hand an legen muss. Als Beispiel sei auf das Bild unten verwiesen.

Verzeichnung bei einem 21 mm Objektiv ist nicht ungwöhnlich, besonders nicht wenn Objekte im oberen oder unteren Bereich positioniert werden.

Verzeichnung bei einem 21 mm Objektiv ist nicht ungewöhnlich. Besonders auffällig, wenn vertikal verlaufende Objekte im oberen oder unteren Bereich positioniert werden (z. B. Stelzen des Pier).

Man erkennt deutlich, dass man sehr vorsichtig damit umgehen sollte, vertikal oder horizontal verlaufende Objekte in den oberen oder unteren Bereich des Bildes zu setzen, besonders in die entsprechenden Ecken. Das Pier im Bild wird deutlich verzerrt, die senkrechten Stelzen kippen förmlich nach außen. Viele Bildbearbeitungsprogramme korrigieren diese Effekte bereits beim Importieren der Bilder, sodass auch hier der Fotograf bevormundet wird. Da ich mit Darktable arbeite, kann ich sehr individuell entscheiden, ob ich eine Korrektur anbringen will oder nicht (andere Software lässt dies natürlich auch zu, versteckt die Option nur manchmal etwas zu gut). Ein guter Weg Objektive zu korrigieren/kalibrieren ist beispielsweise die Generierung von Korrekturprofilen mit Hugin und die entsprechende Nutzung der Profile in Darktable (ich werde diesen Prozess in den nächsten Woche hier im Blog im Detail beschreiben).

Vignettierung

Neben der Verzeichnung ist sicher die Vignettierung der auffälligste Effekt, der mit abnehmender Brennweite immer stärker wird. Auch die Vignettierung kann bei bekanntem geometrischen Modell des Objektives gut korrigiert werden und wird dementsprechend von vielen Herstellern bereits beim Speichern der Bilder automatisch korrigiert – so auch von Leica. Bereits in den Raw-Daten ist die Vignettierung weitgehend beseitigt. Das Leica Super-Elmar-M 21 mm vignettiert im übrigen nur sehr minimal (dies kann man auch den entsprechenden Messdiagrammen entnehmen). Daher soll auf diesen Effekt hier nicht weiter eingegangen werden. Das Ausmaß der Vignette ist übrigens stark von der Blende abhängig. Je großer die Blende (kleine Blendenzahl) desto geringer die Vignettierung (siehe Abbildung, Quelle: Markus Schopfer, Wikipedia).

Blende

Die Vignettierung stellt heute bei den meisten Objektiven kein großes Problem dar. Zusätzlich ist die Vignettierung zu einem stilistischen Mittel geworden und wird oft sehr bewusst eingesetzt.

Gegenlicht

Für jemanden der gerne direkt zur Sonne ausgerichtet fotografiert, ist das Verhalten des jeweiligen Objektives bei Gegenlicht extrem wichtig. Die Linsen- und Glasqualität spielt besonders bei Gegenlicht eine wichtige Rolle. Verfärbungen, Schleier und Schlieren sind  das gewohnte Bild bei billig gefertigten Objektiven. Wie nicht anders zu erwarten spielt das Leica Super-Elmar 21 mm hier in der absoluten Top-Liga. Leica verbaut die besten Glassorten in ihren Objektiven, und so ist es nicht verwunderlich, dass Gegenlicht eine ganz wunderbare Lichtstimmung erzeugt. So soll es sein! Beobachten kann man dies im unten stehenden Bild.Unterhalb der Sonne kann ein leichter roter Schleier beobachtet werden (verstärkt wohl auch durch die Lichtbrechung/-verfärbung an der Wolke) – nicht weiter störend. Das Verhalten des Objektives insgesamt aber sensationell.

extremes Gegenlicht macht dem Super-Elmar-M 21 mm nichts aus.

extremes Gegenlicht macht dem Super-Elmar-M 21 mm nichts aus.

