Jetzt bin ich aber ganz schön spät dran, ein paar Worte zur Leica M11 zu verschwenden. Vieles wurde in den letzten Wochen geschrieben, besprochen und diskutiert. Auf ein paar wenige Fakten möchte ich trotzdem eingehen (wie immer als sehr subjektive und persönliche Sicht).
Auflösung: 60 MP sind natürlich ein ziemlicher Hammer, aber immerhin, lässt sich nun auch die RAW-Auflösung in drei Stufen variieren. Ich finde das ziemlich clever und offensichtlich auch schön gelöst. Dass die niederen Auflösungen keinen nennenswerte Vorteil bei Rauschen und Dynamik bringen, spricht für die unglaublich hohe Qualität des Sensors im oberen Auflösungsbereich. Persönliche Bewertung: 60 MP hätte ich nicht gebraucht, aber aus derzeitiger Sicht stören sie mich nicht. Daher: Neutral.
Belichtungsmessung: Wahrscheinlich eine der größten Änderungen an der M11 ist die Art der Belichtungsmessung. Erstmals wird diese komplett (auch im Messsuchermodus) über den Bildsensor gemacht. Das führt dazu, dass sich der Verschlussvorhang öffnet, sobald die Kamera eingeschaltet wird. Früher war dies nur im LiveView der Fall. Dadurch soll sich die Einschaltezeit der M11 deutlich erhöht haben und irgendwo zw. 2 und 3 Sekunden liegen, was ich ziemlich viel finde. Persönliche Bewertung: Sollte für meine Art der Fotografie eigentlich unwichtig sein, wenn sich die Einschaltezeit aber deutlich erhöht, wäre dies aus meiner Sicht ein deutlicher Rückschritt. Die Hoffnung ist, dass Leica hier mit einer neuen Firmware mehr Tempo rein bringen wird. Daher: Negativ bis neutral.
ISO: Endlich haben wir in der M11 einen Basis-ISO-Wert von 64. Summilux ohne Filter, auch an einem schönen Sommertag mit viel Licht, wird dadurch möglich! Persönliche Bewertung: Eine kleine Verbesserung, die für mich extrem wichtig ist. Daher: Positiv.
Gehäuse: Die Bodenplatte ist nun Geschichte und bei der schwarzen Version der Kamera setzt Leica nun auf Aluminium und nicht mehr auf Messing. Das führt dazu, dass die schwarze Variante deutlich leichter ist. Man wird sehen, ob die höhere Wärmeleitfähigkeit von Aluminium zu Schwierigkeiten beim empfindlichen Messsucher führen wird. Aus meiner Sicht sollte das Leica aber bestens im Griff haben. Aluminium als Gehäusematerial ist heute bei vielen Kameras Standard und gilt als ausreicht stabil und fest. Die Lackierung der Kamera muss beobachtet werden – bisher war die Eloxierung auf Messing ja immer extrem robust. Persönliche Bewertung: Weniger Gewicht bei gleichbleibender Stabilität ist für mich ein Vorteil. Um die Farbe mache ich mir keine Gedanken. Daher: Positiv.
Und sonst so: Interner Speicher (positiv), Konnektivität (positiv), Akku (positiv).
Preis: Hmmm….8.350 €! Die M10 kostete bei der Einführung 6.500 €. Also wenn nicht Leica draufstehen würde, könnte man fast denken, dass das unverschämt ist, oder? Jemand hat neulich zu mir gesagt: „Man ist bereit den Preis zu zahlen oder eben nicht!“ Noch Fragen? Aber mal ein anderer Gedanke: Der Preis der M11 richtet sich eindeutig an der M10-R aus (exakt der gleiche Preis!). Hätte eine M11 weniger gekostet, hätte niemand mehr die M10-R gekauft, die offensichtlich zunächst im Programm bleibt. Kann es sein, dass Leica mittelfristig (sagen wir mal in 12 Monaten) eine M11s auf den Markt bringt, die dann etwas abgespeckt ist und im Bereich von 6.800 € kosten wird? Vergleichbares hat man mit der SL2 gemacht. Auch dort gibt es eine s-Variante, die sich offensichtlich wie die warmen Semmeln verkauft. In 24 Monaten könnte man dann die übliche P-Variante (M11P) auf den Markt bringen und hätte somit drei unterschiedliche Modelle für unterschiedliche M-Zielkunden. Nur ein Gedankenspiel!
Fazit: Ohne jeden Zweifel ist die M11 eine tolle Kamera und bringt vieles mit, was ich mir schon bei der M10 gewünscht habe. Alleine der niedere ISO-Basiswert, die Möglichkeit mit einem elektronischen Verschluss auch kürzer als 1/4.000 zu belichten und das niedere Gewicht würden einen Kauf für mich rechtfertigen. Wäre da nicht der Preis! Also warte ich erst mal ab…
Wenn ihr einen schönen Überblick von der M11 bekommen wollt, dann schaut euch das Video von Paddy an.
Derzeit sprechen Leica-Jünger ja nur noch über den 13. Januar 2022 – also morgen, dem Tag an dem (vermutlich) die neue Leica M11 vorgestellt werden wird. Mein Tochter (6 Jahre alt!) hat mir zu Weihnachten (vermutlich, weil ich auch seit Monaten nur noch von DIESER neuen Leica spreche) eine echte „Laika“ geschenkt. Aus meiner Sicht DIE einzige echte Alternative zur kommenden M11.
Was wünsche ich mir aber von der M11? Ich bin mal in mich gegangen und habe versucht aufzuschreiben, was die neue M11 können muss, um unwiderstehlich für mich zu sein:
ISO-Werte weit unterhalb von 100 (am besten in Richtung 50), um auch mit f/1.4 bei praller Sonne ohne ND-Filter arbeiten zu können.
Verschlusszeiten kürzer als 1/4.000 – gerne auch mit elektronischem Verschluss (auch hier spielt das Thema „Offenblende“ eine Rolle).
bessere Akkuleistung als die M10, vergleichbar mit meiner M240.
geringeres Gewicht (unterhalb von 600 g ohne Akku wäre super! Meine M240 wiegt um die 680 g mit Akku!).
höhere Auflösung (klasse wäre es, wenn man die Auflösung der RAW anpassen könnte) zw. 40 und 60 MP.
Preis auf dem Niveau einer M10 🙂
Mal sehen was Leica morgen bringen wird (erste Spekulationen gehen ja durchaus in die richtige Richtung!). Das Event gibt es übrigens live im Netz zu sehen.
Ein sehr schönes „Spekulationsvideo“ findet sich hier:
Derzeit treibt mich wieder mal die Frage um, wie ich mittelfristig (oder langfristig?!) mit meinem 35er Objektiv weiter mache. Wie die treuen Leser dieses Blogs ja wissen, ist mein Summicron-M 35 mm zwar ein hervorragendes Objektiv, mit dem Bokeh bin ich aber nicht immer so richtig glücklich. Besonders bei kleinteiliger und sehr feiner Struktur bildet das Objektiv außerhalb der Schärfenebene etwas unruhig ab. Das Bokeh ist für mich tatsächlich wichtiger als die Schärfe des Objektivs. Bereits früher habe ich hier einen Vergleich des Summilux-M 35 mm FLE und des Summicron-M 35 mm gepostet (hier zu finden) – ich war damals der festen Meinung, irgendwann (sobald es die finanzielle Situation zulässt) steige ich auf das Summilux um. Nun gut – dann kam der März 2021! Leica präsentierte mit dem APO-Summicron-M 35 mm ASPH ein Objektiv, das für die Leica M neue Maßstäbe setzen sollte. Knackscharf, Traumbokeh und eine Naheinstellgrenze von 30 cm (für alle M-Objektive galt bisher 70 cm). Es war vollkommen klar, dass ich dieses Teil irgendwann in den Händen halten und spielen wollte. Leider wird das Biest bisher nur in sehr kleinen Stückzahlen gebaut und ist praktisch nicht zu bekommen. In diversen Blogs kann man erst Beiträge und Bilder finden. Die Grundmeinung geht in Richtung „geniale Optik“, aber auch einige kritische Punkte finden sich (u. a. Preis-Leistung). Der Aspekt des Bokehs wurde bisher kaum betrachtet, sodass ich kurzerhand im Leica Forum die Frage gestellt habe, ob den nicht jemand das Summilux und das neue APO zur Hand hat und ein paar Testbilder (speziell für mich) erstellen könnte. Es meldete sich Jonathan aus England bei mir und er setze ein eigenes Forum-Thema auf – hier zu finden. Und Jonathan erlaubte mir die Bilder hier für meinen Blog zu verwenden. Ein großes Dankeschön an Jonathan! Besucht auch gerne mal seine Webseite.
I would like to take this opportunity to thank Jonathan, not only for walking through his garden in England and taking pictures with the two lenses especially for me, but also for allowing me to use these pictures here. Thank you!
Ich möchte in diesem Beitrag speziell das Thema „Bokeh“ bewerten und kommentieren. Völlig klar, dass dies eine sehr subjektive Sichtweise ist und ihr die Dinge eventuell völlig anders bewerten würdet/werdet. Auch klar ist, dass ich diese Bewertung auf Basis einer sehr kleinen Anzahl von Bildern mache – auch hier sind wir also von Objektivität sehr weit entfernt. Alle Bilder wurden übrigens mit der Leica M10-R gemacht.
Ich will mir im folgenden drei Bildserien ansehen. Das erste Bild zeigt immer die Aufnahme mit dem APO bei f/2.0 (also bei voll offener Blende). Das zweite Bild zeigt immer den Output mit Summilux ebenfalls bei f/2.0 – somit haben wir gleiche Bedingungen für beide Objektive. Um auch noch einen Vergleich mit dem Summilux bei voll offener Blende zu zeigen, gibt es das entsprechende Bild (dann jeweils die Nummer 3) bei f/1.4. Und los geht’s…
Was sofort auffällt ist, dass das APO leicht schärfer ist als das Summilux. Der Vorteil ist minimal, aber wahrnehmbar. Was man auch recht gut erkennen kann, ist der etwas höhere (Mikro)Kontrast den das APO generiert. Dies sind sehr kleine Nuancen – gut erkennbar in den Ästen im Hintergrund des ersten Bildes (vergleiche Bild 1a und 1b, jeweils rechte obere Ecke). Blicken wir jetzt aber auf das Bokeh und schauen uns die drei Bilderserien etwas detaillierter an. Auf den ersten Blick sieht das alles sehr ähnlich und für mich auch sehr stimmig aus. Klar generiert eine Blende von f/1.4 ein etwas verwascheneres Bokeh wie f/2.0 – gut sichtbar in der Struktur der Bäume der ersten Bildserie (vergleiche Bild 1a und 1c) – aber der Abstand zwischen APO bei f/2.0 und Summilux bei f/1.4 ist deutlich geringer als gedacht. Sichtbar wird dies zum Beispiel beim grauen Baum vor dem Haus und beim gelben Gartenschlauch der quer durch die Wiese läuft (Bildserie 1). Erkennbar ist das auch bei den Bildern 2a und 2c – schaut euch die vertikalen Holzpflöcke im Hintergrund an. Die Blende f/1.4 erzeugt einen wahrnehmbaren Unterschied zu f/2.0 (aus meiner Sicht sind aber wirklich nur minimale Unterschiede zu erkennen). Aber schaut euch mal Bild 2a und 2b an und richtet euer Auge wieder auf die rechte obere Ecke. Ich nehme diesen Bildteil mal etwas größer raus.