Chromatische Aberration

Was sich bei dieser Gegenlichtaufnahme aber relativ gut beobachten lässt ist das Auftreten von Chromatischer Aberration. Der Brechungsindex von Glas hängt von der Wellenlänge des Lichtes ab. Dies wird Dispersion genannt und verursacht die sog. chromatische Aberration. Im Bild sichtbar wird dies durch Farbsäume, also Verfärbungen an Kanten und Schärfenebenen. Meist entstehen rote oder grüne Farbsäume vor oder hinter der eigentlichen Schärfenebene. Im oberen Bild sieht man diesen Effekt im Bereich der weiß schimmernden Wasserfläche (vordere Bildmitte). Chromatische Aberration ist ein Effekt von dem die Leica M stärke betroffen ist als Spiegelreflexkameras, da das Auflagemaß (Abstand Sensor zu Befestigung des Objektiv) geringer ist und die Lichtstrahlen daher wesentlich flacher auf den Sensor treffen. Leica hat diesem Umstand bei der M (Typ 240) durch eigene Mikrolinsenelemente, welche über dem eigentlichen Sensor sitzen, speziell geformt wurden und dadurch eine entsprechende Lichtbrechung unterstützen, Rechnung getragen. Trotzdem hat besonders die verwendete Brennweite einen ganz erheblichen Einfluss auf diesen die Chromatische Aberration. Chromatische Aberration kann mit heutiger Bildverarbeitungssoftware aber relativ gut beseitigt werden. Ein Absenken des Rotkanals bzw. des Rotanteils im Bild reicht meist schon aus.

Das Problem mit dem Sucher

Die Leica M und ihr optischer Sucher ist nun mal nur für Brennweiten bis zu 28 mm ausgelegt. Bei kürzeren Brennweiten muss ein externer Sucher oder der Live View (LV) verwendet werden. Klappt auch alles wunderbar! Bei der Verwendung des LV ergab sich für mich aber ein eindeutiges Aha-Erlebnis. Die Leica M erlaubt nämlich einen eigenen Belichtungsmodus für den LV zu konfigurieren, der bei aktiviertem LV genutzt wird. Arbeitet man beispielsweise immer mit der mittenbetonten Belichtungsmessung, wählt in der Konfiguration für den LV aber die Mehrfeldmessung, so kann man zwischen den zwei Modi durch aktivieren des LV blitzschnell umschalten. Gerade mit einem Weitwinkel macht oft eine Mehrfeldmessung mehr Sinn als eine mittenbetonte Messung. Ein lästiges Umstellen des Belichtungsmodus entfällt also, wenn man die Lösung mit dem LV nutzt. Genial und einfach!

Und was bleibt am Ende?

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass das Fotografieren mit einem Weitwinkel Übung braucht. Wie jede andere Brennweite, muss auch der Weitwinkel besonnen und gekonnt eingesetzt werden. Auf keinen Fall sollte es zu einer inflationären Nutzung dieser Brennweite kommen: weniger ist oft mehr. Ab und an ein Bild mit einem Weitwinkel lockert eine Präsentation auf und beeindrucken den Betrachter. Zu viele Weitwinkelbilder stumpfen den Betrachter aber schnell ab. Spannung lässt sich durch eine bewusste Nutzung des Vordergrundes erzeugen; auch hier empfiehlt sich aber ein vorsichtiges Herantasten und eine sehr gezielte Nutzung dieser Strategie.

Das Leica Super-Elmar-M 1:3,4/21 mm ASPH. ist aber definitiv eine Bereicherung und ein durchgehend beeindruckendes Objektiv. Nur sehr wenige Lichtsituationen bringen es ein wenig aus dem Tritt (z. B. extremes Licht erzeugt leichte chromatische Aberration) – der Vergleich mit anderen Objektiven anderer Hersteller dieser Brennweite zeigt aber deutlich wie gut und ausgereift das optische Konzept und die entsprechende Konstruktion ist. Leica hat sich mit diesem Objektiv viel Zeit gelassen – das Ergebnis kann sich sehen lassen. Hut ab!

Ich hoffe diese Zeilen haben euch Spaß gemacht und ihr habt genau so viel gelernt wie ich dabei.

LiK