Bild 4a: Ausschnitt APO f/2.0.Bild 4b: Ausschnitt Summilux f/2.0.
Das Summilux-Bild (4b) ist etwas heller belichtet als die Aufnahme mit dem APO (4a). Was aber trotzdem ins Auge sticht ist, wie weich das APO die Struktur der Bäume abbildet. Extrem auffällig ist dies im rechten Teil des Bildes. Der Unterschied ist für mich hier wirklich eklatant. Sehen wir uns die Aufnahme des Summlilux bei f/1.4 an (Bild 4c).
Bild 4c: Ausschnitt Summilux f/1.4.
Und ich muss sagen dieses Ergebnis überrascht mich vollkommen. Das Bokeh wird plötzlich richtig unruhig, fast schon „hektisch“. Und wenn ich zwischen den drei Ausschnitten wählen müsste, würde meine Wahl eindeutig auf das Bild 4a fallen – also dem APO – obwohl die Aufnahme „nur“ mit f/2.0 entstanden ist.
Machen wir das gleiche Spiel noch einmal mit der Bildserie 1.
Bild 5a: Ausschnitt APO f/2.0.Bild 5b: Ausschnitt Summilux f/2.0.
Ich denke es ist deutlich ersichtlich, dass das Ergebnis sich praktisch wiederholt. Das APO bildet das Bokeh soviel ruhiger und ausgewogener ab. Die Äste verschwinden praktisch mit dem Himmel und nichts deutet auf Unruhe im Bild hin. Einfach butterweich! Das Summilux neigt auch hier – gerade im Bereich des hellen Hintergrundes – zu Unruhe. Auch die Bäume wirken nicht so weich gezeichnet. Und nun die Aufnahme mit dem Summilux bei f/1.4.
Bild 5c: Ausschnitt Summilux f/1.4.
Und auch hier wieder ein ziemlich eindeutiges Ergebnis. Das Bokeh wirkt unruhig und zu strukturiert (im negativen Sinne). Bei einem Vergleich von Bild 5a (also dem APO bei f/2.0) und Bild 5c (dem Summilux bei f/1.4) fällt auf wie wenig das Summilux bei dieser Aufnahme von der größeren Blendenöffnung profitiert. Wenn ich die Bilder ohne weitere Infos sehen würde, würde ich darauf wetten, dass Bild 5a mit leicht weiter geöffneter Blende fotografiert wurde.
Um das Spiel abzuschließen nun auch noch Bildserie 3 – wenn schon denn schon! Ich habe jetzt bewusst einen Ausschnitt gewählt, der nicht nur von Bäumen dominiert wird.
Bild 6a: Ausschnitt APO f/2.0.Bild 6b: Ausschnitt Summilux f/2.0.
Der Unterschied ist hier nun nicht mehr so deutlich ersichtlich, wie in den anderen Aufnahmen. Die Bäume sind auch hier vom APO schöner und weicher gezeichnet. Auch die blauen Tonnen wirken etwas ruhiger und auch der kleine Busch vor der Hausmauer verschwindet bei der APO-Aufnahme sanfter mit dem Mauerwerk. In der oberen rechten Ecke erkennt man, dass auch das Fenster beim APO butterweich abgebildet wird. In Summe also auch hier ein kleiner Vorsprung für das APO, aber sicher nicht so eklatant wie bei den anderen Aufnahmen. Was zeigt uns der Blick auf das Bild des Summilux bei f/1.4 (Bild 6c)?
Bild 6c: Ausschnitt Summilux f/1.4.
Für mich ist die Aufnahme des Summilux bei f/1.4 auf Augenhöhe mit dem APO bei f/2.0. Unterschiede sind fast nicht auszumachen, bis auf die Unruhe in sehr feinen Strukturen (zum Nachteil des Summilux).
Schlussfolgerung:
Für mich ergeben sich daraus ein paar Erkenntnisse die durchaus überraschend (zumindest für mich!) sind:
Ohne jeden Zweifel sind Leica Summilux-M 35 mm FLE und APO-Summicron-M 35 mm hervorragende Objektive und die Diskussion und Kritik verläuft hier auf einem sehr hohem Niveau.
Die Schärfe des APO ist beeindruckend und übersteigt das Summilux deutlich.
Bei homogenen Strukturen zeichnen beide Objektive ein ähnlich schönes Bokeh.
Bei strukturierten Oberflächen (Bäume, Zäune, Gräser) spielt das APO beim Bokeh in einer ganz anderen Liga. Da liegen (nach meinen wenigen Erfahrungen) tatsächlich Welten dazwischen. Extrem auffällig wird dies bei sehr feinen Strukturen.
Das Summilux kann durch die größere Offenblende von f/1.4 hinsichtlich Bokeh kaum punkten. Ich hätte erwartet, dass der Hintergrund deutlich „verwaschener“ und die Bilder des Summilux damit plastischer wirken – dem ist aber nicht so. In manchen Teilen ist es sogar genau umgekehrt: die Aufnahmen des APO wirken plastischer und deutlich ausgewogener. Das ist sehr überraschend für mich!
Für mich hat das APO auf ganzer Linie gewonnen: Schärfe, Abbildungscharakteristik und Bokeh. Auf Basis der wenigen Bildern, konnte ich keinen Bereich entdecken, in dem das Summilux die Nase vorne gehabt hätte. Einziger Nachteil des APO: der Preis. Wir sprechen hier von einem Objektiv das (Stand Juni 2021) 7.300.-€ kostet. Das Summilux kostet 5.000.-€. Es muss wohl jeder für sich entscheiden, ob man bereit ist 2.300.-€ mehr zu bezahlen, um dann diese phantastische Abbildungsleistung sein Eigen nennen zu können. Eine Antwort auf diese Frage habe ich für mich auch noch nicht gefunden! Und einen Aspekt und Vorteil des APO habe ich bisher noch gar nicht angesprochen: die Naheinstellgrenze von 30 cm sollte ganz neue und bisher unbekannte Gestaltungsmöglichkeiten für einen M-Fotografen bieten. Bin jedenfalls auf weitere Erfahrungen und Reviews gespannt…
Vor wenigen Wochen, hatte ich die Sony Alpha 7R IV für einige Tage zum Testen unter meinen Fingern. Dazu hatte ich das Sony 85 mm 1.8 und das 35 mm 1.8. Eine durchaus attraktive Kombination, die ich beruflich öfter nutzen werde dürfen. Meine Bedürfnisse im Beruf (möglichst hochauflösende Bilder von Oberflächen zu machen, um feinste Risse zu erkennen) und meine privaten Vorlieben (den Prozess des Fotografierens in den Vordergrund rücken) unterscheiden sich aber ziemlich stark. Trotzdem wollte ich die Kamera testen und mich in die Zeit zurückversetzen, in der ich mit einer Spiegelreflex-Kamera und jeder Menge technischem Schnick-Schnack fotografisch tätig war. Damals mit Canon, jetzt eben mit Sony – los geht es!
Hui, die ist aber groß und schwer und das noch ohne Objektiv!
Lasst uns zunächst ganz ganz weit oben beginnen und die äußere Hülle betrachten und mit meiner Leica M (die inzwischen fast 10 Jahre auf dem Buckel hat!) vergleichen. Eine neue Kamera auszupacken ist ja immer ein unglaublich schönes Erlebnis – Karton auf, Kamera raus: Hui, die ist aber groß und schwer und das noch ohne Objektiv!
Mit Objektiv wird das ganze zu einem ganz schönen Brocken. Der Vergleich mit der Leica M mag unfair sein, hat die Leica doch nur ein 50er dran und die Sony ein 85er. Der Gang zur Waage war übrigens spannend: beide wiegen exakt 1,0 kg. Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Macht da etwa jemand auf große Hose?
Ok, Gewicht und Größe sowieso, mögen überbewertet sein. Hilft also nur noch „Betatschen“! Alles was ich an der Leica mag vermisse ich an der Sony! Soviel Plastik, so viele Knöpfe und dann liegt sie (die Sony!), trotz ergonomischem Griff, so schlecht in der Hand. Ich vermisse eine Stütze an meiner Handfläche und den Abstand zwischen den Fingern und dem Objektiv finde ich viel zu klein. Oft wird die Leica M als nicht ergonomisch kritisiert (sie hat ja eher die Form eines Ziegelsteins!), trotzdem liegt sie mir besser in den Händen. Nach fast 10 Jahren Nutzung kann dies aber auch einfach Gewohnheit sein und man sollte der Sony hier nicht unrecht tun und sie als unergonomisch bezeichnen.
11 vs. 17 Knöpfe und Drehräder – Wer hat gewonnen?
Was mich schon sehr viel mehr stört, sind die ganzen Knöpfe. Wie wird heute ein Foto beeinflusst? Nicht anders als auch vor 100 Jahren: Belichtungszeit, Blende und Empfindlichkeit des Films/Chips. Neben dem eigentlichen Auslöser würden also 3 Knöpfe reichen, möchte man jede Funktion tatsächlich einzeln belegen. Meine Leica M hat in Summe 11 Knöpfe (inkl. Auslöser und Drehrad für die Belichtungszeit). Die neue Leica M10 hat noch einmal deutlich weniger (ich denke um die 7 Knöpfe in Summe). Die Sony kommt auf sage und schreibe 18 Knöpfe und Drehräder, die oft sogar mehrfach belegt sind. Ich habe die starke Vermutung, dass man mit der Alpha 7R auch zum Mond fliegen kann!
Was ich aber richtig toll finde, ist das klappbare Display. Das erleichtert vor allem die Bildkomposition, wenn man sehr bodennahe arbeitet und ein Blick durch den Sucher nicht mehr gelingen mag. Bei meiner M verrenke ich mir hier regelmäßig den Nacken.
Kommen wir zum Wichtigsten: dem Sucher. Die Leica M ist eine klassische Messsucherkamera – man Blickt also nicht durch das Objektiv, sondern durch einen eigenen Sucher. Dies hat Vor- aber auch ein paar Nachteile. Der Vorteil ist sicher der ungestörte und direkte Blick auf die Szene. Zudem trüben ND-Filter nicht die Sicht. Viele Fotografen bezeichnen eine Messsucherkamera oft als die reinste Form Fotografie zu betreiben. Die Sony ist eine klassische spiegellose Kamera mit elektronischem Sucher. Man blickt also mit Hilfe des Live-Bildes, welches vom Bild-Chip geliefert wird, durch das Objektiv auf die Szene. Vorteil dabei ist, dass man eben keinen Spiegel benötigt, wie früher bei den Spiegelreflexkameras und Bildänderungen können direkt im Live-Bild gezeigt bzw. eingeblendet werden. Der Sucher der Sony hat über 5 Mio. Bildpunkte und ist hervorragend – da sind absolut keine Pixel mehr zu erkennen, das Bild läuft flüssig. Perfekt gemacht Sony! Was mich etwas stört, ist die Farbsättigung des Sucherbildes. Hier würde ich mir wünschen, dass man aktiv eingreifen kann und das Sucherbild einfach beeinflussen kann. An das Zucken des Live-Bildes beim Eingreifen des Bildstabilisators musste ich mich erst gewöhnen – schön ist das nicht, liegt aber in der Natur dieser Technik. Ohne jeden Zweifel könnte ich mich an einen elektronischen Sucher gewöhnen, genieße aber, solange meine Augen das noch mitmachen, den klaren und direkten Blick durch den Messsucher meiner Leica M.
Was die Leica nicht hat, ist ein Autofokus. Und hier trumpft die Sony richtig auf: 567 Phasenerkennung-AF-Punkte mit 74% Bildabdeckung. Durchaus beeindruckend! Funktioniert das gut? Meist ja! Hat man es mit bewegten Objekten zu tun, so findet der Fokus eigentlich fast immer sicher die richtigen Teile der Szene und verfolgt diese auch zuverlässig. Bei statischen Szenen mit einem dominierenden Objekt im Vordergrund und viel Hintergrund fokussiert die Kamera fast immer auf den Hintergrund. Abhilfe schafft die Wahl des „Spotmodus“, sodass die AF-Punkte auf das Zentrum konzentriert werden. Das ist nicht schlimm, aber hätte ich mir besser erwartet. Bei statischen Szenen war ich daher beim Fokussieren mit der Leica M deutlich schneller als mit der Sony, bei dynamischen Szenen hatte ich mit der Leica natürlich keine Chance.
Die Leica M funktioniert denkbar einfach. Die Sony hält sich am Bedienkonzept der anderen Hersteller.
Kommen wir noch einmal zur Bedienung. Die Leica M funktioniert denkbar einfach: Wahl der Blende über den Blendenring am Objektiv, Wahl der Belichtungszeit über das entsprechende Drehrad, Ausschnitt wählen, abdrücken. Ich arbeite etwas anders, da ich meine M immer in der Belichtungsautomatik betreibe. Das heißt, dass ich die Blende manuell wähle, die Kamera die geeignete Belichtungszeit automatisch wählt und ich dann über das Daumenrad eine Belichtungskorrektur anbringe, um auf die Lichtsituation reagieren zu können. Dies ermöglicht mir maximale Geschwindigkeit bei maximaler Flexibilität. Diesen Modus bietet auch die Sony, nur wird die Blende leider nicht am Objektiv gewählt, sondern über ein Daumenrad, welches zudem sehr ungeschickt platziert ist (an der Oberseite der Kamera). Ich muss also sowohl Blende, als auch Belichtungskorrektur mit der rechten Hand wählen, die linke bleibt arbeitslos (für das Stützen der Kamera findet sie natürlich Verwendung). So richtig gut funktioniert das für mich nicht – leider! Aus meiner Sicht hält sich Sony hier am Bedienkonzept der meisten Hersteller. Warum man die linke Hand aber so konsequent ausschließt ist mir unklar. Ein Drehrad auf der linken Seite der Kamera, in direkter Griffweite der linken Hand (u. a. für die Wahl der Blende) wäre großartig und würde deutlich mehr Flexibilität erlauben.
Und wie sieht es mit der Bildqualität aus? Und jetzt wird es richtig unfair. Die Leica M hat 24 MP, die Sony 61 MP. Hmmm…lässt sich das überhaupt vergleichen. Ich denke schon. Konzentrieren wir uns also nicht auf Detailschärfe und Auflösung, sondern auf die Dinge, die ein Bild wirklich ausmachen: Charakteristik (was auch immer das sein mag!) und Bokeh. Und los geht es!
61 MP – das ist eine Menge Holz!
Zunächst muss man sich klar machen, dass 61 MP bedeuten, dass am Ende pro Bild im Raw-Format120 MB auf der Platte landen – das ist eine Menge Holz. Speicher ist zwar billig, trotzdem braucht es einen leistungsfähigen Rechner, um die Bilder flüssig zu bearbeiten.
Ich habe über ein ganzes Wochenende eine ganze Reihe von Bildern mit der Sony gemacht und auch ein paar direkte Vergleichsaufnahmen mit der Leica M (Typ 240). Hier nun ein paar Bilder für euch, um die Kamera beurteilen zu können. Wie bereits oben angedeutet, haben die Bilder und der Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit – dies sind meine eigenen, sehr subjektiven Wahrnehmungen.
Beginnen wir mit einem Bild bei leichtem Gegenlicht. Die erste Aufnahme zeigt das Bild direkt aus der Kamera, das zweite Bild mit einer leichten Anhebung der dunklen Bereiche durch die Bildbearbeitung. Natürlich bietet die Aufnahme genug Dynamik, um sehr flexibel solche Bearbeitungen zu machen. Aber auch die Originalaufnahme bietet bereits eine gut ausgewogene Belichtung – auch wenn ich mir hier durch die Gesichtserkennung und das Augentracking erwartet hätte, dass stärker auf das Gesicht belichtet worden wäre (ich will nicht ausschließen, dass es irgendwo in den Tiefen der Menüstruktur eine Einstellung gibt, um dies entsprechend zu adressieren).
Und dann noch einen Blick auf ein paar Details. Das folgende Bild wurde auf meinem Schreibtisch aufgenommen. Verwendet wurde das 85er bei f/1.8. Zunächst einmal beeindruckt mich sehr das Bokeh dieses Objektives – richtig schön verwaschen und sahnig! Dann habe ich unten einen kleinen Ausschnitt des Bildes herausgezogen, um noch einmal das Potential der 61 MP zu zeigen. Ist schon echt krass!
Und dann sehen wir uns mal einen direkten Vergleich zwischen Leica und Sony an. Ich habe auf beide Kameras ein 35er geschnallt. Bei der Sony ist es das FE35 mm F1.8, bei der Leica das Summicron-M 35 mm ASPH. Beide Kameras habe ich auf f/2.0 gestellt. Die Bilder sollen keinen künstlerischen Anspruch erheben, sondern einfach nur die gleiche Szene abbilden. Ich habe daher jeweils ein Objekt im Vordergrund platziert, um vor allem das Bokeh beurteilen zu können. Die Bilder wurden nicht bearbeitet und einfach nur auf 2.500 Pixel Seitenlänge runtergerechnet.
SonyLeicaSonyLeicaSonyLeica
Was zunächst mal auffällt ist, dass die Leica M offensichtlich etwas konservativer beim Thema Belichtung agiert und eher unter als überbelichtet. Die Sony trifft hier besser gleich den richtigen Wert. Beim Thema Bokeh der 35er (hier ist ja das Objektiv das entscheidende Element) nehmen sich die beiden Systeme relativ wenig und die Unterschiede sind marginal. Speziell im letzten Bildpaar ist aber zu erkennen, dass die Leica-Kombination deutlich plastischer abbildet. Das Objektiv scheint förmlich aus dem Bild herauszuspringen, wohingegen das Bild der Sony eher „flach“ wirkt. Interessant auch, dass der Kontrastumfang des Leica-Bildes im Bereich des Tisches (raue Holzoberfläche) viel höher zu sein scheint, bzw. auch das Holz sehr viel plastischer wirkt. Bei allen Bildern fällt auf, dass das Bokeh der Leica etwas geschmeidiger ist – die Unruhe bei strukturierten Flächen, was mich beim Summicron manchmal so stört, wirkt sich gegenüber der Sony-Kombination nicht störend aus. Ich denke, dass sich ein 35er Summilux oder das neue 35er Apo-Summicron hier noch einmal deutlich absetzen würde.
Richtig spannend wird es wenn man die Objektive mal wechselt. Ich habe mein 50er Summilux mit dem 85er von Sony verglichen. Durch die Wahl des Abstandes habe ich versucht vergleichbare Ausschnitte abzubilden – wieder keine Bildverarbeitung und nur auf 2.500 Pixel skaliert.
SonyLeica
Der Fokus wurde auf das abgeschnittene Gebüsch im Vordergrund gelegt. Und jetzt schaut euch mal diese plastische Wirkung der Leica an – für mich liegen hier Welten zur Sony. Blickt man auf den Gartenschlauch im Hintergrund, so sieht man wie cremig das Bokeh des Summilux ist und wie stark die Sony Kanten betont und das Bokeh dadurch unruhig wirken lässt. Ähnliches ist bei den Sträuchern im Hintergrund zu beobachten. Zudem überrascht mich die Farbgebung der Leica – die Farben knallen deutlich mehr (für mich aber durchaus positiv).
Was kann man also zusammenfassend sagen:
Ohne jeden Zweifel beeindrucken die Auflösung von 61 MP der Sony. Die Details die sich damit generieren lassen, sind schon fast abartig. Die Sinnfrage nach den 61 MP darf aber in jeden Fall gestellt werden.
Die Belichtungssteuerung der Sony arbeitet sehr gut, auch bei leichtem Gegenlicht saufen die Bilder nie stark ab. Habe mit den diversen Belichtungsmessmethoden, welche die Sony bietet aber nicht gespielt. Alle Bilder wurden mit dem „Multi-Modus“ gemacht, der die Messung über das gesamte Bildfeld durchführt. Bei Personenaufnahmen hätte ich mir einen stärkeren Eingriff der Kamerasoftware erwartet (um das Gesicht korrekter zu belichten) – hier ist sicher noch Potential nach oben.
Der Autofokus der Kamera ist ein echtes Highlight und definiert derzeit wohl den Standard bei solchen Kameras. Bewegte Ziele werden zuverlässig verfolgt, das Augentracking ist sensationell gut und nur bei statischen Szenen hatte ich das eine oder andere Problem auf den Bildteil zu fokussieren, der mir als Fotograf gerade wichtig war.
Das Bokeh des 35er und des 85er sind ansehlich und ausgewogen – beide Objektive kommen allerdings nicht an die Zeichnung eines Leica-Objektives heran. Gerade das Leica Summilux-m 50 mm trumpft hier auf und lässt die Muskeln spielen (fairerweise muss man auch sagen, dass das Leica-Objektiv ungefähr das 5-fache kostet).
Der Bildcharakter der Sony-Aufnahmen scheint etwas beliebig zu sein – was aber nicht schlecht ist. Schärfe, Bokeh und die technischen Möglichkeiten der Kamera (vor allem hinsichtlich des Autofokus) sind sicher herausragend und stellen die Speerspitze moderner Kameratechnik dar. Die 10 Jahre alte Leica kann hinsichtlich Dynamik nicht mithalten, trumpft aber beim Thema Schärfe und Bokeh mächtig auf. In Summe gefällt der Bildlook der Leica besser, als jener der Sony – zudem haben die Leica-Bilder einen gewissen Wiedererkennungswert.
Würde ich mir die Sony 7R IV kaufen? Die Antwort fällt leicht: Nein! Bevor ich zur Sony greifen würde, würde ich die vergleichbaren Leica-Produkte ansehen – vor allem die SL2 scheint hier deutlich näher an meiner Art zu fotografieren zu sein. Der Test hat mir wieder gezeigt, dass ich keine der technischen Spielereien vermisse. Autofokus wäre zwar manchmal nett, meistens komme ich aber ganz gut ohne aus. Und sollten meine Augen irgendwann zu schlecht für das manuelle Fokussieren durch den Messsucher werden, so steht mit der Leica Q eine adäquate Alternative zur Leica M bereit.
Und abschließend noch zwei schöne Reviews der Sony Alpha 7R IV:
Nachdem ich schon länger den Eindruck hatte, dass Flick tot ist, habe ich mich heute endgültig davon verabschiedet. Account gelöscht – aus und vorbei! Seit ungefähr zwei Wochen inspiziere ich nun Instagram etwas näher – naja. Viel Müll, aber auch echt ein paar richtig gute Dinge. Schade nur, dass sich Instagram als reine Social Media Plattform sieht und nur wenig Möglichkeiten für die Fotopräsentation vorsieht: Foto posten und Schluss! Mal sehen ob ich dabei bleibe…
In den letzten Wochen habe ich relativ viel mit dem Huawei Mate 10 Pro und der entsprechenden Kamera probiert und meine Erfahrung gesammelt. Eine interessante Funktion ist, die Blende nachträglich zu verändert bzw. eine entsprechende Veränderung zu simulieren. Über den Menüpunkt „Große Blende“ lässt sich diese Funktion aktivieren. Nachdem das Foto gemacht wurde, zeigt ein Symbol am oberen Rand, dass die Aufnahme mit dieser Funktion generiert wurde – ein Klick darauf aktiviert einen Schieberegler mit dem sich dann die Blende bis zu 0.95 öffnen/simulieren lässt. Dieser Prozess basiert darauf, dass die Software das Objekt analysiere und mit der entsprechenden „Unschärfe“ ausstattet. Der Bildpunkt von dem die Schärfe in Richtung Unschärfe „gezogen“ wird, kann ebenfalls gewählt werden, sodass relativ viel Gestaltungsspielraum besteht. Ein (aus meiner Sicht) perfektes Beispiel zeig diese Aufnahme.
Unschärfe im Hintergrund durch App gesetzt.
Dass es sich aber um eine reine Bildbearbeitung handelt, kann man gut erkennen, wenn man auf die Details achtet. Die feinen Härchen am Kopf werden nicht sauber selektiert und die Unschärfe verläuft dort etwas „unselektiv“. Besonders markant wird dies, wenn man Bereiche im Bild vorliegen hat, welche eine ähnliche Textur wie der Hintergrund aufweisen. Gut zu erkennen ist dies im folgenden Bild.
Unschärfe im Hintergrund durch App gesetzt mit Problemen (siehe hinterer Arm).
Die vertikalen Streifen des Pullovers verlaufen in direkter Linie mit dem Fensterrahmen der örtlich weit dahinter liegt. Dies verwirrt die Software wohl so sehr, dass die Unschärfe auch auf dem Pullover verstärkt wird und dadurch ein etwas seltsamer Bildeindruck entsteht.
Prinzipiell ist dies also ein sehr schönes und nützliches Feature, welches aber mit großer Vorsicht einzusetzen ist.
Ja ich weiß…jetzt auch noch Smartphone-Fotografie! Nein, so ist dieser Beitrag nicht angedacht und ich will nicht mehr (oder weniger) als meine Erfahrungen zum Huawei Mate 10 Pro und dessen Anwendung in der Fotografie ein wenig teilen …und ich möchte auf keinen Fall eine Diskussion lostreten, ob DAS Smartphone nun prinzipiell zum Fotografieren taugt oder nicht. Daher kurz vorneweg mein Standpunkt dazu: Das Smartphone hat unser Leben und unsere Gesellschaft verändert, wie kaum ein Gerät davor (lässt es sich in diesem Zusammenhang mit dem Auto vergleichen?) und es ist inzwischen in einem Entwicklungsstadium angekommen, wo es tatsächlich für viele Dinge ganz wunderbar eingesetzt werden kann. Natürlich lassen sich damit auch Fotos machen – gute und zweifelsfrei ganz viel schlechte/uninteressante (wie das Internet und die zahlreichen Flickr-Streams belegen). Der Prozess der Entstehung eines Bildes (und damit meine ich den kreativen Prozess, den Moment des Auslösens und den Augenblick, in dem wir Licht auf den Film oder den Sensor lassen) ist aber vollkommen anders. Man „knips“ mehr als man fotografiert, man überlegt weniger und „fängt einfach ein“. Für viele Menschen kann dies genau der richtige Ansatz sein, für mich fehlt dabei ein großer Teil dessen, was mich an der Fotografie so fasziniert – der Blick durch den Sucher, die Wahl der richtigen Einstellungen und dann das Auslösen als magischer Moment. Klar, all dies lässt sich (in Teilen) auch mit einem Smartphone erleben, das ganz große Gefühl kommt dabei (zumindest bei mir) aber nicht rüber. Und Fotografie hat ganz viel mit Gefühl, Emotion und Ausdruck zu tun. Trotzdem gibt es Momente bei denen meine geliebte M zu Hause faul in der Tasche liegt, das Smartphone als treuer Begleiter in der Hosentasche steckt. Warum dieses Instrument also nicht auch für die Fotografie einsetzen? And here we are….!
Da der Wechsel auf ein neues Smartphone fällig war, hatte ich also die Qual der Wahl und entschied mich für das Huawei Mate 10 Pro – auch, aber nicht nur, wegen der Eigenschaften der eingebauten Kamera(s). Vor allem das Vorhandensein von zwei getrennten Bild-Chips, von denen einer ein reiner Monochrom-Chip ist, weckte bei mir Begeisterung. Leica hatte bei der Entwicklung des Kamera-Teils des Smartphone seine Finger mit im Spiel, also konnte man wohl eine gewisse Qualität erwarten. Einige wenige Recherchen im Internet zeigten mir dann, dass Huawei nicht alles falsch gemacht zu haben scheint und die Kameras wohl zu den besten am Markt gehört. Die Foto-App die von Leica mitgestaltet wurde und daher minimalistisch und übersichtlich ausfällt, begeisterte mich zudem von Anfang an. Die Entscheidung war also schnell gefällt. Ich will hier keine Screenshots der Kamera-App einstellen und auch keine Bilder vom Mate 10 Pro, diese findet ihr im Internet in großer Anzahl.
Nach kurzem „Einarbeiten“ ging es raus in den milden Winter. Einige kurze Spaziergänge durch die Weinberge oberhalb von Feldberg reichten aus, um die Kamera zu testen und zu sehen was sie leisten kann. Alle Bilder sind im „Pro-Modus“ entstanden, in dem die Kamera keine spezielle Bearbeitung der Bilder vornimmt. Die Verschlusszeit und eine Belichtungskorrektur lässt sich leicht vornehmen und so macht es durchaus Spaß etwas auszuprobieren.
Bekanntes Motiv aus früheren Sessions.
Der Stein in den Weinbergen.
Blick über Feldberg.
Details in den Weinbergen.
Der Blick hinauf.
Gemütliches Plätzchen oberhalb von Feldberg.
Extrem positiv ist mir die kurze Auslöseverzögerung der Kamera aufgefallen. Damit lässt sich sehr schnell und praktisch verzögerungsfrei auf Situationen reagieren. Die Kamera-App ist wunderbar und erlaubt es ohne lange Einarbeitungszeit mit der Kamera zu agieren. Die Farbbilder oben zeigen, dass eine sehr neutrale Zeichnung und Farbgebung vorherrscht – nichts wird überzeichnet oder unnötig verstärkt. Mit solchen Farben lässt es sich gut leben. Positiv fällt auch auf, dass die Detailwiedergabe schon unglaublich hoch ist – Huawei verrechnet ja den Output aus beiden Kamerachips zu einem Bild und kombiniert daher das Beste aus RGB- und Monochrom-Chip.
Natürlich war ich am meisten auf die Bilder bei Verwendung der Monochrom-Kamera gespannt. Und ich kann sagen, sie hält was ich mir erwartet hatte.
Blick über Feldberg.
Weg durch die Weinberge.
Das Kreuz am Himmel.
Wolkenspiel.
Weinreben.
Detail an der Weinrebe.
In Summe überzeugt mich die Bildqualität. Relativ vorsichtig muss man mit der Belichtung umgehen (vor allem bei Verwendung der Monochrom-Kamera), da eher über- als unterbelichtete Bilder entstehen (die beiden letzten Bilder zeigen dies recht deutlich). Die angenehme Funktion schnell eine Belichtungskorrektur anzubringen macht die Arbeit hier aber sehr einfach. Die Details bei der Monochrom-Kamera sind, wie erwartet, noch einmal deutlich höher als bei der RGB-Kamera. Der Kontrastumfang überzeugt aber, auch bei Gegenlicht.
Wir werden also sehen, wie oft ich das Smartphone als Kamera einsetze. Definitiv werde ich euch wohl auch mit Bilder aus dem Smartphone in Zukunft etwas „nerven“ – auf euer Urteil bin ich schon gespannt.